Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
ist falsch«, flüsterte ich. Meine Wangen glühten.
    »Das Verlangen? Oder das Tun?«
    »Beides.«
    »Wer kommt dabei zu Schaden, Zar-shi? Niemand wird ausgebeutet, niemand gezwungen. Es ist ein göttlicher Austausch zwischen Bestie und Weib.«
    »Es ist abartig!«
    »Sag mir, dass du woanders nichts Schlimmeres gesehen hast. Weit Schlimmeres, das nur akzeptiert wird, weil es die von Macht definierte Herrschaft eines Aggressors über einen weniger Mächtigen bestätigt. Sag es mir, dann stimme ich dir zu.«
    Ich dachte an den Roidan Yin Kasloo, bei dem Frauen zwischen Kus ausgetauscht wurden; dachte an Mombe Taro, wie die Aristokraten in ihrer besten Garderobe und mit Freuden die Schüler auspeitschten und demütigten. Ich dachte an diese protzige große Paarungshütte im Ku der Glasspinner, den Ort, an dem meine Schwester eingesperrt und erniedrigt worden war.
    »Wann?«, fragte ich.
     
    Der ganze Konvent umschwärmte mich und Kiz-dan, als wäre sie eine Bienenkönigin und ich die letzte Nektar tragende Blume auf der Welt.
    Das Entsetzen vor der bevorstehenden Säuberung, Scham und Schande wegen der Sünden, die wir in der Zeit der Nässe begangen hatten, Hunger, Erschöpfung und Krankheit wurden vorübergehend von der Entschlossenheit verdrängt, Kiz-dans Baby von Tieron wegzubringen, bevor Seine Exzellenz erschien.
    Sie retteten nicht einfach nur Kiz-dans Baby. Diese Frauen sahen ihre eigenen Kinder in dem Lächeln des Kindes, in seinen weichen, vertrauensvoll ausgestreckten Händen. Babys, Geschwister, Nichten, Neffen, all diese Kleinen, die sie seit vierzig und mehr Jahren nicht mehr gesehen hatten. Die Onai retteten sie in Kiz-dans Jungen. Es war ihre zweite Chance, eine Gelegenheit, zu sagen: Nein, ich lasse nicht zu, dass mir dieses Kind weggenommen wird. Ich schicke es dorthin, wohin ich will.
    Kiz-dans Baby repräsentierte eine Liebe, die ihnen aus den Händen gerissen worden war, gewiss, niemals jedoch aus den Herzen, an jenem Tag, als jemand sie nach Tieron schickte.
    Die beiden nächsten Tage nähten die alten Frauen feste Lederschuhe für uns und schneiderten Kleider aus den geretteten Überresten von Ohd-slis Mitgift. Sie suchten im Dschungel nach Essen und verzichteten auf ihre eigenen Mahlzeiten, damit wir mehr Nahrung mitnehmen konnten. Niemand schlief. Die Anbetungen wurden ignoriert, nur die Kuneus wurden gefüttert, wenn auch widerwillig. Alles, was zählte, war das Baby.
    »Wenn wir nur mehr Zeit hätten«, murmelte Npt-trn. Einen Moment später sagte Atl-eri dasselbe.
    »Ihr seid Dotterhirne, wenn ihr geht«, zischte Ohd-sli und hielt mich am Handgelenk fest. »Mein Gebieter wird nicht zulassen, dass etwas geschieht. Und euch holt unterwegs bestimmt eine Dschungelkatze. Nicht, dass ich dir eine Träne nachweinen würde, blöder Schmutzfink!«
    Ach, Ohd-sli! Warum setzen wir immer das herunter, wovon wir am stärksten abhängen?
    »Haltet euch versteckt!«, befahl Gelbgesicht, während wir beide nebeneinander knieten und schlecht getrockneten Dung in Lederfetzen der Schwingen des alten Maht wickelten. »Geht an der Straße entlang und verbergt euch im Dschungel, wenn ihr eine Handelskarawane kommen hört. Bittet niemanden darum, euch mitzunehmen, ganz gleich, wie müde ihr seid. Vergesst nicht, dass der Ranreeb uns verhören wird, und eine verrät vielleicht, dass ihr geflohen seid.«
    So viele Ratschläge. So viel Liebe. So schrecklich viel Furcht.
    In meiner letzten Nacht in Tieron las ich noch einmal die Schriftrolle, die der Ranreeb uns gesandt hatte. Die Frauen, die meine Familie, mein Clan geworden waren, seit ich vor all den Jahren zur Waise wurde, arbeiteten um mich herum. Ihre entzündeten Augen schmerzten in dem Licht einer einzigen qualmenden Kerze, die verbotenerweise aus Drachenfett hergestellt worden war. Die Frauen nähten immer noch, fertigten Kleider an, die ich gar nicht mitnehmen konnte, weil sie ihre sinnlose Arbeit nicht aufgeben, sich nicht in der daraus resultierenden Stille das Entsetzen eingestehen wollten, das auf sie wartete.
    Kiz-dans Baby nuckelte, eine Hand locker und dennoch besitzergreifend auf die Brust gelegt, aus der es trank. Die Augen des Jungen waren geschlossen, und mit den Zehen knetete er gelassen Kiz-dans Arm. Er hatte die Zeit der Nässe unbeschadet überstanden, und er würde auch das hier überleben. Dafür sorgten wir, ich und die anderen Onai in Tieron.
    Ich ließ die Rolle los, die sich federnd auf meinem Schoß zusammenrollte.
    »Wir könnten

Weitere Kostenlose Bücher