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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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siebenjährigen Mann-Kindes Unbehagen.
    Also wurde mein siebenjähriger Spielkamerad zum Mann und bekam den Namen Yelis Entschlossener. In der Sprache des Imperators: Yelis Dono.
    Und dieser Entschlossene hatte im Alter von neun Jahren den Drachenmeister mit seinem anmaßenden Husten vor sich gerufen.
     
    Der Drachenmeister stand vor Yelis Dono, fuchsteufelswild.
    Dono stand langsam auf, wie jemand, dessen nackte Füße aus Versehen einer Kwano-Schlange gefährlich nah gekommen waren.
    Der Drachenmeister bückte sich ein wenig, denn Dono war klein für sein Alter, auch kleiner als ich. Er pustete ihm wütend ins Gesicht, und ich stellte mir vor, wie die Beine des Jungen zitterten. Ich wusste, in was er starrte: in unnatürlich marmorierte Augen, die weiß waren, wo kein Weiß hätte sein sollen.
    Dono hob die Hand und zog kühl sein unteres Augenlid herab. Dadurch verlangte er schweigend, untersucht zu werden.
    Ein atemloser, schwindelerregender Moment verstrich, während alle die Kühnheit seines Tuns verdauten. Dann warf der Drachenmeister seinen Kopf zurück und brüllte. Ich kreischte und hielt mir die Ohren zu. Mein Herz raste, bis mir klar wurde, was dieses Brüllen bedeutete: Es war Gelächter. Der Cinai Komikon lachte.
    Ich sah Mutter an, die Waisi anschaute, welche wiederum mit den Schultern zuckte, aber ihr boshaftes Grinsen nicht unterdrücken konnte.
    Was ist denn?, hätte ich fragen mögen, so wie vermutlich alle im Tempel am liebsten geschrien hätten, denn alle sahen sich missbilligend an.
    »Mach den Mund auf!«, blaffte der Drachenmeister. Wie ein Idiot öffnete ich gehorsam den meinen. Viele andere im Tempel taten es mir gleich, bevor wir gleichzeitig unsere Münder wieder schlossen, uns idiotisch vorkamen.
    »Was ist das denn? Der Gaumen eines Babys?«, brüllte der Drachenmeister. Diesmal war sein Brüllen nicht amüsiert.
    »Nein, Komikon!«, schrie Dono. Seine kindlich helle Stimme drang bis zu den Kuppeln hinauf. »Dash issht der Mund von jemandem, der nisht warten wollte, bish die Szeit ihn szu einem Mann machte. Ish habe mir die Milshzähne vor szwei Jahren heraushgeszogen, und eine Infektion hat meine Männerszähne verfaulen lashen. Ein geringer Preish für meine Männlishkeit, heho!«
    Unglauben und Erstaunen zeichnete sich auf allen Gesichtern ab, selbst auf denen der Angehörigen des Töpferclans, denn auch wenn uns die Geschichte bekannt war – die Kraft und Arroganz in der Stimme des Jungen waren es nicht. Der Drachenmeister warf den Kopf zurück und brüllte ein drittes Mal. Meine Nerven, die schon seit dem Morgen angespannt waren, wurden so straff wie die Drähte, mit denen ein Töpfer einen Lehmblock zerschneidet.
    »Setz dich!«, schalt Mutter mich und riss mich auf meinen Platz zurück, während Waisi zischte: »Sie hat sich vollgepisst!«
    Das Gebrüll des Drachenmeisters übertönte unser Getuschel, aber dennoch brannten meine Wangen vor Scham. Waisi rückte von mir ab. Und ich erkannte mit so etwas wie Enttäuschung, in die sich Erleichterung mischte, dass der Drachenmeister sich von Dono abgewandt hatte, ohne ihn totzuschlagen. Er ging einfach weg, ließ den Waisenjungen des Töpferclans einfach stehen, noch nackter, als wäre ihm sein Lendenschurz heruntergerutscht. Der Drachenmeister lachte immer noch, keckerte vor sich hin.
    Dann, als er die nächste Etage des Tempels erklomm, hob er einen Arm.
    Krümmte einen Finger.
    Und winkte.
    Yelis Dono war gekürt.
    Der dotterhirnige Glasspinnerjunge wusste nicht, was er tun sollte; er blieb einfältig stehen, bis Dono zu seiner Etage hinaufgestiegen war und ihm auf den Rücken schlug, als wären sie Gleichgestellte. Das waren sie jedoch nicht. Dono war halb so groß und halb so alt wie dieser Gimpel. Dann bedeutete Dono dem Idioten mit einer ausladenden Geste, als Erster dem Drachenmeister zu folgen, der mittlerweile bereits die Menschenmenge vor dem Tempel teilte.
    »Re verschone dich, Ebani-Basa Caldekolkar«, flüsterte Mutter. Ich riss meinen Blick von Dono los und sah sie an. Tränen schimmerten in ihren Augen und drohten ihr über die Wangen zu laufen. Sie bemerkte meinen Blick.
    »Ich habe ihn zusammen mit dir gestillt, Zarq. Er ist mein Milchsohn, dein Milchbruder. Bete für ihn, bete um sein Leben. Bitte.«
    Mein Milchbruder? Yelis Dono? Der wilde kleine Waise des Töpferclans? Unmöglich.
    Aber ihre Worte klangen wahr, und mir dämmerte, wie aus einem tief in meinem Gedächtnis begrabenen Wissen, dass ich das schon

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