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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Geräusch der Feiernden herüber.
    Vater und Blutonkel Rudik halfen Großvater Maxmisha, aufrecht stehen zu bleiben. Er schwankte wie ein Baby, das gerade laufen lernt, und stützte sich schwer auf seinen knorrigen Stock, den er seit dem Abend von Sa Gikiro als Krücke benutzte. Flankiert von Vater und Onkel Rudik schlurfte er zum Torbogen.
    Bei jedem Schritt strahlte er Boshaftigkeit aus. Sie war in den letzten acht Tagen stärker geworden. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass Großvater geschrumpft war. Jedenfalls umwaberte sie ihn, während er ging, im Takt zu Waisis Gelächter. Das erinnerte mich an den grünen Knebel am Ende des Bartes des Drachenmeisters. Auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut, und ich fröstelte heftig.
    Großvater ging durch den Torbogen, mit Vater und Onkel Rudik. Sie bogen um die Ecke und verschwanden in der Dunkelheit.
    Auch in dieser Nacht knetete Mutter Lehm. Einfach nur das, mehr nicht. Den Blick starr geradeaus gerichtet, ohne einmal hinzusehen, was sie tat, schob und knetete sie denselben Klumpen Lehm immer und immer wieder.
    In dieser Nacht beschwor sie keine Träume. Ich hörte immer nur das eintönige Klatschen des Lehms .
    Ungewaschen und in meinem schmutzigen Bitoo, fiel ich schließlich in eine Trance, die nicht direkt Schlaf war.
    Waisi kam nicht zu uns.
    Irgendwann mitten in der Nacht, als der Tau bereits den Boden und die Blätter benetzte, hörte Mutter auf. Vielleicht hatte mich dieses plötzliche Verstummen der Knetgeräusche geweckt. Mutter stand vor dem Tisch, die Handflächen auf den missbrauchten Lehm gestützt, den Blick, soweit ich erkennen konnte, immer noch auf dieselbe Stelle gerichtet wie zuvor.
    Doch jetzt hatte sie den Kopf auf die Seite gelegt und wirkte angespannt, wie ein unbeschnittener Jährling, der zum Flug abheben will.
    Sie wischte sich die Hände am Oberkörper ab, einmal, zweimal, und verließ den Arbeitsschuppen. Ich richtete mich auf, sprang vom Tisch, fast fallend, und stolperte ihr nach.
    Sie marschierte direkt zur Paarungshütte und erklomm die Stufen, als wären sie aus Wind gemacht.
    Ein einsamer Mann wartete in der halb offenen Tür; ein Strahl des Mondlichts fiel auf seine massige Gestalt – Vater.
    Er hielt keine Kerze in der Hand. Mutter stand auf Zehenspitzen, fand eine verschrumpelte Nuss auf dem Türsturz und legte sie in einen der Flaschenkürbisse, die wie immer dort hingen. Vater verschwand im Schatten der Hütte, Mutter folgte ihm und schloss die Tür.
    Ich zögerte, aber nur kurz. Dann huschte ich, so schnell meine steifen Beine es erlaubten, die hölzernen Stufen hinauf und blieb an der Tür stehen, mit angehaltenem Atem. Die Tür schwang auf, eine Hand schoss heraus, packte mich.
    »Keinen Mucks!«, befahl Mutter und zog mich in das staubige Dunkel. Ihre Worte waren beinahe dieselben wie jene, mit denen Car Manopus Wasaltooltic mich in der Nacht geweckt hatte, in der wir die versteckten Urnen aus dem Dschungel geholt hatten. Ich wusste augenblicklich, dass dies, was hier vonstatten gehen würde, keinesfalls die Zustimmung von Großvater Maxmisha finden würde.
    Schweigend schlichen wir drei durch die enge, dunkle Wabe der Paarungsverschläge, vorbei an halb geöffneten Schiebetüren und den leeren schwarzen Kammern. In dieser Nacht war niemand außer uns hier, also konnten wir uns einen Verschlag aussuchen.
    Wir gingen zum Hinterzimmer, dem größten Verschlag, der für Erste Paarungen reserviert war und für die Vergnügungsfeiern der Männer. Vater schob die großen Papiertüren zu. Die Dunkelheit war so vollkommen, dass sie sich fast wie ein Tuch über mich legte. Da es seit dem Abend von Sa Gikiro keine Kissen mehr gab, setzte ich mich mit verschränkten Beinen in einer Ecke auf den Boden. Ich hörte, wie Mutter sich bewegte, wusste aber nicht, was sie tat.
    »Sie sagten, es wäre eine ungültige Kürung gewesen. Sie sagten …«, Vaters Atem wurde schneller.
    Mutter sagte gar nichts. Doch die Atmosphäre lud sich auf, so wie sich die Luft vor einem trockenen Sturm auflädt. Die Härchen auf meinen Armen richteten sich auf.
    Die Wände der Verschläge bestanden aus acht Schichten miteinander verflochtener Palmwedel, was die stickige Luft erklärte. Durch diese Schichten drang kein Licht. Doch plötzlich konnte ich sehen, wie Mutter vor Vater kniete, als ein bernsteinfarbener Glanz über sie fiel.
    Vater kauerte in der Hocke, hatte den Kopf und die breiten Schultern gesenkt, seine großen, weichen Hände

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