Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
Haut war die Arbeit anzusehen. Chelsie musste zugeben, dass sie stolz auf den Unterschied war. Sie hoffte, dass er sich auch auf das Einfühlungsvermögen ihrer Mutter erstreckte.
»Das habe ich wohl verdient.«
Chelsie schüttelte den Kopf und legte eine Hand über die Hände ihrer Mutter. »Nein, das hast du nicht. Ich bin nicht hergekommen, um euch zu verärgern oder euch Vorwürfe zu machen.«
»Warum dann?«
»Damit ihr mir verzeiht«, flüsterte Chelsie.
»Es gibt nichts zu verzeihen«, sagte ihre Mutter mit brechender Stimme.
Ihr Vater schaltete sich ein, um die Gesprächspause zu überbrücken. »Wir hätten diesen Sorgerechtsprozess niemals anstrengen sollen, und das Gleiche gilt für den Versuch, Griffin zu bestechen. Wir hätten deine Gefühle für deine Schwester nicht dafür benutzen dürfen, dich dazu zu bringen, unser gemeines Spiel mitzuspielen.«
»Was dein Vater versucht zu sagen, ist: Wir haben es dir nie angekreidet, dass wir den Prozess verloren haben. Zunächst haben wir uns Vorwürfe gemacht, dass wir ihn überhaupt geführt haben. Die Kleine hatte etwas Besseres verdient als das, was wir ihr hätten geben können.« Chelsies Mutter atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Jedenfalls mehr, als wir für dich und deine Schwester übrig hatten.«
Chelsie unterdrückte ihre beinahe schwindelerregende Erleichterung und zwang sich, sich auf das zu konzentrieren, was ihre Eltern sagten, denn sie hätte nie gedacht, dass sie diese Worte jemals zu hören bekommen würde. »Shannon und ich haben alles gehabt in unserer Jugend.« Chelsie konnte es nicht ertragen, ihre Eltern so schuldbewusst und betreten zu sehen. Nach dem überraschenden Tod der einen Tochter würde die andere ihnen gleich einen weiteren Schlag versetzen.
»Alles, was möglich war, ja. Ich habe dafür gesorgt, indem ich hart arbeitete, um euch eine Erziehung bieten zu können, die eure Mutter und ich nie gehabt haben.« Darren Russells leise Stimme klang angespannt und beklommen. Chelsie konnte sich nicht erinnern, dass er sich je in ihrem Leben so aufrichtig und so … traurig angehört hätte.
»Wir haben uns von dem Geld und dem Lebensstil blenden lassen«, sagte ihre Mutter. »Das ist im Laufe der Zeit dann wichtiger geworden als die Familie. Was andere Leute von uns dachten, hat uns mehr interessiert als unsere eigenen Kinder und Enkelkinder.« Sie schaute auf ihre aufeinanderliegenden Hände hinunter. »Das war falsch. Wir haben jahrelang alles Wesentliche verpasst, Jahre der Nähe mit dir und deiner Schwester, und es tut uns sehr leid.« Beschämt senkte Ellen Russell den Kopf. »Aber wir werden es wiedergutmachen an dir und allen Enkelkindern, die wir noch bekommen werden.«
Chelsie würgte den dicken Kloß in ihrem Hals mühsam herunter. Ihre Eltern hatten das getan, was sie sich immer gewünscht hatte. Sie hatte ihre Mutter und ihren Vater wiederbekommen, während sie kurz davorstand, den beiden ihre letzten Träume zu nehmen. »Mir tut es auch leid. Und ich … «
»Wir erwarten nicht, dass du uns verzeihst.«
Chelsie hob die feuchten Augen und begegnete dem erwartungsvollen Blick ihrer Eltern. »Aber natürlich tue ich das. Habe ich immer. Trotzdem … « Sie holte tief Luft, um Mut zu schöpfen.
»Trotzdem was?« Ellen Russell drehte eine Hand um, schloss die Finger um Chelsies und hielt sie fest. »Das Schlimmste haben wir bereits hinter uns. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir alles erfahren. Dann können wir endlich eine Familie sein.«
Chelsie nickte und wandte sich ihrer Mutter zu. Bilder von Griff und Alix stürzten auf sie ein, Momentaufnahmen der Menschen, die ihr das Leben wiedergegeben hatten. Sie schuldete es ihnen, den weiten Weg zurückzukommen, selbst wenn Griff nichts mehr von ihr wissen wollte.
Nervös biss Chelsie sich in die Wange, dann gab sie sich einen Stoß. »Ihr … ihr werdet keine weiteren Enkelkinder haben«, gestand sie. Dann erzählte sie ihren Eltern die gleichen Dinge, die sie auch Griff anvertraut hatte, und wartete auf die gleiche schmerzliche Reaktion.
Doch zu ihrer großen Überraschung und Erleichterung blieb sie aus. Der Tod ihrer Schwester hatte ihre Eltern verändert – zu spät für Shannon, aber gerade noch rechtzeitig für sie.
»Nun, wenigstens wird diese Frau die letzte sein, die der Kerl misshandelt.« Ihr Vater hatte die Fäuste geballt und war blass geworden unter seiner Sonnenbräune.
Chelsie kaute auf der Innenseite ihrer Wange herum. »Ich habe
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