Auf Dunklen Schwingen Drachen1
miteinander rangen. Die Alten gegen die Jungen, die offenbar versuchten, die Plünderung in Grenzen zu halten. Aber unsere Ältesten hielten unsere Jungen mit Schlägen und Flüchen zurück, einschließlich Vater, was mich am meisten erschreckte. Damit die Heilige Plünderung ihren Lauf nehmen konnte.
Mit einem furchtsamen Blick erkannte ich, als sich die Menge einen Moment teilte, wo ich mich befand, konnte mich orientieren. Sofort schlug ich die Richtung zum Töpferschuppen der Frauen ein.
Dort wüteten bereits Plünderer. Fremde, die Töpfe mit Glasur umklammerten, Säcke mit weißer Porzellanerde an ihre Brust drückten, die Augen vor Gier weit aufgerissen. Es traf mich wie ein Schlag, dass sie es gewagt hatten, das Allerheiligste unseres Handwerkerclans zu betreten, dass sie die feine, glatte Tischplatte mit ihren gekrümmten Fingern beschmutzten und in willkürlicher Habsucht alles ergriffen, obwohl die Dinge, die sie raubten, ihnen überhaupt nicht von Nutzen waren.
Ich stürmte in den Schuppen, schnappte mir einen Drachenzahn, das kurze, gekrümmte Messer, mit dem Töpfer Lehm formen und schneiden.
»Zurück, alle!«, kreischte ich. »Raus hier, raus!«
Ich schwang das Messer gegen die mir nächststehende Person; Stoff riss, und eine verwundete Frau schrie auf.
»Raus!«, schrie ich. Ich sprang auf den aufgebockten Tisch, schwang das Messer mit einer Hand und schleuderte einen Krug mit Pigmenten auf eine plündernde Frau. Er prallte von ihrem Kopf ab, und sie glotzte mich einige Herzschläge lang an, bevor sie benommen auf die Knie sank.
»Ihr seid keine Töpfer!«, schrie ich heiser, während sich die Leidenschaft Bahn brach, die sich den ganzen Tag in mir zusammengebraut hatte. »Ihr braucht das alles nicht!«
Ich warf mein Messer auf den nächsten Plünderer, sprang wie ein Äffchen vom Tisch zu den Regalen und warf Krüge und Amphoren blindlings in Gesichter und auf Hälse.
Ich war vollkommen außer mir. Ziemlich. Ich glaube, ich hätte alle Plünderer getötet, wenn ich es vermocht hätte, und anschließend keine Sekunde Reue empfunden.
In dem Moment tauchte Mutter auf, das Haar zerzaust, ihr Bitoo zerrissen, eine Wange vom Auge bis zur Lippe zerkratzt. Sie drängte sich herein und erfasste die Szene mit einem einzigen Blick – wie ich wie ein Klammeraffe am Regal hing und Dosen und Amphoren wie Geschosse auf die Plünderer schleuderte, die sich duckten und flüchteten. Sie kam mir sofort zu Hilfe, indem sie allen, die noch im Schuppen waren, zuschrie, dass ich tollwütig wäre, von einem Dämon besessen, und dass sie um ihr Leben laufen sollten!
Obwohl die Leute aus dem Schuppen drängten, versuchten andere, hineinzukommen. In diesem Gewühl drängte Mutter sich zu einem Regal, das hinter Holzkisten stand, die davor gestapelt waren, und rettete mein geliebtes Fu-lili .
»Zarq, Zarq, alles ist gut. Hör jetzt auf!« Sie packte mich um die Taille, zog mich zu sich herunter, schob mir das Fu-lili in die Hände. »Bist du verletzt? Geht es dir gut?«
Noch während sie mit mir sprach, glitten ihre Blicke hektisch durch das Chaos im Schuppen. Mit einer Hand strich sie mir übers Haar, viel zu schnell.
»Sie werden alles mitnehmen!«, schrie ich. Ich schleuderte das Fu-lili weg, konnte das Ding plötzlich nicht mehr ertragen, wollte nichts mehr damit zu tun haben. Ich wollte, dass diese Leute verschwanden, dass unsere Habe sicher war, unser Leben wieder in ordentlichen Bahnen verlief.
Die Miene meiner Mutter veränderte sich. Sie wurde hart, fremdartig. Sie packte mich mit beiden Händen an den Schultern und schüttelte mich.
»Ich will, dass du wieder zum Frauenhaus gehst, verstanden? Verkriech dich darunter und bleib da. Du bist zu klein für das hier. Sag Kobos Dash und Groß Grum Grums Li, was hier passiert ist, sag ihnen, dass ich Hilfe brauche.«
Ihre Miene verdüsterte sich. »Du hattest recht, Zarq. Es gibt Dinge, die man nicht einfach weggeben darf.«
Sie drehte mich herum und sang Worte, die irgendwie albern klangen, wie eine fremde Sprache, ein unerlaubter heidnischer Gesang, und schob mich zur Tür. Wundersamerweise teilte sich die Menge kurz, wie schon zuvor. Ich schlüpfte aus der Tür und rannte durch den tobenden Mob. Ich schlug Haken und sprintete, so schnell ich konnte, in das sichere Versteck unter dem Langhaus.
Dort krabbelte ich über kühlen Staub und durch Spinnweben bis zur Mitte. Groß Grum Grums Kinder umklammerten sich, ein Haufen aus Schnodder und Tränen,
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