Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
»Er wäre ein Dummkopf, wenn er sich jetzt noch in deine Nähe wagte.«
Chelsie nickte. »Ich bin sowieso am Wochenende weg, zu Besuch bei meinen Eltern.«
»Seit wann das denn?«
»Wie ich dir schon sagte. Die Familie ist wichtig. Ich habe meine Termine verlegt, und du brauchst mich nicht.« Chelsie räusperte sich, eine leicht zu durchschauende List, um ihre Verstörtheit zu überspielen. »In den nächsten paar Tagen muss ich mich mit ein paar Gutachtern verabreden.«
Griff nickte. »Hier ist die Mappe.« Er zog sie aus seiner Tasche.
Als Chelsie die Liste entgegennahm, achtete sie darauf, ihn nicht zu berühren. Insgeheim registrierte Griff dieses Widerstreben, aber er wollte sich nichts anmerken lassen. »Dann halte ich dich jetzt nicht weiter auf. Sehen wir uns beim Abendessen?«
Chelsie zögerte, und als sie schließlich antwortete, starrte sie auf einen Punkt über seiner Schulter. »Ich habe zu viel zu tun, wenn ich Freitag fahren will.«
Er wusste, dass diese Entschuldigung nur ein Vorwand war. »Gut.« Was hätte er sonst sagen sollen, nachdem er sie so vor den Kopf gestoßen hatte?
Kapitel 12
Das Summen, mit dem das Gerät kopierte und die Blätter stapelte, konnte die fröhlichen Geräusche aus dem Erdgeschoss nicht übertönen. Klappernde Töpfe signalisierten, dass es Zeit für das Abendessen war, schnelle Schritte erzählten von einem Haus voller Leben und Liebe, und Alix’ lautes Lachen war unüberhörbar. Chelsie blieb nichts anderes übrig, als das auszuhalten.
Sie versuchte, sich auf die Unterlagen zu konzentrieren, die vor ihr auf dem Tisch ausgebreitet lagen, doch die Worte verschwammen vor ihren Augen, und Bilder aus Zeiten, in denen sie Teil der kleinen Familie dort unten gewesen war, stiegen vor ihr auf. Sie dachte an Griffs raue Stimme, die nach dem Sex noch rauer klang; daran, wie er sie an Stellen berührte, die nur ihm vorbehalten waren, und an sein freundliches und oftmals verführerisches Lächeln. Das alles würde ihr in Zukunft fehlen. Selbst das Wissen darum, dass sie es schon vorausgesehen hatte, als Griff ihr die Partnerschaft antrug, machte die Situation nicht erträglicher.
Ein Rumpeln, ein dumpfer Aufschlag und das unmissverständliche Heulen eines Kindes drangen an ihr Ohr. Chelsie war schon aufgesprungen, ehe ihr einfiel, dass Griff unten war. Er war für Alix verantwortlich. Sie war nur eine Verwandte, ein gern gesehener Gast in seinem Haus, aber in einer Nacht wie dieser nicht mehr als eine Geschäftspartnerin, die nach oben gehörte … oder nicht einmal dahin. Auf Zehenspitzen schlich Chelsie zur Treppe, um sich zu vergewissern, dass es Griff und Alix gut ging, dann sammelte sie ihre Papiere ein und machte sich auf den Heimweg. Eine Veränderung war längst überfällig, das wusste sie, und es wurde Zeit, etwas zu unternehmen.
Am Freitag brachte Chelsie ihren Koffer mit zur Arbeit. Nach einem frühen Termin wollte sie ein Taxi zum Flughafen nehmen. Der Morgen war ein einziges Desaster, das damit anfing, dass sie zu spät aufgewacht war, weil sie vergessen hatte, den Wecker auf die richtige Zeit zu stellen.
Während sie sich hastig anzog, fragte sie sich, wie sie den Tag überstehen sollte. Der Anfang der Woche hatte ihr gezeigt, wie schwierig das Leben werden würde, wenn sie und Griff weiter zusammenarbeiteten. Sie wechselten kaum noch ein Wort. Und wenn sie es taten, machte sich das angespannte Privatleben auch bei der Arbeit bemerkbar. Chelsie war weiterhin von ihrer üblichen Routine abgewichen und nicht zum Abendessen nach unten gegangen. Nach ihrer ersten Weigerung am Montag hatte Griff sie nicht wieder dazu eingeladen. Außerdem hatte sie aufgehört, abends noch spät in der Kanzlei zu arbeiten. Folglich ähnelte ihr kleines Wohnzimmer mittlerweile einem unaufgeräumten Büro.
Chelsie hatte sich große Mühe gegeben, zu den Zeiten mit Alix zu spielen, in denen Griff im Gericht war oder oben an seinem Schreibtisch arbeitete, doch meist rückte die Abendessenszeit heran, ehe sie sich auf den Heimweg gemacht hatte. Die gewohnten Geräusche hallten im Flur wider und ließen sie von dem träumen, was sie beinahe gehabt, aber verloren hatte. Mehr als einmal fragte sie sich, ob Griff mit seiner Vermutung richtiglag. Hatte sie sich in das verliebt, was er ihr geben konnte?
Die Antwort war immer dieselbe. Ja. Wie hätte es anders sein können? Doch obwohl sie Griff und Alix nicht voneinander trennen konnte, war sie sicher, dass sie sich auch ohne das Kind in
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