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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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großartiges Stück Bayen-Kunst, würdig der erlauchtesten Aristokraten.
    Dem folgte ein Rahmen für einen Tempelspiegel, dessen gewundene Säulen und bossierte Dachziegel blutrot unter dem Goldpulver leuchteten. Danach kamen zwei elegante im Rauch gebrannte Flaschen, liebevoll und außerordentlich sorgfältig dekoriert.
    Jeden Morgen jedoch erwachte ich, wie ich schon sagte, umringt vom Alltäglichen: ein einfaches, irdenes Geschirr, ein funktioneller Topf mit Drachenzungen-Griffen, ein ganz gewöhnlicher Löffelhalter.
    Das Aufwachen fühlte sich an, als müsste ich mich durch eine dicke Schicht Lehmschlamm kämpfen; Hals, Arme und Beine schienen zu schwer, um sie zu heben, und an meinen Lidern schienen Gewichte zu hängen.
    Aber ich erwachte, weil Mutter mich hartnäckig rüttelte. Dann saß ich, irgendwie bereits in meinen sauberen, trockenen Bitoo gehüllt, Mutter in ihrem staubbedeckten, verschlissenen, und die Magie, die mich in der Nacht gepackt und meine vom Hunger getriebenen Träume belebt hatte, war verschwunden.
    Es waren mehr als nur Träume, es waren Fantasien. Ein Traum akzeptiert Grenzen, noch während er versucht, sie zu überschreiten. Eine Fantasie dagegen kennt keinerlei Grenzen. Ein sechsteiliges Paneel, das in einer einzigen Nacht erdacht, gebrannt, bemalt und glasiert werden kann, um dann erneut gebrannt zu werden, ist eine Fantasie. Ein solcher Prozess dauert selbst bei Tageslicht mindestens eine Klauevoll Tage.
    Und doch …
    Und doch, wie genau, bis in alle Einzelheiten, ich mich an die Fantasien dieser Nächte erinnerte! Zum Beispiel an die eleganten rauchgebrannten Flaschen mit ihren schlanken Hälsen, dicken Bäuchen und runden Füßen. Während ich am nächsten Tag Schlingpflanzenäste schleppte und stapelte, sah ich ganz deutlich vor mir, wie Mutters kräftige, breite Hände ein Band aus Yupplin - Wedeln aus einer Schüssel mit Klebe neben ihr gehoben hatten. Das Wedelband war so schmal wie der Körper eines Schmetterlings und so lang wie die Feder einer Ammer. Mit Daumen und Zeigefinger hatte sie den überflüssigen Klebstoff abgestreift und das Band dann vorsichtig auf die Oberfläche der Flasche gedrückt, es mit den Fingern behutsam ausgestrichen. Ein klebriges Band nach dem anderen war in dieser Nacht gefolgt, bis die Flasche schließlich in ihren muschelartigen Bandagen steckte.
    Es war eine kontemplative, intensive Arbeit, die von den meisten gescheut wurde. Mutter dagegen liebte sie und summte leise, wenn sie daran arbeitete.
    Eine weitere Flasche: Schicht um Schicht trug sie feine Bänder auf ihre weiße Oberfläche auf, jedes Band gleich weit von dem nächsten entfernt, jede Rundung sauber und sinnlich.
    Dass ihre Finger nicht an der Flasche kleben blieben oder die Streifen verschoben, die sie bereits aufgelegt hatte, war keineswegs ein Produkt meiner Fantasie. Diese Fähigkeiten besaß sie tatsächlich. Aber niemand vermochte es, zwei solcher Flaschen am selben Abend zu schaffen, sie zu brennen, zu dekorieren und sie erneut im Rauch des Feuers zu trocknen. Ganz davon zu schweigen, die verbrannten Reste der Bänder abzukratzen, damit das darunterliegende rauchgeschwärzte Muster zum Vorschein kam. Und ganz sicher hatte sie kein Bienenwachs, um anschließend die fertigen Flaschen zu polieren.
    Dennoch sah ich das alles, und zwar in allen Einzelheiten.
    Erklären kann ich das nicht. Ich meine nicht, dass ich es nicht erklären will, ich kann es einfach nicht.
    Ich kann es schlicht nur bezeugen.
     
    Und Waisi?, mögt Ihr Euch fragen. Wo war sie?
    Bei uns.
    Nach jener ersten Nacht blieb sie stets in Mutters Nähe, so dicht, wie ein Babyklammeraffe sich an seine Mutter klammert. Sie wich ihr nicht von der Seite.
    Aber welche Wut Waisi auf Mutter projizierte, selbst während sie ihr wie ein Schatten folgte! Und obwohl Waisi sie nicht auch nur einen Herzschlag lang verließ, half sie ihr nie, wenn Mutter Hilfe benötigte, um ein Bündel Holz anzuheben. Sie begann keine Konversation mit Mutter und antwortete ihr auch nie höflich, sondern brüllte stattdessen ihre Erwiderung mit einer so vor Wut erstickten Stimme, dass sie kaum zu verstehen war.
    Und Mutter, sie behandelte Waisi wie ein krankes Kind. Sie kümmerte sich um sie, ließ ihr alles Mögliche durchgehen und entschuldigte ihr Verhalten vor jedem, der es hören wollte. Sie verhielt sich wie eine Mutter, die unlogischerweise glaubte, dass man ihr die Schuld an allem Elend geben musste, das geschehen war, und sie dadurch das

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