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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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auch eine auffällige blaue Farbe auf. Einen solchen Geier hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich ging schneller und versuchte, ihm dadurch auszuweichen, dass ich in die entgegengesetzte Richtung ging, wenn er auf einem Dach landete. Während ich seiner aufdringlichen Gegenwart zu entrinnen suchte, fiel mein Blick plötzlich auf den Gawabe vor mir. Ich erkannte ihn. Es war der Bestattungsturm, den die beiden Makmaki-Brüder verwalteten.
    Ich blickte zu dem Aasvogel zurück, der auf dem geschwungenen Dachgiebel des Gawabes hinter uns saß, und mir dämmerte es.
    »Er hat uns hergeführt«, sagte ich laut. Mir wurde kalt, mein Herz setzte einen Schlag aus, und plötzlich erkannte ich die Kreatur. Ihre sonderbare Farbe wurde den mystischen Aaswesen zugeschrieben, welche das Firmament des Himmlischen Drachenreiches schützten. Mit anderen Worten, der Geier war ein Himmelswächter, nur auf die Größe eines sterblichen Bussards geschrumpft.
    »Ein Himmelswächter«, zischte ich. »Sieh, da oben!«
    Kiz-dan ignorierte mich und ließ sich müde gegen den Steinsockel des Gawabes der beiden Brüder sinken. »Ich muss eine Weile ausruhen, Zar-shi. Nur ein bisschen.«
    »Zarq«, antwortete ich und drehte mich zu ihr um. Ich fühlte, wie sich die Blicke des Vogels in meinen Rücken bohrten. »Nenn mich ab jetzt Zarq, bitte.«
    Hoch über unseren Köpfen breitete der Aasvogel seine Flügel aus und flog mit langsamen Schlägen in den Dschungel. Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, und das leise Pfeifen des Windes unter seinen Flügeln löste eine namenlose, große Angst in mir aus.
    Nein. Ganz so namenlos war sie nicht. Es war dasselbe Geräusch, das der Geist meiner Mutter gemacht hatte, als ich damals im Konvent das Gift schluckte, um ihn fernzuhalten. Es war eben das Geräusch, das seine Klauen machten, als er versuchte, meinen durch das Gift errichteten Schild zu durchbrechen.
    Es schüttelte mich.
    »Was?«, erkundigte sich Kiz-dan.
    »Der Vogel.« Ich deutete auf seine Silhouette am Himmel. »Was war das für ein Vogel?«
    Sie starrte mich an. »Ist das wichtig?«
    »Er war nicht natürlich. Es war eine anderweltliche …« Die Worte erstarben in meiner Kehle, als ich ihre Miene sah.
    »Schon gut«, murmelte ich.
    Vielleicht hatte ich mich ja geirrt, fehlgeleitet von meiner Erschöpfung. Das war sehr wahrscheinlich. Ja, genau.
    Jedenfalls wollte ich das glauben.
     
    Ich stieß einen lauten Pfiff aus vor dem Turm der beiden Makmaki-Brüder, die meine Mutter und mich vor all den Jahren aufgenommen hatten. Aber kein Kopf tauchte in der Tür über uns auf, keine Strickleiter wurde einladend zu uns heruntergelassen.
    »Sie sind vermutlich unterwegs, auf der Jagd«, erklärte ich müde und ging in die Hocke. »Wir warten. Sie kehren sicherlich vor Einbruch der Nacht zurück. Ich will nicht einfach hineingehen, ohne vorher mit ihnen zu sprechen.«
    Kiz-dan sagte darauf nichts. Sie wickelte langsam ihr Baby aus, zog das beschmutzte Moos heraus, das sie ihm unter den von Ausschlag übersäten Po gesteckt hatte, und warf es weg.
    Keiner von uns sprach den Gedanken aus, dass die Brüder vielleicht tot waren.
    Ein nackter Fuß in meiner Niere riss mich eine Weile später aus dem Schlaf.
    »Abschaum. Verschwindet.«
    Ich riss meine Augen auf. In dem dämmrigen Zwielicht standen zwei Männer. Ich brauchte nur einen Herzschlag, bis ich sie erkannte.
    »Ich bin’s«, flüsterte ich, überwältigt von einem unerwarteten Gefühlsausbruch. »Die Göre der Töpfer. Der Rattenzerquetscher.«
    Ich konnte ihre Mienen in der Dämmerung nicht erkennen.
    »Sprich lauter, wir können dich nicht verstehen!«, fuhr der eine mich an.
    Ich stand auf, und mir war trotz der schwülen Luft kalt.
    »Ihr habt mir immer die Nachtwache übertragen«, antwortete ich heiser. Ich konnte nicht verhindern, dass mir die Tränen über die Wangen liefen. »Ich habe zu viel Lärm gemacht, wenn ich die Ratten getötet habe. Meine Mutter … meine Mutter … wir haben beide bei euch gewohnt.«
    Ich schluchzte wie ein Kind und sehnte mich danach, sie zu umarmen, von ihnen in den Arm genommen zu werden, von diesen beiden Männern, die doch nichts weiter gewesen waren als meine Vermieter, und selbst das nur eine kurze Zeit.
    Sie wechselten einen Blick, betrachteten mich erneut, blickten auf Kiz-dan und ihr Kind und schauten dann wieder zu mir.
    »Die Danku Rishi Tu?«, sagte einer schließlich. »Das bist du?«
    Ich nickte.
    »Was willst du?«
    »Bei euch wohnen. Ich

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