Auf Dunklen Schwingen Drachen1
präsentieren, den er mit seiner Peitsche in einen wahren Blutrausch trieb.
Mit jedem Feuerkorb, den ich anzündete, mit jedem Rattenschiss, den ich wegfegte, mit jedem Pfund Featon-Korn, das ich einweichte, wuchs in mir die Überzeugung, dass Kratt all das repräsentierte, was schlecht in der Welt war, dass er der Katalysator alles Schlechten war, was ich jemals mitangesehen hatte, und an allem Leiden die Schuld trug, das ich hatte durchmachen müssen.
Ich begann mir auszumalen, wie er an einem Vogelknochen bei einem Bankett erstickte, sein Gesicht sich rot verfärbte, seine Augen hervortraten, wie er vergeblich mit den Händen an seinen anschwellenden Hals fuhr. Ich stellte ihn mir im Bett schlafend vor, während eines Feuers, wie seine Beine sich um die seidenen Laken wickelten, während der schwarze Rauch ihn einhüllte und die Flammen sein kostbar geschnitztes Bett verzehrten, an seinen bestickten Kissen leckten, sein weizenblondes Haar in einen feurigen Heiligenschein verwandelten, die Haut auf seinem kreischenden Gesicht schwarz wurde und Blasen warf.
Klebrig und hartnäckig folgte der Hass mir überallhin, und ich hieß ihn willkommen, aalte mich darin, ließ mich von ihm beleben.
Während dieser Phasen war ich nicht etwa müßig. Im Lauf der Regenzeit wurde ich kräftiger und begann, meinen Beitrag zu unserem Lebensunterhalt zu leisten. Ich putzte und weidete Wild aus, das die Brüder in ihren Fallen fingen. Ich sammelte Brennholz und leerte die Urnen aus, die wir auf die Fenstersimse unseres Turms stellten, um in ihnen Trinkwasser aufzufangen. Ich sammelte so viel Essbares im grimmigen Unterholz des Dschungels, wie ich konnte, wusch Babywindeln, stampfte Featon-Korn zu Mehl, schrubbte Töpfe und spitzte Pfeile für die Jagd.
Zuerst behandelten Kiz-dan und die Brüder mich mit einer Vorsicht, die ihr Misstrauen kaum verhüllte. Aber als ich klar blieb und meine unberechenbaren Wutanfälle und Wahnsinnsattacken tatsächlich der Vergangenheit anzugehören schienen, entspannten sie sich allmählich in meiner Gegenwart. Ich will die Wahrheit nicht verzerren: Eine gewisse Anspannung zwischen uns blieb bestehen, und ich lernte, mich dem Baby nicht zu nähern oder zu lange mit ihm zu plappern, sonst nahmen Kiz-dan oder einer der Brüder mir den Jungen unter einem Vorwand weg.
Ihre Botschaft war klar. Man konnte mir den Kleinen nicht anvertrauen, obwohl ich mich strikt an Kiz-dans Befehl hielt, ihn nie, nie wieder zu berühren.
Es traf mich tief, den Kleinen nicht mehr in den Arm nehmen zu können, seinen weichen runden Bauch nicht kitzeln zu dürfen, ihn nie auf meinen Knien hopsen zu lassen.
Er war ein süßes Baby, lächelte auf eine herzliche, aufrichtige Art und Weise und lachte tief aus seinem Bauch heraus. Die Makmakis liebten ihn fast abgöttisch, nannten ihn Waitembakar, Sohn der Ersten Cousine, obwohl Kiz-dan ihn Yimyam nannte, nach der weißen Ammer, die so süß in der Abenddämmerung trällerte. Ich liebte den Jungen ebenfalls, aber ich musste meine Zuneigung zu ihm zeigen, indem ich recht alltägliche Pflichten erfüllte. Jede Echse, die ich fing, ersetzte eine herzliche Umarmung. Jede Urne, die ich als Regenfänger aufstellte, stand für ein Knuddeln, einen Kuss, eine schelmische Rauferei auf dem Boden.
Ich beneidete die Brüder. Sie hatten nicht nur die Liebe des heranwachsenden kleinen Jungen, sondern hatten sich auch mit Kiz-dan angefreundet, die nicht mehr verbittert, welk und müde aussah, trotz des anstrengenden Lebens in der Zeit der Nässe, trotz der Mühen, die sie während meines Entzugs durchgestanden hatte. Irgendwie bildeten die vier eine richtige Familie. Ihre Zufriedenheit mit diesem Zustand war offenkundig.
Der Neid hätte mich gewiss verzehrt, wäre meine Besessenheit von Kratt nicht gewesen. Dieser bittere Zorn, der schwellende Hass, hielt mich im Lot, gab mir ein Ziel.
Der Aasvogel, in dem der Geist meiner Mutter hauste, folgte mir immer noch. An manchen Tagen jedenfalls. Ich akzeptierte seine Anwesenheit, wie man eine Behinderung hinnimmt.
Die nächtlichen Albträume von Waivia erlitt ich schweigend. Sie kamen in einigen Nächten, in anderen nicht. Ich akzeptierte sie wie einen immer wiederkehrenden Abszess.
Der Hass auf Kratt half mir, diese Plagen zu erdulden, half mir, meine Einsamkeit und Isoliertheit zu ertragen.
Als die nebligen Tage des Dazwischen die Zeit der Nässe vertrieben, hatte meine Besessenheit von Kratt einen fiebernden Höhepunkt erreicht. Der Hass
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