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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Doch Sie werden verstehen, dass es da gewisse Schwierigkeiten – «
    Poirot unterbrach ihn: »Ich kam hierher, weil meine Wohnung neu gestrichen wird.«
    Ich lachte laut auf. »M. Poirot braucht nicht herumzulaufen. Er bleibt dabei, dass er alles von einem Sessel aus erledigen kann. Aber ganz stimmt das doch nicht, nicht wahr, Poirot? Oder weshalb wären Sie sonst hierhergekommen?«
    Würdevoll entgegnete Poirot: »Ich sagte, dass es nicht nötig sei, den Bluthund zu spielen. Aber ich gebe zu, dass ein Hund für die Jagd erforderlich ist, ein Apportierhund. Ich persönlich kann ohne Hund auskommen. Dennoch akzeptiere ich Ihre englische Idealvorstellung von einem Hund. Der Mensch liebt und achtet seinen Hund, lobt seinen Freunden gegenüber dessen Klugheit. Aber auch das Umgekehrte ist möglich! Der Hund liebt seinen Herrn – und er wird Dinge tun, nach denen sich sein Herr sehnt. Und so war es mit meinem netten jungen Freund Colin hier. Er suchte mich auf, nicht um sich bei seinen Problemen helfen zu lassen – er wusste, dass er sie selber lösen könnte und wohl auch schon tat. Nein, es bekümmerte ihn, dass ich nichts zu tun hatte und einsam war. Und so forderte er mich mit einem Problem heraus, forderte mich heraus, das zu tun, wovon ich so oft behauptet hatte, dass es möglich sei: ruhig im Stuhl zu sitzen und – zu gegebener Zeit – das Problem zu lösen. Er hingegen wollte mir beweisen, dass es doch nicht so einfach wäre. Mais oui, mais oui, das ist wahr! Sie wollten sich ein bisschen lustig machen über mich, und ich schelte Sie deswegen nicht. Ich sage nur, dass Sie Ihren Hercule Poirot nicht kannten.«
    Ich grinste ihn freundschaftlich an, wie er so seinen Brustkasten vorstreckte und seinen Schnurrbart zwirbelte.
    »Geben Sie uns also die Antwort – wenn Sie sie wissen!«
    »Natürlich weiß ich sie! Ich weiß, wer den Mann in Wilbraham Crescent Nr. 19 ermordete und Edna Brent.«
    Hardcastle blickte ihn ungläubig an: »Sie wissen, wer der Tote ist?«
    »Ich weiß, wer er sein muss.«
    Hardcastles Zweifel zeigten sich deutlich auf seinem Gesicht, doch blieb er, eingedenk der Ermahnungen seines Polizeichefs, höflich, wenn er auch skeptisch fragte: »Entschuldigen Sie, M. Poirot, Sie behaupten zu wissen, wer diese drei Menschen tötete und warum?«
    »Ja, ich weiß es!«
    Hardcastle seufzte: »Aber sehen Sie, M. Poirot, ich brauche Beweise!«
    »Natürlich. Ich denke aber, dass Sie sich mit den Möglichkeiten, über die Sie verfügen, diese Beweise leicht beschaffen können. Wenn Sie es wirklich wissen – ist das nicht der erste Schritt?«
    »Nicht immer«, meinte Hardcastle bekümmert. »Es laufen heute Leute herum, die eigentlich im Gefängnis sitzen sollten. Sie wissen es, und wir wissen es.«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach ich. »Sie wissen… Dann lassen Sie es uns jetzt auch wissen!«
    »Ich merke, dass, Sie noch immer skeptisch sind. Zunächst möchte ich Folgendes sagen: Sicher sein, heißt, dass alles an die rechte Stelle gerückt ist. Man merkt, dass es gar nicht anders hätte geschehen können. Es ist klar, dass man einen Fall nicht im Sessel sitzend lösen kann, wenn man nur die Zeitungsberichte liest. Die Fakten müssen genau stimmen, und das ist in den Zeitungen selten, wenn überhaupt, der Fall. Aber in Colin hatte ich einen äußerst geschickten Hund. Er hatte schon immer ein hervorragendes Gedächtnis. Er kann noch nach Tagen Unterhaltungen wörtlich wiedergeben, damit verbundene Geräusche und so weiter. All das ist sehr wichtig. Das bedeutet, dass er hörte, was ich gehört und gesehen haben würde, wenn ich zugegen gewesen wäre.«
    »Nur hat der arme Hund nicht die erforderlichen Schlüsse gezogen!«
    Ohne darauf einzugehen, fuhr Poirot fort:
    »Soweit es möglich war, habe ich alle Fakten gesammelt. Was mir zuerst auffiel, als Colin mir die ganze Geschichte erzählte, war das Charakteristikum des Fantastischen. Vier Uhren, alle etwa eine Stunde vorgestellt, alle ins Haus gebracht ohne Wissen der Eigentümerin, zumindest behauptete sie das. Wir dürfen nämlich niemals glauben, was uns gesagt wird, bis solche Erklärungen genau überprüft worden sind.«
    »Ihr Verstand arbeitet genauso wie meiner«, sagte Hardcastle.
    »Auf dem Fußboden liegt ein toter Mann. Niemand weiß, wer er ist (oder wenigstens wird das behauptet). Weder der auf der Karte verzeichnete Name noch die Versicherung, noch die Adresse existieren. Das ist zwar ein negativer Beweis, aber es ist ein Beweis.

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