Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
Veränderungen würde er stets bedauern. Zum Beispiel die Abwesenheit seines Bruders und seiner Schwägerin. Obwohl der Schmerz darüber noch nicht ganz verheilt war, lernte er, mit dem Verlust zu leben. Hoffentlich zeigte ihm die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Trauer, wie er Alix beibringen konnte, mit ihrer zu leben. Chelsie hatte es genauso gemacht. Es gab nichts daran auszusetzen, dass sie versuchte, den Riss zwischen ihr und ihren Eltern zu kitten. Schließlich war ihr nicht mehr viel Familie geblieben.
Griff presste eine Hand an die Stirn und dachte an das Bindeglied zwischen ihnen beiden. An Alix. Er hatte einen Bruder verloren, aber eine Tochter gewonnen, denn für ihn war Alix tatsächlich nicht weniger als das. Wie konnte er es bereuen, dass die Kleine sein Leben auf den Kopf gestellt hatte? Sie hatte ihn menschlicher gemacht, ihm gezeigt, wie man Spaß hatte, und sie hatte ihn lieben gelehrt.
Alix war ein Teil von ihm. Und Chelsie ebenso.
GriffkonntesichnichtmehrandenMannerinnern,derergewesenwar,bevorAlixinseinLebengetretenwar.ChelsiehattediesenanderenMannnurdemRufnachgekannt,alsjemanden,derfürseineArbeitlebteundsichfürnichtsundniemandensonderlichinteressierte – außer dafür, Spaß zu haben und Geld zu verdienen.
Sie hatte zu seiner Veränderung beigetragen. In den vergangenen Monaten hatten sie sich beide gemeinsam um ihre kleine Nichte gekümmert. Wenn sein Leben und seine Gefühle für immer mit diesem Kind verflochten waren, warum erwartete er dann von Chelsie etwas anderes?
Sie hatte gesagt, sie liebe Alix, und nicht einfach nur wie eine Tante. Sie hatte auch behauptet, ihn zu lieben. Wie konnte sie da beides auseinanderhalten? Konnte sie den Mann lieben und das Kind nicht? Die Antwort war einfach. Das war unmöglich.
Chelsie hatte ihm vorgeworfen, er habe Angst. Und sie hatte recht damit. Er hatte Angst davor gehabt, dass sie ihn verließ. Und dann, als sie ihm ihre Liebe gestanden und ihm versprochen hatte, bei ihm zu bleiben, hatte er die Tiefe ihrer Gefühle infrage gestellt. Wenn er sie weiter in die gleiche Schublade steckte wie Deirdre und seine Mutter, würde er immer einen Grund haben, sie von sich zu stoßen. Der alte Griff hätte so gehandelt. Der Mann, den Alix gelehrt hatte, sein Herz zu öffnen, jedoch nicht.
Also, welcher Griffin Stuart sollte seine Zukunft bestimmen? Die Antwort war nur der Anfang. Schließlich stand er in einer Reihe mit den Männern, die Chelsie in ihrem Leben verraten und enttäuscht hatten. Würde sie ihm von dem, was er ihr zu sagen hatte, irgendetwas glauben?
Doch selbst wenn sie seine Entschuldigung annahm, bezweifelte Griff nach der Szene mit ihrem Ex-Mann, dass sie die Vergangenheit ganz hinter sich lassen konnte. Sie hatte noch eine letzte Hürde vor sich, obwohl sie sich dessen nicht bewusst zu sein schien. Da Griff bisher der Nehmende gewesen war – er hatte privat und geschäftlich ihre Hilfe angenommen, einschließlich der Mandanten, die sie mitgebracht hatte –, war es nur recht und billig, dass er ihr dafür etwas zurückgab. Es war mehr als nur eine Entschuldigung nötig, damit sie ihm wieder vertraute. Er hoffte nur, dass er damit nicht ihre gemeinsame Zukunft zerstörte.
Als Chelsie aus dem Flughafen West Palm Beach trat, stürzten Hitze und Feuchtigkeit auf sie ein. Sie drehte das Gesicht der Sonne entgegen und gönnte sich eine kurze Pause, ehe sie in den Mietwagen stieg und zum Haus ihrer Eltern fuhr. Schon zu Beginn der Fahrt hielt sie das Lenkrad mit beiden Händen fest umklammert, und mit jeder Meile, die sie hinter sich brachte, wuchs ihre Anspannung noch.
Ihre Eltern erwarteten sie, aber Chelsie hatte keine Ahnung, wie man sie empfangen würde. Da sie in ihrer Kindheit in der Regel keine große Unterstützung von zu Hause bekommen hatte, wusste sie, dass sie auch ohne die Hilfe ihrer Eltern überleben konnte. Doch ihr selbst auferlegtes Exil hatte zusammen mit dem Tod ihrer Schwester seinen Tribut gefordert. Auch wenn sie ihre Eltern nicht unbedingt brauchte, wollte sie mehr von ihnen, als sie bisher bekommen hatte.
Da Griff schon fast aus ihrem Leben verschwunden war, und zwar aus den Bereichen, die ihr am wichtigsten waren, war sie angeschlagen und am Ende ihrer Kraft. Sie sehnte sich nach der Wärme und Geborgenheit, die nur liebende Eltern spenden konnten. Ihre hatten ihr bisher nur selten Trost gewährt. Chelsie war gekommen, um das zu ändern, ehe es zu spät war.
Das Leben hatte ihr einige harte Lektionen
Weitere Kostenlose Bücher