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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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glich, mit einer Öffnung, die gerade groß genug war, dass ich alle Finger meiner Hand hineinstecken konnte.
    Ich zog sie stirnrunzelnd zurück. Die Aushöhlung, die durch den Brutdrachen verlief, war glatt und mit kleinen Beulen übersät.
    Grunzend hob ich das Objekt vor die Augen. Drei Dinge wurden mir sofort klar: Die Statuette war hohl und mit Flüssigkeit gefüllt, die Aushöhlung verengte sich allmählich zum offenen Maul des Brutdrachen hin, und das Ding stank. Es war ein sauer-salziger Geruch, der mich an den Seetang erinnerte, den wir manchmal in unseren Brennöfen benutzten, um einen gewissen Glanz auf Vasen zu erlangen.
    »Was ist das?«, hauchte Kobos Rutvia, die ihr Kinn auf meine Schulter gelegt hatte.
    »Ein Trinkgefäß«, behauptete ich überzeugt, obwohl ich in Wahrheit keine Ahnung hatte, was diese Statuette war. »Die Trinktasse eines Mannes. Das kann nicht anders sein. Seht ihr, die Augen sind aus Kork. Ihr zieht sie heraus, um das Maska hineinzutun.«
    »Aber wofür ist der Hohlraum?«
    »Ach, der«, erwiderte ich leichthin. »Ehmm … Um das Maska kühl zu halten? Genau, wisst ihr, die Luft geht hinein und heraus und kühlt so das Getränk. Das weiß doch jeder.«
    Kobos Makvia krauste die Nase. »Aber wie trinkt man das Maska, wenn es erst drin ist?«
    »Man steckt Strohhalme in die Augenlöcher, du gesprungenes Ei. Maska-Strohhalme.« Ich deutete auf die blanken Trinkhalme auf der Matte.
    »Ah«, erwiderten die Zwillinge und beugten sich endlich meinem überlegenen Wissen, denn es stimmt: Männer trinken Maska durch lange Metallhalme, um die Reste der Fermentation herauszufiltern.
    Ich drehte die Statuette des Brutdrachen auf den Rücken, um das Siegel des Töpfers zu suchen. Ich hatte noch nie gesehen, wie jemand ein solches Objekt hergestellt hatte, und war sehr neugierig darauf, in Erfahrung zu bringen, von wem es stammte.
    »Es leckt!«, sagte Kobos Rutvia. Tatsächlich.
    In dem Moment bemerkte ich das Unerklärliche. Das Maska in der Statuette tropfte aus zahllosen Löchern in dem Hohlraum. Als ich die Statuette hastig wieder umdrehte, tropfte das Maska, das in den Rücken gelaufen war, nun durch Dutzende von Löchern auf der anderen Seite des Hohlraums.
    Ich wusste, dass eine Tasse aus Keramik leckte, wenn ein Riss darin war, aber durch Hunderte kleiner Löcher? Was war das für ein merkwürdiges Phänomen?
    »Es muss sehr alt sein«, stieß ich ehrfürchtig hervor. »Uralt …«
    »Weißt du, wofür das ist?« Ich blickte hoch und sah, wie Korshans Rutkar und seine Kameraden mich lüstern betrachteten. Sie waren zwischen sechs und acht Jahre alt und schon von daher eingeschworene Feinde der Zwillinge und mir.
    »Ich wette, das weißt du nicht!«, forderte Korshans Rutkar mich heraus.
    »Weiß ich wohl!«, erwiderte ich hochmütig. »Es ist eine Trinktasse, eine Maska-Trinktasse.« Ich hob die Statuette an die Lippen, um es ihnen zu demonstrieren. »Seht ihr?«
    Die ganze Horde brach in höhnisches Gelächter aus. Die Männer drehten sich alle gleichzeitig zu uns um. Groß Grum Grum sah seine wertvolle »Tasse« in meinen Händen und brüllte vor Wut. Die Zwillinge und ich kreischten, ich ließ die Tasse fallen, und wir stoben davon.
    Mittlerweile weiß ich, dass die Männer solche Statuetten während ihres Fruchtbarkeitsritus, des Kana Cinai ki Gourfi benutzen: Reite den Rücken des Brutdrachen. Die Statuette ist nicht mit Maska gefüllt, wie ich geglaubt hatte, sondern mit warmem Wasser oder mit warmem Öl, falls der Besitzer reich ist, und hat eine perforierte Ledereinlage in dem Hohlraum. Angeblich steigert diese Statuette sowohl die Fruchtbarkeit ihres Benutzers als auch seine sexuelle Ausdauer. Merkwürdige Praktik, nicht wahr? Vor allem bei einem Volk, das die Djimbi so verachtet für das, was sie mit Drachen tun.
    Es schüttelt mich jetzt noch, wenn ich daran denke, wie unbekümmert ich die Statuette an meine Lippen hielt. Groß Grum Grum badete nicht sehr oft, und diese Statuette wurde, ihrem Gestank nach zu urteilen, sehr fleißig benutzt.
    Heho. Ich nehme an, das ist doch mehr als ein statisches Bild von dem, was ich von diesem Sa Gikiro erinnere, stimmt’s? Vielleicht erinnere ich mich deshalb so genau daran, um das zu verdrängen, was sich später am Tag und in der Nacht ereignete. Wie könnte ich es sonst noch länger hinausschieben? Indem ich mich an Mutter erinnere, denke ich, und an die anderen ausgelassen vergnügten Töpferclan-Frauen, die herumhuschten, süße

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