Auf einmal ist Hoffnung
Tasche viel Gewicht?«
»Nein.«
»Warum müssen die Ampullen in zylindrische Gefäße verpackt sein?«
»Es sind Spezialgefäße«, wiederholte Louis ruhig und setzte erklärend hinzu: »Thermogefäße. Sie sind mit einem Deckel verschlossen, der mit Kälte aufgeladen ist und etwas mehr als eine Handbreit in das Gefäß hineinragt. Auf diese Weise wird der Inhalt des Gefäßes für rund hundert Stunden auf einer Temperatur von vier Grad Celsius gehalten. Spätestens nach Ablauf dieser Zeit muß ein anderer, frisch mit Kälte aufgeladener Deckel eingesetzt werden.«
»Brauchte es für Kahn dann noch die Kühltasche?«
»Nur zur Sicherheit.«
»Hm.« Patrick überlegte kurz und wandte sich Jennifer zu. »Du warst nach seinem Tod noch in seiner Wohnung!«, stellte er fest, doch es glich einer Frage.
»Ich habe keine Kühltasche gesehen. Weder eine hellgrüne aus Plastik noch irgendeine andere.« Jennifer sprach zu beiden Männern. Als keiner von ihnen reagierte, stand sie entschlossen auf. »So leid es mir tut, Onkel Louis, wir müssen uns beeilen.«
»Allright, ich rufe euch ein Taxi.« Louis trat an den Telefonapparat, hob den Hörer ab und wählte die Taxi-Nummer für Call-Taxis.
Patrick sagte: »Wenn wir das Superfexon finden, wissen wir, wem es gehört.«
Louis schwieg. Er wirkte unsicher und tieftraurig. Patrick konnte sich diese Reaktion auch jetzt nicht erklären.
Der Abschied verlief schnell und unkonventionell. Jennifer gab Louis einen Kuß auf die Wange, und er versicherte ihr, daß er sie bald in New York besuchen wolle.
Sie gingen schon aus der Haustür und die paar hölzernen Stufen zum Vorgarten hinunter, als Patrick stehenblieb. »Standen Sie wegen Monroe mit Doktor Coblence in Verbindung?«
»Nein. Wieso fragen Sie?«
Louis sah ihn argwöhnisch an.
»Wer hätte denn Monroe die Spritzen verabreicht?« fragte Patrick wachsam.
»Ich habe doch schon gesagt, daß ich auf Mons Rückruf gewartet habe.«
»Drei Tage lang?« Patrick war verwundert.
»Ich habe auch versucht, ihn zu erreichen. Ich weiß nicht, ob ihr die konzentrierte, ja manchmal auch hektische Arbeit in einem Labor kennt. Da ist man mit seinen Gedanken von der Außenwelt abgeschnitten.« Louis sah von Patrick zu Jennifer.
Das Taxi kam, und sie stiegen in den Fond. Patrick kurbelte das Fenster herunter. »Da ist noch etwas. Die Sache mit dem letzten Satz des Artikels in der ›Medical Tribune‹.«
»Ach so!« Louis lachte gezwungen. »Der Satz ist überholt. Er hieß wörtlich: ›Wäre ich praktischer Arzt und ein Krebspatient würde sich illegal Superfexon verschaffen und von mir verlangen, daß ich ihn mit diesem Mittel behandle, würde ich das selbstverständlich ablehnen!‹«
Das Taxi fuhr an, und sie winkten Louis zu.
Er stand am Gehsteig und winkte todtraurig zurück, bis der Wagen außer Sichtweite war.
Dann ging er zielstrebig ins Haus, in die Bibliothek zum Telefonapparat, und hob den Hörer ab. Er hatte schon den Finger auf der Zwei, um den Areal-Code für New York zu wählen, als er sich anders entschied.
Er trat ans Regal und schenkte sich aus der Flasche Whisky ein halbes Glas voll ein. Eine Weile behielt er es gedankenverloren in der Hand. Er zögerte, ob er den Anruf überhaupt führen sollte.
Nach einer kurzen Überlegung entschloß er sich. Er nahm einen großen Schluck, wie um sich Mut zu machen, stellte das Glas auf einen der Bücherstapel. Dann zog er aus der Hosentasche einen Zettel mit einer Telefonnummer, nahm den Hörer ab, tippte den Areal-Code von New York und die Nummer.
Er hatte sie sich schon am Mittag über die Auskunft besorgt. Es war die Nummer von Doktor Coblence.
13
Cesar Gomes glich in mancher Hinsicht Zenon Menendez. Er war gerissen, äußerst mißtrauisch und verteidigte die albanische Revolution mit bedingungsloser Leidenschaft. Von gedrungener Statur und beinahe doppelt so alt wie Menendez, wirkte er kraftvoll und zäh. Sein besonderer Vorteil war die Erfahrung, die er sich im Dschungel des Befreiungskampfes angeeignet hatte.
Als er vom Straßentelefon Ecke Charlton Street/Avenue of the Americas im ›George Washington‹ anrief und statt mit Menendez mit Roberto Rocha verbunden wurde, witterte er sofort, daß etwas Unvorhergesehenes vorgefallen sein mußte. Er nannte weder seinen Namen noch den Grund des Anrufes, sondern sagte nur knapp: »Ich will Zenon sprechen.«
»Der ist gerade nicht da«, log Rocha, obwohl Menendez neben ihm gefesselt im Sessel lag.
»Wann kann ich
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