Auf Dunklen Schwingen Drachen1
einer toten Frau verfolgt, die mich verzehren würde, wenn ich das zuließ; am Tage kämpfte ich gegen Fieber und das Wetter, während ich Steine aus dem Boden klaubte, welche das Wachstum der Knollen verhinderte, sie verkrüppelten.
Träumen, Pläne schmieden, das erforderte mehr Energie, als ich aufbringen konnte, mehr Hoffnung, als ich besaß. Es erforderte den Glauben an das Morgen, an sich selbst.
Aber wenn ich mich anstrengte …
… wenn ich mich wirklich bemühte …
… vielleicht fand ich dann den winzigen Samen einer Idee unter meinem versteinerten Herzen begraben, auf dem unfruchtbaren Boden meines Geistes, geboren aus den Gesprächen zwischen trunkenen Männern des Töpferclans, die ich vor so vielen Jahren belauscht hatte, und unter all der Ungerechtigkeit, die ich bis jetzt in meinem Leben mit angesehen hatte.
Aber das war Fantasie, dieser Gedanke. Nein, schlimmer als Fantasie. Es war die hoffnungslose Sehnsucht nach etwas Unmöglichem.
Es Ohd-sli gegenüber zu erwähnen würde es zu Nichts zerschmettern.
Voe-too. Ron-sin. Yac-sor. Die Grimmigen Gebenedeiten Fribet und Koh-sei starben. Rin-mes, Ras-aun, Orc-hid. Sie alle starben.
Die Schwindsucht traf uns alle, Alte und Junge. Niemand schlief bei dem ständigen Husten auf dem Dachboden.
Und es regnete, regnete und regnete.
Auf unserem getrockneten und gelagerten Drachendung wuchsen Pflanzen, so feucht war die Luft. Also aßen wir die Kadoob roh, zuerst gewaschen und geputzt, später mit dem Schlamm an der Schale. Wir aßen selbst unsere letzten Renimgars, ohne sie zu kochen.
Unsere feuchte Kleidung stank muffig. Unsere Haut war von Feuchtigkeit aufgedunsen. Die Haut zwischen unseren Zehen wurde rissig, auch die auf den Schenkeln, an den Lenden, den Unterarmen, in unserem Nacken. Nachtwachen und Anbetungen verstrichen unbemerkt.
Schließlich lief das Becken des Wasserfalls über. In unserem Erdgeschoss stand knöchelhoch das Wasser, auf dessen schlammiger Oberfläche Trauben von Moskitoeiern schwammen.
Wir konnten den Garten nicht mehr bestellen, denn er war zu einem See geworden. Unsere Hanffelder waren der reinste Ozean.
Wir hockten zusammengekauert auf dem Dachboden und kämpften mit dem Tod. Wir wagten uns nur hinaus, um den entsetzlich hungernden Kuneus eine erbärmlich kleine Menge ungemahlener Dschungelpflanzen zu bringen, verrottende Kadoob aus dem überfluteten Garten zu fischen oder die Nachttöpfe in den See zu kippen, der uns umgab.
Kiz-dan gaben wir die meiste Nahrung. Sie verzehrte sie ohne Zögern oder Schuldgefühle, fest entschlossen, die Milch für ihren Kleinen weiter fließen zu lassen. Aber er trank viel und schrie ständig nach mehr. Sein Körper war von Moskitostichen übersät, von zu vielen. Einige eiterten. Wir alle bangten um sein Leben.
Es war eine Zeit der Nässe, wie wir sie noch nie erlebt hatten, eine Saison, die uns keinen Tag Pause gewährte, keine Stunde ohne Regen.
Die Kräftigsten von uns arbeiteten unaufhörlich, wuschen schmutzige Decken aus, wrangen sie so trocken, wie sie konnten, und hängten sie in der Hoffnung auf, dass sie vielleicht ein klein wenig trockneten, bevor wir sie wieder verwendeten. Aber aufgrund des Durchfalls und des blutigen Schleims, den wir husteten, wurden sie stets benötigt, bevor sie trocken waren. Wir tranken ganz offen Drachengift und flößten es den Kranken statt irgendwelcher medizinischer Kräutertränke ein.
Ich trank es ebenfalls. Unverdünnt. Direkt von den Zungen der Drachen. Im Lauf der Monate hatte ich meinen Magen und Darm durch meine immer stärkeren Mischungen ahnungslos gegen das Gift immunisiert, obwohl es mir leichte Beschwerden bereitete, als ich das Gift jetzt in Reinform zu mir nahm. Aber schon nach wenigen Wochen war ich an die Macht des reinen Gifts gewöhnt, sehnte mich nach stärkerem, stellte mir eine Drachenzunge zwischen meinen Beinen vor und wie dieses Eindringen, das Gefühl auf der empfindlichen Haut meines Geschlechts, mein Verlangen erfüllen könnte, mich zu diesem Gipfel bringen würde, zu dem der Verzehr des Giftes eines alten Drachen mich nicht mehr brachte.
Und ich fragte mich auch, was das Gift eines Bullen in der Blüte seiner Jahre mit mir anstellen würde. Allerdings hatte ich nicht viel Zeit, mich solchen Träumereien hinzugeben.
Ohd-sli und ich arbeiteten Seite an Seite; unser Zwist war begraben, wenngleich nicht vergessen. Wir aßen Dschungelpflanzen und verfassten glühende Schriften an den Ranreeb. Wir gingen zu dem
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