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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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an.
    Bis zu diesen schrecklichen Worten – Ist das alles? - hatte ich in einer Art Halbschlaf funktioniert. Ich war über den von Pfützen gesprenkelten Hof geschlichen, der fast vollkommen dunkel war, hatte den prasselnden Regen ignoriert, die Tropfen, die meinen Nacken herabliefen und meinen Bitoo tränkten. Der Halbschlaf hatte einen, wenn auch dürftigen, Schutz gegen den Wind geboten, hatte mich unempfänglich gemacht für die knarrenden, im Wind schwankenden Bäume und Dschungelpflanzen jenseits der Mauern unseres Hofs. Die tiefe Nacht während des Monsunregens spielte keine Rolle für mich, benebelt wie ich war durch den Schlafentzug.
    Mutter und ich machten seit unserer Rückkehr auf den Hof des Danku diese Ausflüge dreimal, manchmal sogar viermal in der Nacht, und selbst am Tag bewegte ich mich wie in einem dämmrigen Nebel. Aber ihre Worte, gesprochen in diesem Ton, weckten mich auf.
    »Ist das alles?«, wiederholte sie.
    Ich blickte benommen zu Mutter hoch. Ich sah nichts in der Dunkelheit, nicht einmal das Weiße ihrer Augen. Sie war nur eine schwarze Hitze, die über mir schwebte, über mir und der Urne, in die ich gerade uriniert hatte.
    »Hast du vielleicht nicht alles getrunken? Alles, bis auf den letzten Tropfen?«, wollte sie wissen.
    Meine Antwort ging in einem Windstoß unter. Ich zitterte heftig und schlang die Arme um mich.
    »Dann müssen wir mehr trinken«, verkündete Mutter müde.
    »Mehr.«
    Ich konnte nichts dagegen tun: Ich fing an zu weinen.
    Wie ich den Skop - Schmuck hasste! Es kümmerte mich nicht, wie strahlend die Skops funkelten, wenn sie in Glasur getaucht und im Brennofen zu einer glasigen Emaille gebrannt worden waren, oder wie gut sich die fertigen Armbänder und Amulette und Fußkettchen auf dem Markt verkauften. Ich wollte einfach wieder eine Nacht durchschlafen. Nicht mehr hinausschleichen und einen Krug kalten Wassers nach dem anderen trinken, alles nur, um genug Urin zu produzieren, um die Skops einzuweichen. Mein verkrampfter Magen, der dauernde Regen, der Mangel an Schlaf, dieses fürchterliche Geheimnis … ich hatte es satt, war krank davon.
    Denn niemand wusste, dass die Skops sich nur zusammenrollten, wenn sie in Urin getaucht wurden. Niemand außer Mutter und mir. Aus diesem Grund tranken wir, wenn alle anderen schliefen, Wasser, urinierten und gossen den Urin über diese verhassten Skop - Stängel, sodass der Töpferclan am Morgen die trockenen, zierlichen Spiralen in Glasurschlicker tauchen konnte, einmal, zweimal, dreimal, und so den Schmuck herstellen konnte, der in unserer Zone sehr rasch sehr beliebt geworden war.
    Alle dachten, die Skops ringelten sich wegen der Dschungelpilze, die Mutter sammelte, zerstampfte und in die Tauchurnen gab. In Wahrheit aß sie die Pilze. Sie hatte ungeheuren Hunger. Den zügellosen Appetit einer Schwangeren.
    »Steh auf, Zarq. Ich bin dran.« Mutter hörte meine Tränen nicht, die zu leise waren, im Vergleich zu dem unaufhörlichen Prasseln des Regens auf dem Dach.
    Ich rührte mich nicht. Ich konnte es nicht. Ging in meinem Elend unter.
    »Zarq?«
    Ich weinte und zitterte, mir war bitter kalt, und ich war erschöpft.
    Ihre Hände legten sich auf meine Schultern, ihr ganzes Gewicht ruhte auf mir, als sie sich hinhockte. Ihr Pilzatem strich über meine Wangen.
    »Süße Kleine, weine nicht«, flehte sie mich an. Ihre fiebrig heißen Hände legten sich auf meine Wangen. »Hör auf, Augenwasser zu vergießen, Zarq, bitte. Hör auf.«
    Sie bot mir keinen Trost an, bat mich einfach nur. Sie war genauso trostbedürftig wie ich.
    »Ich kann nicht mehr, Mutter«, schluchzte ich. »Hasse mich nicht dafür …«
    »Aber ich hasse dich doch nicht. Was für einen Unsinn redest du da?«
    »Du redest immer nur von Waivia …«
    »Ich kann nicht erwarten, dass du das verstehst. Aber ich erwarte von dir, dass du es aushältst. Du wirst es ertragen. Du wirst!«
    »Mama, bitte, bitte …«, ich schluchzte und zitterte, während ich auf dieser verhassten Urinurne hockte, und fühlte mich allein, schlimmer als allein. Schon wieder.
    Mutter ließ meine Wangen los.
    »Drachenficker!«, zischte sie. Eine einsame Motte flatterte durch die Luft und landete auf meinen bebenden, nassen Knien, eine winzige Motte, eine Babymotte, rosa und rot geädert, eine, die ich noch nie gesehen hatte. Sie hatte nur noch einen Fühler, der andere war abgebrochen, und ich wusste, dass die Motte bald sterben würde.
    Drachenficker? Ich?
    Mutter stand auf, eine

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