Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Ka zurück, und ich lege mich vor ihn. Mach schon, tu’s! Lass mir den Vortritt!«
Wir starrten uns an, vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht von der Gewalt, die wir soeben mit angesehen hatten.
Atl-eri trat vor. »Nicht Ka, Zar-shi. Wenn du dich vor einen Bullen legen willst, nimm Lutche. Ka ist außer sich.«
»Wenn sie Ka will, soll sie Ka bekommen«, erwiderte Gelbgesicht herausfordernd und sah mich an. »Soll sie die ganze Pracht göttlicher Leidenschaft erfahren.«
Ich sah erneut Nnp-trn an, die bäuchlings zu unseren Füßen lag. Ein Fuß zuckte unablässig. Sie war verstummt. Mir war übel, und ich schien zu fiebern. Es war alles so schnell passiert, dass ich es kaum fassen konnte.
»Nicht Ka«, flüsterte ich. »Lutche.«
Gelbgesicht stieß einen verächtlichen Laut aus und hob herausfordernd das Kinn. »Dann geh. Tu, was du willst. Wärst du wirklich meine Tochter, würdest du Ka wollen.«
Wer war diese alte Frau, die da vor mir stand?
»Ich war niemals deine Tochter«, flüsterte ich.
»Ich habe dich aber wie eine geliebt.«
Liebe? Sie nannte das, was sie mir gezeigt hatte, Liebe?
Aber das Wort saß mir wie ein Kloß im Hals, als Gelbgesicht anfing zu weinen. Gebeugt und krummbeinig durch ihre Krankheit, von der Gelbsucht geplagt und ausgemergelt, irgendwo zwischen fünfzig und hundert Jahre alt, weinte diese desillusionierte alte Frau und drehte mir den Rücken zu.
»Geht. Beide. Ich kümmere mich um Nnp-trn.«
Atl-eri nahm mich sanft am Ellenbogen und führte mich zu Lutche.
»Du willst dich wirklich vor den Drachen niederlegen?«
Ihre Worte waren weich, wie ein Atemhauch auf meinem Gesicht. Ich lag auf dem Rücken. Die Kälte des Schiefers drang durch meine Tunika, und mich fröstelte bis auf die Knochen. Ich starrte verlegen in den nächtlichen Nebel.
»Ja«, antwortete ich Atl-eri.
Sie streichelte meine Stirn. »Behalte diese Nacht stets in Erinnerung, heho. Was auch immer das Leben dir noch nimmt, was dir auch widerfahren mag, trage diese Nacht stets in deinem Herzen.«
Sie löste langsam die Schärpe meiner Tunika und begann ihren berauschenden Djimbi-Gesang. Sie strich mit den Fingern sanft über meinen Bauch, ermunterte mich, küsste mich leicht auf den Mund, strich mit der Zunge über meine Lippen. Ich fühlte, wie ich mich ihr entgegenbog, nach dem Geschmack von Gift verlangte, nach der klaren Heiterkeit, die es auslöste.
»Bitte …« Ich flüsterte das Wort, ohne dass ich es merkte. Sie gehorchte nicht, sondern fuhr fort, mich zu küssen und zu liebkosen.
»Oh, bitte, bitte jetzt.« Ich bestand nur aus sehnsüchtigem Schmerz, aus Verlangen. Meine Gier musste gestillt werden, jetzt. Jetzt sofort.
Sie stand auf, ihre Hanftunika raschelte leise, und sie trat neben Lutches Schädel.
»Sei sanft zu ihr, guter Bulle«, sagte sie. Vielleicht fantasierte ich die Worte aber auch nur, denn mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren.
Ich hob die Knie, und mir lief eine Gänsehaut über die Beine. Dann spreizte ich die Knie und bot dem Bullen mein Verlangen dar.
Ich schloss die Augen. Ich wollte nicht sehen, wie er sich auf mich stürzte, wie die große, muskulöse Zunge aus seinem Maul schnellte, die fedrigen Fühler sich nach oben bogen und über seiner schuppigen Stirn zitterten.
Die Zeit wurde langsamer, dehnte sich. Ich hörte nur meine eigenen, schnellen Atemzüge.
Dann fühlte ich, wie warme, feuchte Luft über meine Knie und meinen entblößten Bauch strich. Luft, die nach Limonen und Süßholz roch, hörte Klauen, die über die Schieferplatten neben mir kratzten und den lehmigen Boden darunter erschütterten. Trockene schuppige Haut spreizte meine Knie noch weiter, brüsk und machtvoll, und ein neuerlicher feuchter Atemstoß wärmte mich. Schuppen kratzten über die empfindliche Haut meiner Innenschenkel. Ich roch Salz, Dung und Leder.
Ich hielt den Atem an, verspannte mich, umklammerte mit den Fingern den Hanf meiner Tunika. Dann brüllte Lutche; sein Maul war nur eine Daumenlänge von meinem Geschlecht entfernt, seine festen Lippen strichen über meine Pobacken, und das Brüllen hallte in mir wider, als wäre ich eine Glocke, die angeschlagen worden war. Als wäre es zu einer vibrierenden Flüssigkeit in meinen Adern geworden, erschütterte es jede Sehne, jeden Knochen.
Ich riss unwillkürlich die Augen auf. Und starrte in ein großes, goldgelbes Auge, das zur Seite geneigt war und dessen echsenartig geschlitzte Pupille zurückstarrte, mich anstarrte, durch
Weitere Kostenlose Bücher