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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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zwischen den Knien.
    Kennt Ihr das Geräusch, das ein frisch gebackener Ziegel macht, wenn er achtlos in eine Pfütze geworfen wird? Dieses zischende, knisternde Geräusch, die Stimme meiner Mutter.
    »Ich werde den Cinai Komikon bitten«, sagte sie.
    »Kavarria!« Vater stieß ihren Namen wie ein müdes Gebet hervor. »Kavarria!«
    Sie stand auf, wollte gehen, aber er hielt sie auf.
    »Sie haben uns die Statuten gezeigt«, meinte er. »In der Schriftrolle der Monsun-Nacht. Dort steht es. Wenn eine Kürung von den Handlungen eines Mannes manipuliert wird, sodass die Aufmerksamkeit des Drachenmeisters auf ihn fällt, wie Dono es getan hat, dann ist die Kürung …«
    »Du kannst nicht lesen.«
    »Kavarria.«
    »Und Großvater ist blind.«
    »Er kann noch etwas sehen. Es genügt, dass er lesen …«
    »Ich spreche nicht von dieser Art Blindheit.«
    Vater wartete einen Moment, bevor er verbissen antwortete: »Die Drachenjünger würden uns nicht hintergehen.«
    »Was würden sie damit gewinnen, wenn sie die Wahrheit sagten?«
    »Es muss Grenzen geben. Wenn jeder dasselbe tun würde wie Yelis Dono, dann würde an Sa Gikiro Chaos im Tempel herrschen, weil jeder versuchen würde, die Aufmerksamkeit des Drachenmeisters auf sich zu lenken.«
    Mutters Schweigen war so spitz wie ein Dorn.
    »Also wird uns Yelis Dono wiedergegeben?«, erkundigte sie sich schließlich. »Weil die Kürung ungültig war?«
    »Ah. Nein. Verstehst du, nicht die Kürung war ungültig, sondern die Art, wie sie provoziert wurde. Dono wird in der Lehre bleiben, der Danku jedoch bekommt keine Entschädigung für den Verlust. Verstehst du?«
    »Allerdings verstehe ich!«, schoss sie bitter zurück. »Ich nehme an, der Tempel hat auch etwas dazu gesagt, dass man uns in der Nacht von Sa Gikiro alles genommen hat?«
    »Ah, das.«
    »Genau das!«
    »Na ja, es macht Sinn, oder? Wir werden auflisten, was man uns genommen hat und wer, und der Tempel wird dafür sorgen, dass wir alles zurückbekommen. Da die Kürung bis zu einem bestimmten Grad ungültig war.« Er bewegte sich, sein Tonfall änderte sich. »So wird es sein, Kavarria.«
    »Ich spreche mit dem Drachenmeister …«
    »Nein.«
    Das Licht um Mutter erlosch schlagartig, und die folgende Dunkelheit war so dicht, dass ich glaubte, mir das Licht nur eingebildet zu haben. »Darquel, ich muss essen. Bitte. Verstehst du das nicht?«
    Ich hörte eine Bewegung, der ein Stöhnen folgte, das tief aus der Brust meines Vaters zu kommen schien.
    »Also verstehst du es?«, flüsterte Mutter, und mir wurde voller Entsetzen klar, dass sie weinte. »Wir müssen alles wiedergutmachen, alles … wir brauchen einen neuen Danku-Garten, müssen die Brennholzvorräte auffüllen …«, sie hielt inne, rang nach Luft. »Aber zuerst Nahrung. Wir alle brauchen Essen.«
    »Großvater hat dem Töpferclan Eier und Öl gesichert. Sie reichen über einen Monat.«
    »Was? Wie?« Bevor Vater antworten konnte, schrie sie: »Wer? Re sei dir gnädig, wenn es Zarq ist …«
    Vater lachte barsch. »Nein, nicht Zarq. Wir hätten sie nicht eintauschen können, selbst wenn wir es versucht hätten.«
    Das gefiel mir gar nicht, obwohl ich nicht genau wusste, worüber sie eigentlich sprachen. Ich wusste nur, dass mein Wert, irgendwie, nur sehr gering war. So etwas hört man nicht gern aus dem Mund seines Vaters, niemals. Aber ich hielt mich nicht lange mit dem Gedanken auf, denn Mutter wiederholte ihre Frage. »Wer?«
    Vaters Zögern sagte mir plötzlich, dass genau dies der Grund für seine eingefallenen Schultern und den gesenkten Kopf war. Er schämte sich nicht, weil unser Clan betrogen worden und er, sein Vater und sein Bruder nicht in der Lage gewesen waren, von den Heiligen Hütern Gerechtigkeit zu erlangen; er schämte sich wegen dieser anderen Sache, die ihm wie ein Kloß im Hals steckte und seine Stimme heiser klingen ließ.
    »Waisi!«, stieß ich hervor, obwohl ich es gar nicht laut hatte sagen wollen. Das Wort kam mir einfach so über die Lippen.
    »Nein!« Mutter schrie auf, und ich wäre bei ihrer abrupten Bewegung, die den Schrei begleitete, fast aus der Haut gefahren vor Schreck. Eben noch herrschte Stille in der Mitte des Raumes, im nächsten Moment raste sie vor Wut.
    Schritte scharrten, Schläge klatschten, dann riss etwas, und Vater knurrte tief im Bauch.
    »Nicht sie, du Rohling! Wie konntest du das tun!«, kreischte Mutter.
    Der Verschlag bebte und klapperte, und in den Wänden huschten Insekten in Panik umher.
    »Ich werde

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