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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Rosemary für romantische Erinnerungen? Oder bedeutete der Name etwas ganz anderes?, überlegte Hardcastle.

14
     
    C olin Lambs Bericht
    Ich ging von Charing Cross Road aus zu Fuß und kam schließlich an mein Ziel, einen kleinen, düsteren Buchladen in einer Seitenstraße nahe dem Britischen Museum. Ich zwängte mich durch den Eingang – mehr Raum ließen die Bücher nicht. Im Laden wurde jedem Besucher klar, dass nicht die Bücher für den Laden da waren, sondern der Laden für die Bücher – sie hatten von jedem Winkel Besitz ergriffen. Auf einem Hocker in der Ecke, von Büchern umgeben, saß ein alter Mann mit einem dicken, geschwollenen Gesicht wie ein Karpfen. Er sah aus wie jemand, der einen ungleichen Kampf aufgegeben hatte. Er hatte versucht, der Bücher Herr zu werden, aber offensichtlich war das Gegenteil der Fall. Es war Mr Soloman, der Eigentümer. Er erkannte mich, sein kalter Fischblick zeigte einen Moment eine Spur von Wärme, und er nickte.
    »Haben Sie etwas für mich?«, erkundigte ich mich.
    »Gehen Sie bitte nach oben und schauen Sie nach, Mr Lamb. Immer noch Meerespflanzen und so’n Zeug?… Sie wissen ja, im zweiten Stock. Vorgestern kam eine neue Sendung. Ich bin noch nicht ganz fertig mit dem Auspacken. Das Paket liegt oben in der Ecke.«
    Ich nickte und schlängelte mich durch die Bücherwände und eine ziemlich wacklige Treppe empor, bahnte mir einen Weg durch Studenten und Geistliche und fand den Weg schließlich von einem eng umschlungenen und für die Umwelt verlorenen Pärchen blockiert.
    »Entschuldigung«, sagte ich, schob die beiden entschlossen beiseite, hob einen Vorhang, der eine Tür verbarg, holte einen Schlüssel aus der Tasche und schloss sie auf. Ich befand mich in einer Art Vestibül; mir gegenüber entdeckte ich eine Tür mit einem auf Hochglanz geputzten Klopfer. Ich betätigte ihn, und eine ältliche, grauhaarige, bebrillte Frau in schwarzem Rock und weißem Angorapullover öffnete.
    »Sie sind es?«, sagte sie ohne jeden Gruß. »Er hat erst gestern nach Ihnen gefragt. Er war nicht sehr zufrieden… Sie werden sich mehr anstrengen müssen«, sagte sie.
    »Na, na, Nanny!«
    »Und nennen Sie mich nicht immer Nanny«, sagte die Dame. »Das ist ein Deckname. Das habe ich Ihnen schon mehrmals gesagt. Sie gehen lieber gleich rein, damit Sie es rasch hinter sich haben.« Sie drückte auf den Knopf einer Sprechanlage und sagte: »Mr Colin… ja, ich schicke ihn rein.« Sie legte auf und nickte mir zu.
    Ich ging durch eine Tür am Ende des Zimmers in einen anderen Raum, der so voller Zigarrenrauch war, dass man nur mit Mühe etwas erkennen konnte. Schließlich entdeckte ich die füllige Gestalt meines Chefs, der auf einem alten, gebrechlichen Großvaterstuhl saß, neben dessen Lehne ein altmodisches, drehbares Lese- und Schreibpult stand. Colonel Beck nahm die Brille ab, stieß den Tisch beiseite und sah mich missbilligend an.
    »Lassen Sie sich auch mal wieder sehen?« brummte er.
    »Ja, Sir«, bestätigte ich.
    »Haben Sie was?«
    »Nein, Sir.«
    »Ah! Also, Colin, so geht’s nicht, hören Sie? So geht’s nicht! Crescents, Monde, nein!«
    »Ich glaube immer noch…«, fing ich an.
    »Gut. Sie glauben immer noch. Aber wir können nicht ewig warten, während Sie noch glauben.«
    »Ich gebe zu, dass es nur eine Eingebung war«, erklärte ich.
    »Schadet nichts«, meinte Colonel Beck. Er war ein widerspruchsvoller Mensch. »Beste Arbeit, die ich je geleistet habe, verdanke ich Eingebungen. Nur Ihre Eingebung scheint zu nichts zu führen. Fertig mit den Lokalen?«
    »Ja, Sir. Wie ich Ihnen sagte, bin ich jetzt bei den ›Crescents‹, den halbrunden Straßen. Ich meine, bei den Häusern, die an diese Straßen angrenzen.«
    »Ich habe nicht angenommen, dass Sie Bäckerläden mit Hörnchen meinten – obwohl, wenn ich’s mir recht überlege, kein Grund vorliegt, weshalb nicht… Überall eine Niete gezogen?«
    »Fast. Ein Stückchen muss ich noch hinter mich bringen.«
    »Sie wollen also mehr Zeit, heißt das?«
    »Ich will mehr Zeit, ja«, erwiderte ich. »Aber im Augenblick möchte ich nichts unternehmen. Da war ein merkwürdiger Zufall, und er könnte – er könnte – etwas bedeuten.«
    »Schwafeln Sie nicht. Geben Sie mir Tatsachen.«
    »Ort der Untersuchung: Wilbraham Crescent… Und der Zufall will es, dass dort ein Mann ermordet wurde.«
    »Wer wurde ermordet?«
    »Bis jetzt weiß man es noch nicht. Hatte eine Karte mit Namen und Adresse in der Tasche, aber das war

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