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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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kann zahlen, seht ihr?« Ich zerrte Gelbgesichts Münzkette heraus, die riss. Die Münzen fielen zwischen meinen Fingern auf die Erde. »Ich halte Nachtwache, mache sauber und jage, wie damals. Ich kann jetzt weit besser mit einem Messer umgehen als früher.«
    »Du. Die Danku Rishi Tu.«
    »Ja.«
    »Die da …«, ein knappes Nicken zu Kiz-dan, »ist nicht deine Mutter.«
    »Sie ist gestorben.« Ich bekam die Worte kaum über die Lippen.
    »Ein Wunder, dass sie überhaupt so lange gelebt hat«, bemerkte einer der beiden bissig.
    »Werdet ihr uns aufnehmen?«, flüsterte ich.
    »Euch drei?«
    »Bitte.«
    Sie sahen sich an, kommunizierten mit den Augen. Schließlich zuckte der eine mit den Schultern, wandte sich mir zu und nickte.
    Ich stürzte mich auf ihn und umarmte ihn fest. Ich konnte nicht sagen, warum, ebenso wenig, wie ich es verhindern konnte.
    »Danke«, schluchzte ich.
    Er befreite sich aus meiner Umarmung, als wäre ich auch etwas Totes. »Kein Rattenmus, verstanden? Eine tote Ratte ist eine tote Ratte!«
    Ich nickte.
    »Gut«, sagte der andere Bruder. »Gehen wir rein und essen was.«
    Er zog an einem dünnen Strick, der mir nicht aufgefallen und der vor ein paar Jahren auch noch nicht da gewesen war, und ließ die Leiter vom Turm herunter.
     
    In dieser Nacht träumte ich.
    Das heißt, es war kein Traum. Ich bekam Besuch.
    Sie kam in Gestalt eines Vogels zu mir, eines Vogels mit einem scharfen Schnabel, eines Wächters des Firmaments des Himmlischen Reiches, der auf die Größe eines sterblichen Geiers geschrumpft war. Ihre blau gefiederten Flügel liefen in spitzen Krallen aus, ihre Augen waren rund und rot. Jedes ihrer langen schuppigen Beine endete in Klauen, die vor Blut troffen. Sie riss den Schnabel auf, der mit dünnen gebogenen Zähnen besetzt war. Sie stank nach Aas.
    Ich wusste, was sie wollte. Ihr Lieblingsküken Waivia.
    »Geh weg«, flüsterte ich. Das bläuliche Licht, das sie ausstrahlte, pulsierte stärker und warf einen perlmutternen Glanz über Kiz-dan und ihr Kind, die neben mir schliefen.
    Der Vogel legte den Kopf auf die Seite und betrachtete Kiz-dan ärgerlich.
    »Lass sie in Ruhe!« Mein Herz schien mir fast bis an den ausgetrockneten Gaumen zu schlagen.
    Dieser bedrohliche Schnabel zuckte vor und verfehlte Kiz-dans Brust nur um Haaresbreite. Ich richtete mich ruckartig auf und tastete in meinem Hüftbeutel nach Gift.
    Der Vogel kreischte. Es war ein raues, schrilles Geräusch, das durch den ganzen Gawabe hallte. Kiz-dans Baby erwachte und begann zu jammern. Die Schritte der Makmaki-Brüder rummsten auf den Bodendielen über uns.
    Der Vogel kreischte erneut, hüpfte näher, breitete die Flügel aus und bog den Kopf zurück, holte zu einem neuen, tödlichen Stoß mit dem Schnabel aus, und in dem Moment fiel mir auf, dass er nicht Kiz-dan ansah, sondern mich; sein Blick richtete sich auf meine Taille, auf den Giftbeutel.
    Dann stürzte er sich auf mich.
    Nicht, um mich zu verletzen, jedenfalls nicht direkt. Er hatte stattdessen vor, meinen Giftbeutel zu stehlen, mich damit ungeschützt seiner Besessenheit auszuliefern, Waivia zu suchen …
    Ich schob mir rasch einen öligen Krümel des schwarzen Gifts in den Mund und schluckte ihn hastig herunter. Ich erstickte fast an dem brennenden Gefühl in Rachen und Nase, das mir die Tränen in die Augen trieb.
    Der Geier schrumpfte auf die Größe einer Taube zusammen und flog in einer bläulichen Wolke aus dem Fenster.
    Den Makmaki-Brüdern erklärte ich den Lärm mit einem schlimmen Traum, mehr nicht. Dabei mied ich Kiz-dans Blick. Ich versprach ihnen, dass er nicht wiederkehren würde, dass ich mit verbundenem Mund schliefe, wenn es sein müsste.
    Den Rest dieser Nacht fand ich keinen Schlaf.
    Ich verbrachte die Stunden damit, mir ständig den Schwur vorzubeten, dass ich, solange ich mich in der Brutstätte Re aufhielt, nie wieder einschlafen würde, ohne zuvor schwarzes Gift mit Wasser gemischt und die dadurch entstehende wunderbar durchsichtige dickflüssige Masse zu mir genommen zu haben.
    Irgendwie hatte meine Rückkehr nach Brut Re den Geist meiner Mutter aus der ätherischen Welt in mir befreit, ihm mehr Macht gegeben. Er war jetzt sehr lebendig und sehr munter.
    Am nächsten Morgen fand ich dort, wo er gestanden hatte, blaue Federn.

23
    K iz-dan verabscheute die Brüder. Sie mochte ihren Zynismus nicht, ihre Lüsternheit, ihre Intimität. Ihr Ekel provozierte die beiden. Sie kopulierten häufig, wenn Kiz-dan zusah.
    »Schaff uns

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