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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Er war jetzt wirklich wütend, kam auf mich zu, die Nasenflügel gebläht. »Habe ich dir nicht befohlen, zu ruhen?«
    »Ich habe ausgeruht. Verzeih, ich dachte, ich hätte dir gut gehorcht.«
    Er packte meine Schultern und schüttelte mich. »Bist du schon im Wahn vom Fieber? Setz dich, sag ich, und bleib so lange sitzen, bis ich dir erlaube, weiterzumachen!«
    Ich stöhnte und sah Mutter an. Onkel Rudik folgte meinem Blick, kniff die Augen zusammen und ließ mich unvermittelt los. Ich wäre fast gefallen.
    Er drehte sich Mutter zu, die dasaß und nur Augen für mich hatte.
    »Was tust du deinem Mädchen an, Weib?« Seine Stimme klang schrecklich, leise.
    Sie antwortete nicht, gefangen in einer Art Trance, die mich zwang, auf den Baum zu klettern und zu pflücken, nur zu pflücken.
    »Antworte, Darquels Kavarria«, befahl Onkel Rudik leise.
    Sie hörte ihn nicht; für sie war ich die ganze Welt. Ihre Augen und ihr Drängen waren alles, was ich wahrnahm. Der Zwang, auf den Baum zu klettern, ungeachtet Onkel Rudiks Befehl, war überwältigend. Ich drehte mich um, packte den Ast und wollte mich hochschwingen.
    Onkel Rudik wirbelte herum und schlug mich zu Boden. Der Sturz befreite meinen Verstand aus Mutters eisernem Willen; ich lag da, wimmernd und atemlos, und begann zu weinen.
    Onkel Rudik stürzte sich auf Mutter und riss sie hoch.
    »Mit welcher Magie schlägst du sie, Djimbi-Hure?«
    »Rudik, also wirklich«, protestierte mein Vater und stand rasch auf. »Meine Ehre …«
    »Deine Ehre wird von dieser Frau, die du erwählt hast, infrage gestellt! Siehst du nicht, dass sie dein Kind auf unnatürliche Weise antreibt?«
    »Wenn Zarq pflücken will, lass sie pflücken!«, fuhr Mutter ihn an. »Wenn sie dich mit ihrer Entschlossenheit beschämt, pflücke selbst!«
    Onkel Rudik schlug zu. Mutters Kopf ruckte zurück. Blutstropfen flogen wie Rubine aus ihrer Nase.
    »Zieh deinen Bitoo aus!«, befahl Onkel Rudik.
    »Ich protestiere!« Vater trat vor. Sein Bruder drehte sich zu ihm herum.
    »Tatsächlich? Dann erhebe gegen das hier Protest!« Mit diesen Worten packte Onkel Rudik den Kragen von Mutters Bitoo mit beiden Händen und riss ihn auseinander. Noch während Vater sich auf meinen Blutonkel stürzte, riss Rudik das Kleidungsstück in zwei Teile.
    Vater zog seinen Bruder von Mutter weg, die schwankte, als sie plötzlich losgelassen wurde. Dann stand sie da, ihre Brüste und ihr Bauch, ihr Geschlecht und ihre Schenkel für alle sichtbar, ebenso wie der pralle Beutel mit dem Geldpapier, den sie um die Taille trug.
    »Da!«, stieß Onkel Rudik triumphierend hervor und deutete auf die aus Blättern genähte Geldtasche. »Ich habe sie schon seit Tagen beobachtet, habe jeden Kontrolleur gefragt, der mit deinem erwählten Weib und deinem Mädchen abgerechnet hat. Jetzt sieh, was sie vor uns verbirgt.«
    »Das gehört mir!«, schrie Mutter, die mit einer Hand den prallen Beutel umklammerte, mit der anderen den zerrissenen Bitoo zusammenhielt. »Ich habe es verdient, bei allem, was heilig ist. Du weißt genau, dass ich es verdient habe.«
    Onkel Rudik schüttelte Vater ab, der fassungslos dastand und Mutter anstarrte.
    »Du? Du redest von allem, was heilig ist?«, stieß mein Blutonkel geringschätzig hervor. »Du, die du täglich diese gesetzlose Magie benutzt?«
    »Und weshalb benutze ich sie?«, erwiderte Mutter verbittert.
    »Um uns alle zu beschützen? Wie kannst du es wagen, was ich tue, zu beschimpfen oder zu schmähen? Ohne mich wärt ihr alle längst krank, gebissen worden oder einer der Dschungelkatzen zum Opfer gefallen. Und ich habe euch nicht nur in diesen letzten Wochen mit meinem Wissen beschützt. Am Abend von Sa Gikiro, wie glaubst du wohl, wurde da so viel in den Dschungel geschafft, vor den gierigen Händen gerettet? Wie glaubst du, war es möglich, dass das Geldpapier und die Macheten, die ihr in euren Hütten vergraben habt, nicht entdeckt und geraubt wurden?«
    Sie war außer sich vor Wut. »Und in der Nacht, in der Kobos Sippe Car Manopu Böses wollte, wer hat den Tod aufgehalten, der in dieser Nacht blutige Ernte eingefahren hätte? Ich, ich, mit eben dieser Kunst, die du zu verhöhnen wagst!«
    »Und wer hat Kobos Sippe den blasphemischen Djimbi-Schmutz überhaupt erst gelehrt, heho?« Onkel Rudiks Stimme klang gefährlich leise.
    »Ich bin nicht dafür verantwortlich, wenn sie das Wissen missbrauchten, das sie mir zu verdanken haben!«
    Onkel Rudik betrachtete sie einen Moment. Das Schweigen dehnte

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