Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
herüber. Anerkennende Blicke treffen ihn. Zwei Männer heben den Toten auf und schleppen ihn weg. Es wird nicht lange dauern, bis jeder in der Stadt Bescheid weiß.
Von nun an muss Clay seine Augen überall haben. Er kann sich jetzt keine Unvorsichtigkeit mehr leisten. Jetzt hat er die ganze verdammte Bande am Hals. Und auf Hilfe von den Menschen hier kann er nicht hoffen. Keiner von denen würde sich gegen Soapy Smith und seine Gangsterbande stellen. Noch immer etwas benommen macht sich Clay auf den Heimweg. Im Haus von Henry gießt er sich seufzend einen Whisky ein. Da hört er auch schon draußen schnelle Schritte. Betty kommt herein gestürzt. Die Schießerei hat sich wirklich schnell herumgesprochen. Der Schrecken steht ihr ins Gesicht geschrieben. Stürmisch umarmen sie sich. Ihr Herz pocht wie wild. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht über den Kampf. Dann erzählt ihr Clay von den Geschehnissen. Ein wenig beruhigt, dass ihm nichts weiter passiert ist, sagt sie: „Du hast richtig gehandelt. Du hattest gar keine andere Wahl.“ „Nein ... hatte ich nicht. Leider.“ „Mach dir keine Vorwürfe ... Was hättest du anderes tun sollen?
Clay zuckt mit den Schultern.„Ich hatte schon geahnt, dass so was mal passiert.“ Und dann erzählt er Betty doch noch von seinem Treffen mit Soapy Smith und seiner Drohung gegen ihn. Bettys Augen funkeln zornig. Und sie stampft wütend mit dem Fuß auf: „So ein Dreckskerl! Wieso tut keiner etwas gegen den? Alle lassen sich das gefallen, was er ihnen antut. Wieso wehrt sich keiner? Feiglinge allesamt. Ahhh, ich könnte ihn umbringen.“ Clay lächelt dünn. „Beruhige dich, Darling. Eines Tages wird auch seine Zeit zu Ende sein. Das Gesetz wird auch nach Skagway kommen. Ich habe keine Angst vor dieser Ratte.“ „Aber er ist nicht allein. Der Schuft hat noch viele Männer, die hinter ihm stehen.“ Mit düsterem Blick erwidert Clay. „Tja, doch jetzt ist es schon einer weniger. Und sie wissen jetzt, dass sie nicht mit allen Leuten so umspringen können.“
Trotzdem ist die Situation brenzlig. Clay kann nicht gegen eine Bande von 20–30 Mann kämpfen. Selbst der Beste könnte das nicht. Nicht ohne Hilfe. Auch Henry ist dieser Meinung, als er erscheint und aufgeregt von diesen Dingen hört. Er würde Clay ja gerne helfen. Doch er sei schon zu alt und zudem kein Kämpfer. Er wäre Clay nur ein Klotz am Bein. Nach einem langen Gesprächen ist man sich einig. Clay soll sofort seine Sachen packen und dann das tun, was er ohnehin vorhatte. Nämlich sich auf den Weg in den Yukon machen. Henry will den Indianern Bescheid geben. Die hatten bestimmt auch schon von dem Kampf erfahren.
Clay Morgan widerstrebt es, einfach abzuhauen. Er hält nichts davon, einem Kampf aus dem Weg zu gehen. Doch in diesem Falle muss er Betty und dem Alten recht geben. Doch wenn er seine Sache im Yukon erledigt hatte, würde er zurückkehren. Und dann wird man weiter sehen. Falls sich das Problem bis dahin nicht in Luft aufgelöst hat. Zögernd und widerstrebend packt er seine Sachen. Henry geht noch am selben Abend zu den befreundeten Indianern und teilt ihnen die Entscheidung mit. Ab jetzt steht Clay hoch in deren Achtung. Werden doch auch sie durch die Bande von Soapy Smith drangsaliert. Er hatte sogar dafür gesorgt, dass sie aus der Stadt verschwinden mussten. Nur noch als Träger und Handlanger sind sie geduldet. Er drangsaliert alles und jeden. Und das nur, weil er eine Bande von Abschaum um sich hat.
Nach kurzem, unruhigen Schlaf macht Clay sich fertig. Die acht Indianer stehen um fünf Uhr morgens schon vor dem Haus. Mit gemischten Gefühlen verabschiedet sich Clay von Betty. Sie küsst ihn immer wieder und hat trotz ihrer Beherrschung Tränen in den Augen. Clay kann kaum mit dieser Situation umgehen. Mannhaft unterdrückt er seine Gefühle und schiebt Betty sanft, aber bestimmt von sich. Auch er hat einen Kloß im Hals, will sich aber nichts anmerken lassen. Henry nimmt Betty in den Arm und führt sie ins Haus. Clay und seine Begleiter packen die Ausrüstung und wuchten sie sich auf den Rücken. Die Indianer sind wahrlich starke, ausdauernde Träger. Sie sind es gewohnt schwere Lasten über weite Strecken zu transportieren. Und sie lassen sich ihre Arbeit von den Goldhungrigen gut bezahlen.
Es ist der 20. Mai, als sie losmarschieren. Sie schlagen einen Bogen um die Stadt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Erst weiter östlich stoßen sie auf den Trail. Schon von Weitem
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