Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt
haben, hat mit großen Stars Ihrer Jugend gedreht.
Es kann so sein. Einer seiner größten Erfolge war dieser Film mit Curd Jürgens, »Des Teufels General«.
Er hat auch Heinz-Rühmann-Filme produziert. Haben Sie Rühmann auch persönlich gekannt?
Flüchtig.
Er war ja schon ein Star, als Sie noch ein junger Mann waren.
Als ich ein junger Mann war, waren die Stars Hans Albers, Lil Dagover, später Zarah Leander, Heinz Rühmann, Magda Schneider. Dann gab es Greta Garbo: der größte Star meiner Jugendzeit! Und ich erinnere mich an dieses eine Lied, das der Sender Belgrad jeden Tag spielte und das sowohl die deutschen als auch die englischen und amerikanischen Soldaten geliebt haben. Wie hieß die Sängerin bloß?
Lale Andersen vielleicht?
Lale Andersen! »Vor der Kaserne, vor dem großen Tor, stand eine Laterne, und steht sie noch davor, so woll’n wir uns da wiederseh’n – wie einst, Lili Marleen.« Das war ein sehr sentimentales Lied.
War man gerührt, wenn man es an der Front hörte?
Aber wie! Es gab ein ähnlich sentimentales Lied nach dem Kriege in den Sechzigerjahren, gesungen von Marlene Dietrich: »Sag mir, wo die Blumen sind«. Die Dietrich konnte nicht wirklich singen, aber sie war eine erstklassige Chansonette. Und dann dieses raffiniert komponierte Lied! Die ersten drei Strophen jeweils um einen Ton nach oben versetzt, dann die vierte und fünfte jeweils einen Ton nach unten. Der zu Herzen gehende Vers war: »Sag, wo die Soldaten sind, wo sind sie geblieben?« Das führte bei mir und vielen anderen alten Soldaten zur inneren Erschütterung.
In welchen Frauentyp verliebten sich denn die jungen Soldaten?
Das kann ich nicht sagen. Ich bin sehr viel später sehr fasziniert gewesen von Lilli Palmer. Sie war drei, vier Jahre älter als ich. Und es gab eine Sängerin, die uns auch im Tonfilm zu Herzen ging, Rosita Serrano. »Roter Mohn«, so fing das Lied an, »warum welkst du denn schon« – auch sentimental. Soldaten neigen im Kriege zur Sentimentalität, wenn Ruhe ist, in der Nacht.
Galt in den Nachkriegsjahren nicht die Französin als das Bild der begehrenswerten Frau schlechthin?
Von den französischen Sängerinnen war Edith Piaf diejenige, die am stärksten auf uns wirkte.
Haben Sie eine Erinnerung an Marilyn Monroe?
Nein, sie hat mich eigentlich nicht interessiert. Dann schon eher Grace Kelly. Die habe ich mal kennengelernt. Später hieß sie Gracia Patricia und war Fürstin von Monaco geworden. Ich habe sie in Monaco getroffen und musste mit ihr Walzer tanzen.
Und – wie haben Sie sich geschlagen?
Nicht gut.
Sie können nicht tanzen?
Doch, aber ich war schon in fortgeschrittenem Alter, und der Walzer war ein bisschen anstrengend. Ich hätte einen englischen Walzer vorgezogen.
Und wie war sie?
Voller Temperament. Aber sie war nun inzwischen auch keine junge Frau mehr.
War ihr die frühere Schönheit noch anzusehen?
Ja, die merkte man noch. Als ich sie in den Fünfzigerjahren in Los Angeles kennenlernte, war sie eine kühle Blonde und machte gerade einen Film mit Glenn Ford.
Gibt es von Ihren Begegnungen noch ein Bild?
Ich hoffe, Sie finden es nicht. (Helmut Schmidt lacht)
11. September 2008
[ Inhalt ]
Schweinesülze und Labskaus
Über Essgewohnheiten
Lieber Herr Schmidt, immer wieder sagen Sie, dass Sie sich aus Essen nichts machen.
Ja, ich bin von Hause aus so geprägt, dass ich weder ein Gourmet bin noch ein Gourmand.
Mögen Sie es wenigstens, mit Freunden oder der Familie beim Essen zusammen zu sein?
Das mache ich gern.
Wünschen Sie sich dann auch ein bestimmtes Gericht?
Ich will Ihnen einmal eine Geschichte erzählen. Seit vielen Jahren esse ich am Wochenende, wenn ich am Brahmsee bin, gemeinsam mit den Sicherheitsbeamten und den Fahrern. Wir gehen in eine Dorfkneipe, da gibt es ein Hinterzimmer, wo man die Geräusche von draußen nicht hört. Meistens läuft es darauf hinaus, dass meine Frau oder ich oder wir beide Geschichten aus alten Zeiten erzählen.
Bestellen Sie in dieser Dorfkneipe immer das Gleiche?
Jeder bestellt nach der Karte, was er gern essen möchte. Die Jungs essen meist Sauerfleisch mit Bratkartoffeln.
Schweinesülze also. Mögen Sie die auch?
Ja.
Und Labskaus?
Ja, selbstverständlich. Auf dem Dorf in Holstein gibt es kein Labskaus, aber in Hamburg sehr wohl. Das beste Labskaus in Hamburg gibt es gegenüber der Michaelis-Kirche im Old Commercial Room.
Können Sie es selber kochen?
Ich kann Kaffee, Tee und eine Bouillon kochen – das
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