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Auf ein prima Klimakterium

Auf ein prima Klimakterium

Titel: Auf ein prima Klimakterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Saegebrecht
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letzte Memory-Poker-Runde, die, mit freiem Stuhl für dich, auf dem Rasen des Kirchenvorplatzes veranstaltet wurde, eine liebevolle Ehrerbietung zu erweisen. Hast du sie wieder einmal abgezockt, wie du immer bemerktest, leichte Übung im alles durchdringenden, feinstofflichen Reich? Deine Lebensgefährtin war nicht unter uns in dieser schweren Stunde, leider. Sie hatte, ein paar Tage vor deiner letzten Reise, die Flucht aus deinen vier Wänden und aus deinem Leben angetreten, was zu deiner Kurzschlusshandlung, dein Lebenslicht auszulöschen, geführt haben könnte. Die volle Wahrheit kennst nur du, aber viel reden war ja nie deine Leidenschaft, dafür meine, das glich sich immer gut aus, Johannes. Während der Predigt konnte ich deine lichte Dankeschön-Umarmung verspüren, sie ganz still und dankbar annehmen, tröstend in mir wirken lassen und ganz fürsorglich, bis zum heutigen Tage, für mich behalten, obwohl ich doch alles so gerne teile, auch mitteile, wie du weißt.
    Übrigens, dein Kätzchen, vom Vollstreckungsbeamten zu unserem Schreck damals schnurrdiburr beschlagnahmt, von mir einige Tage später, mit befreiendem Lächeln, aus einer Versuchsanstalt freigekauft, ist wohlauf und lebt in liebevoller Gemeinschaft mit uns auf dem Lande. Dein einmaliger Schweinekater, von einer Schweinemutter auf einem Bauernhof adoptiert und gestillt, hat im Zusammensein mit der Katzensippe begriffen, dass er ein Kater ist, der auch schon gelernt hat zu miauen, anstatt zu grunzen.
    Du fehlst mir so sehr, Johannes, unsere feinfühligen Gespräche, der Gleichklang unserer Gedanken, das befreiende Lachen, das wieder einmal durch eine humorvolle Lebenssituation geboren worden war. Nur zu gerne lachten wir über uns selbst – das gefühlte Vertrauen und diese unendliche Geborgenheit in unserer einmaligen platonischen Liebschaft habe ich sonst nur im schützenden Radius meiner geliebten Mutter empfinden dürfen. Wir beide haben uns, nach Stand des Mondes und der Gezeiten, im Tagesprofil unserer Geschlechtsanwandlung, bemuttert und bevatert, und das im gegenseitigen Wechsel, das lief ja ab wie bei den Weinbergschnecken, muss ich im Nachhinein feststellen.
    Unsere Freunde verstanden bei unseren verbalen Turnübungen sehr oft Bahnhof, wie sie zu bemerken pflegten. Meine Mutter Agnes, die du ja bei deinen Besuchen in unserem Matriarchats-Domizil, neben meiner Tochter und Schwester, so sehr ins Herz geschlossen hattest, segnete nicht nur, seit der Kindheit, die unerschöpflichen Worttiraden ihrer Tochter Marianne, auch die nicht uninteressanten Hirngespinste und verbalen Ergüsse, mit ihrem Lieblingszitat aus der Bibel: »Du sagst es!« Und die Sache war gegessen.
    Bei dem Gedanken an die Umstände deines Freitods legt sich eine tiefe Traurigkeit und Einsamkeit auf meine Seele. Ich weiß, deine Freundin hatte angedroht, dich wegen deiner mehr und mehr schwermütigen Lebensgrundhaltung zu verlassen, sie war wohl selbst dahingehend sehr gefährdet, was ihre Reaktion erklären könnte. Wir hatten uns, bedingt durch meine Drehzeiten in den Vereinigten Staaten, länger nicht gesehen und gesprochen, sodass ich mir selbst kein Bild von deinem Zustand machen konnte. Zusammen mit mir, meinen Tieren und Pflanzen hättest du auf meiner Mini-Ranch einen Platz zum Leben gehabt, falls deine Freundin ihren Plan umsetzen und dich verlassen sollte. Das hatten wir in nächtelangen Gesprächen so ausgemacht. Doch deine Schicksalslinie ließ nicht mit sich handeln. Koffer und Schicksal packten deine Freundin am Schopf und sie verließen die Wohnung gemeinsam. Am Abend darauf hatten deine gesammelten Schlaf- und Schmerztabletten ihren Auftritt und eine bis dahin unbescholtene Plastiktüte wurde von dir zur Vollstreckerin berufen. Deine Putzfrau fand dich am nächsten Morgen atemlos darunter.
    »Mausetot, heimgegangen, Johannes hat uns auf eigenen Wunsch verlassen, Marianne«, so lautete die Nachricht von deiner letzten Stunde, die mir deine Partnerin auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Lange Zeit versuchte ich vergeblich, deinen unsäglichen Entschluss nachzuvollziehen, und merkte dabei, wie wenig du doch von deinen inneren Konflikten mit mir und den Menschen deines engstem Umfelds teilen wolltest, wahrscheinlich gar nicht konntest.
    Ein kleines, rot behaartes Eichhörnchen, das es sich gerade mit ergatterter Nuss auf einer Astgabel gemütlich macht, kann mir bei meinen Schlussfolgerungen auch nicht weiterhelfen, erinnert mich aber plötzlich an

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