Auf ein prima Klimakterium
trainiert Imaginationskraft und Gehirnzellen. Sie können sich, vor Schlafantritt, sogar einen eigenen Weckruf installieren, Sie müssen es nur laut in Auftrag geben. Bei Vorsprech-, Hochzeits- oder Gerichtsterminen verlassen Sie sich lieber auf den guten alten digitalen Erwecker, just in case, sonst geht’s mir ans Krägelchen. Wie man liest, ist der gesunde, ruhige Schlaf in modernen Zeiten Mangelware geworden. Ich darf Ihnen gerade deshalb eine wunderbare Medizin der anderen Art verraten:
Schlafkissen »Sonno Buona Fortuna«
Das Schlafkissen, das Ihnen zu Hause, aber auch auf Reisen, z. B. im Flugzeug, nur nicht in Nähe des Piloten, ein guter Freund werden kann, ist dreißig Zentimeter breit und zwanzig Zentimeter hoch und wird aus feinem Leinen oder einem kuscheligen Samtstoff angefertigt, vielleicht nähen Sie es ja selbst? Für die aromatische, beruhigende Füllung brauchen Sie:
50 g Lavendelblüten, getrocknet
50 g Rosenblüten, getrocknet
25 Kamillenblüten, getrocknet
25 g Hopfen, getrocknet
1 Zimtstange, zerkrümelt
2 EL Koriandersamen
1 EL Anis
Zusammenmischen, einfüllen, zunähen, aufschütteln und Sie werden schlafen wie ein Murmeltier, versprochen!
Wenn einer eine Reise tut
Kurze Besuche verlängern die Freundschaft
»Wer den Tod fürchtet, hat das Leben verloren«, kommen mir die Worte des Dichters Johann Gottfried Seume in den Sinn, während ich in stiller Andacht am Grab meines vor zwei Jahren heimgegangenen Freundes Johannes verharre. Hier in Hamburg, zu Zwecken meiner Omamamia -Promotionstätigkeit eingeflogen, sitze ich jetzt unter dem Schatten spendenden Weidenbaum, den ich nach seinem Wunsch pflanzen ließ. Eine kleine Holzbank offerierte mir ein Plätzchen und ich sagte nicht nein. Die Flügel des barocken Bewacher-Engels, die zarte Risse aus rauen Winternächten aufweisen, berühren meinen mitgebrachten Strauß aus weißen Buschanemonen, von rosafarbenem Ginster und Eukalyptuszweigen wunderbar eingefasst. Das ehemals zarte Buchsbäumchen versucht mir heute mit kräftigem, bizarrem Wuchs zu imponieren, was meine mitreisende Nagelschere sogleich auf den Plan ruft.
»Mein lieber Johannes, heute habe ich, vor meinem Rückflug nach München, zwei Stunden für uns mitgebracht. Die schmucke Immobilie deiner Urnen-Grabesstätte, die ich nach deinem Ableben erwerben konnte, lässt ein Gefühl der Zufriedenheit in mir aufsteigen. Vor zwei Jahren setztest du, zu unser aller Schrecken, deinem Leben selbst ein Ende, ohne Vorwarnung für deine Freunde und deine Partnerin, die sich, aus Angst vor den auflaufenden Kosten, im Krankenhaus als deine Nachbarin ausgegeben hatte. Damit verwirkte sie ihr Recht auf die Gestaltung deines Bestattungsrituals, was ihr wohl nur recht war, obwohl dein ganzer Hausstand und alle privaten Papiere bei der Wohnungsauflösung durch den städtischen Vollstreckungsbeamten – Familienangehörige konnten nicht dingfest gemacht werden – auf der Strecke blieben und zu Staatseigentum mutierten. Keine leichte Übung, einen aus dem Leben geschiedenen Hartz-IV-Hilfe-Empfänger aus einem imposanten Stoß von Verwaltungspapieren zu befreien und damit im letzten Moment eine anonyme Ausschüttung auf einem Friedhof, ohne Eintrag in ein Friedhofsregister oder Kondolenzbuch, zu verhindern.
Mit der Assistenz einer städtischen Angestellten, die über mein Vorhaben, dir eine Grabesstätte zu bescheren, überrascht, aber auch erfreut schien, kreierten wir dir zur Ehre eine würdige Zeremonie, die ich mir für jeden Erdenbürger, nach seinem Ableben, wünsche. Deinen Lieblingssong Wish You Were Here von Pink Floyd durften wir in der Kirche, im Kreise deiner aufgespürten Freunde, einem Plattenspieler in Auftrag geben, die feinfühlige, humorvolle Rede des jungen Pfarrers wollte man schier aufsaugen. Meine Freunde, begnadete Musiker einer Sinti-Jazz-Formation, erfüllten mit ihrer Version der Rhapsodie von Liszt einen letzten Wunsch, der dir zu Lebzeiten, zusammen mit dem Bild der Schatten spendenden Weide, für deinen Abschied vom Erdenrund immer wieder über die Lippen gekommen war und bei seiner Erfüllung dein feinstoffliches Herz bestimmt vor Freude schimmern ließ. Aber auch der melancholische Urgrund unserer fleischlichen Herzen wurde an diesem Tag durch die außergewöhnliche Musik und die tröstlichen Worte von Himmelslicht durchdrungen, zumindest für mich kann ich das bestätigen. Einige deiner Freunde waren angetreten, dir vor der kirchlichen Aussegnung durch eine
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