Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
weglaufen, eines Tages holt es Sie bestimmt ein. Also, warum quälen Sie sich und nehmen es nicht gleich in Angriff?«
Ohne Antwort ging Griff aus dem Raum. Nun gab ihm seine Haushälterin schon ungebeten Ratschläge. Wo sollte das hinführen?
In der Einfahrt stieß er auf Ryan. »Tut mir leid, dass ich es dir sagen muss, aber du siehst furchtbar aus.«
»Danke, Ryan. Es ist immer schön, dich zu sehen. Wie bist du so schnell hergekommen?«
Ryan klopfte auf seine Jackentasche. »Ich habe ein Handy. Hat der Fratz dir das Leben schwergemacht?«
»Ist schon schwerer gewesen.«
»Und ich entschuldige mich für meinen Anteil daran.«
Griff zuckte die Achseln.
Ryan lehnte sich an Griffs Wagen und schaute blinzelnd in die helle Sonne. »Du bist ein erbärmlicher Feigling, weißt du das?«
»Ja, aber du kennst doch das Sprichwort: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.«
»Stimmt.« Ryan stieß sich vom Wagen ab und trat näher an seinen Freund heran. »Was hast du da auf dem T-Shirt?«
»Milch«, antwortete Griff, ohne an sich hinunterzuschauen. Die Nässe war bereits bis auf die Haut durchgedrungen. Er würde sich umziehen müssen, ehe der Geruch der getrockneten Milch abstoßend wurde.
Ryan nickte. »Was glaubst du, was Deirdre tun würde, wenn sie dich so sähe?«
»Ich denke, sie würde das erstbeste Taxi nehmen – oder eher das erstbeste Auto – und sich in ihr elegantes Appartement zurückfahren lassen, um zu duschen. Nur für den Fall, dass der Geruch sich mit dem Duft ihres Parfums vermischt haben könnte.« Trotz seiner schlechten Laune konnte er sich ein Grinsen und ein lautes Lachen nicht verkneifen.
»Ich schätze, es ist gut, dass sie dich verlassen hat.«
Zum ersten Mal an diesem Morgen stimmte Griff seinem Freund zu. »Ganz meine Meinung.«
»Also sollte die nächste Frau kinderlieb sein.«
Griffs Gelächter brach abrupt ab. »Ach, hör auf, dich hier als Hobbypsychologe aufzuspielen.« Es war ein Fehler gewesen, Ryan davon zu erzählen, dass Chelsie sich von ihm trennen wollte. Nach ein paar Bierchen hatte Griff sich von seinem Freund ausfragen lassen und nicht mehr daran gedacht, dass er sein Geständnis am nächsten Tag bereuen würde.
»Was ist denn bloß los mit dir? Die Erste mag keine Kinder und die Zweite möchte gern welche. Aber keine kann es dir recht machen.«
»Du solltest Chelsie nicht mit Deirdre vergleichen«, erwiderte Griff, den es störte, dass Ryan seine Partnerin in die gleiche Schublade steckte wie die selbstsüchtigste Frau, die er je kennengelernt hatte. Abgesehen von seiner Mutter natürlich.
Sein Freund zuckte die Schultern. »Warum nicht, verdammt noch mal? Du hast es doch auch getan.« Ryan ging auf das Haus zu, hielt aber für einen kurzen Seitenhieb noch einmal inne. »Ich gehe jetzt mein Lieblingskind besuchen. Wir sehen uns, wenn du dich wieder wie ein Mensch fühlst.«
»Denk an ihre Laune. Sie ist schrecklich.«
»Das muss sie von ihrem Onkel haben«, rief Ryan über die Schulter.
Griff hockte sich auf die Motorhaube seines Wagens. Das Wetter veränderte sich ziemlich schnell. Bald war aus dem Herbst Winter geworden, und er praktizierte wieder allein. Kalt und traurig. Griff fragte sich, ob er damit die Jahreszeit oder sein Leben meinte.
Eine frische Brise fuhr durch sein Baumwollhemd. Seine Haut fühlte sich kühl an, insbesondere da, wo die Milch hingekommen war. Vor ein paar Monaten wäre er in seinem Kabrio umhergefahren, mit offenem Verdeck und wahrscheinlich unterwegs zur Arbeit, selbst an einem Sonntag. Er hätte mindestens ein Sportjackett getragen, wenn nicht sogar Anzug und Krawatte. Aber eins war sicher, Milchflecken wären auf keinen Fall auf seinen Designerklamotten gewesen.
Wann hatte er aufgehört, seinen alten Lebensstil zu vermissen? Die Zeit, in der er sich nur für Geld interessiert hatte und für die Luxusgüter, die man sich davon kaufen konnte, gefiel ihm nicht mehr, und er war sicher, dass sie Chelsie auch nicht gefallen hätte. Der Umgang mit ihr hatte ihm gezeigt, dass sie wie ihre Schwester war. Keine von beiden nahm Dinge wichtiger als Menschen. Shannon hatte das schöne Leben ihrer Eltern hinter sich gelassen, um seinen Bruder zu heiraten.
Ihre Schwester Chelsie war ebenfalls ihren eigenen Weg gegangen, so wie er. Nach dem Tod seines Bruders hatte Griff automatisch die Rolle des Beschützers übernommen, ohne daran zu denken, wie sehr sein Leben sich ändern würde. Aber das hatte es.
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