Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
als das Schiff gemächlich über den Lake Laberge gleitet. Bald werden auch die letzten Schneereste getaut sein und der Frühling hält endlich Einzug. Am Ende des Sees legt der Raddampfer noch einmal bei „Lower Laberge“ an. Holz wird gebunkert und der Kapitän geht zur Telegrafenstation, um eine Nachricht abzusetzen.
Lower Laberge war ursprünglich ein Indianer Dorf und eine kleine Handelsstation. Jetzt gibt es zusätzlich auch einen Versorgungspunkt für die Dampfschifffahrt. Waldarbeiter haben sich ihre Hütten gebaut. Indianer treiben Handel und hier verläuft auch die Telegrafenleitung, die mit Whitehorse und Dawson City verbunden ist.
Nach einer Stunde Aufenthalt geht die Fahrt weiter. Der Fluss strömt hier an hohen Steilufern vorbei. Das Wasser ist glasklar und sehr fischreich. Auch nach der Einmündung des Teslin River bleibt die Strömung auf dem Yukon schnell und das Schiff gleitet flott voran. Vorbei an „Hootalinqua“, einer indianischen Siedlung und Woodyard, einem Holzschlagplatz. Kurz danach gleiten sie an Shipyard Island vorbei. Einer kleinen Schiffbau Insel im Yukon River. Erst später, als sie bei den „Five Finger Rapids“ ankommen, wird es wieder spannend. Die Five Finger Rapids sind eine Felsformation im Yukon River. Vier Felssäulen aus Basalt teilen den Fluss in fünf Stromschnellen, die „Finger“. Die Rapids stellen dabei ein gefährliches Hindernis dar, an dem schon viele ihr Hab und Gut verloren. Ähnlich wie bei den Whitehorse-Stromschnellen. Kleinere Wasserfahrzeuge geraten schnell in die heimtückischen Strudel. Kentert hier ein Boot oder Floß, zerschellt es unweigerlich an den Felsen und die Reisenden sind verloren. Die großen Raddampfer mit ihren mächtigen Schaufelrädern haben es einfacher. So werden bei der Durchfahrt Fluss abwärts die Maschinen angehalten und das Schaufelrad wirkt als Bremse. Fluss aufwärts werden die Schiffe mit Drahtseilen und Winden durch diese Passage gezogen. Doch ohne weitere Schwierigkeiten durchfahren sie die Stromschnellen und auf der Strecke begegnen ihnen keinerlei Hindernisse mehr.
Es ist schon Mitte Juni, als sie endlich nach langer Fahrt den Klondike sehen, der hier in den Yukon mündet. Noch eine Biegung und sie sind in Dawson ankommen. Bereits drei Dampfer liegen an der Pier. Nach einem Wendemanöver macht ihr Schiff knirschend an der hölzernen Anlegestelle fest. Befehle ertönen. Die Mannschaft erledigt mit Routine ihre Aufgaben und die Menschen strömen sofort die lange Gangway herunter. Sie zerstreuen sich in Windeseile in den Straßen, in denen es von Männern nur so wimmelt. Wohin man auch schaut: Männer, Männer und nochmals Männer. Ehefrauen wollen scheinbar nicht so recht in diese Stadt einziehen. Dafür erklären sich andere Frauen bereit dazu. Und die gaben dieser Stadt den Namen, „Paris des Nordens“. Weil so ein Name alles Dasein wertervoller macht. 100.000 Männer brachen zum Klondike auf. Doch nur 40.000 schafften es. Und die bevölkern nun die Stadt, die einstmals aus einer einfachen Ansammlung von Zelten entstand. Jetzt sieht man überall neue Häuser entstehen. Es wird gehämmert, gesägt und gebaut. Dawson City wächst.
Clay und Kid müssen wiederum die gesamte Ausrüstung ans Ufer wuchten. Dann macht sich Clay auf den Weg, einen Mounty zu finden, der ihre mitgeführten Sachen registriert. An jedes einzelne Ausrüstungsstück wird eine Markierung angebracht. Sie müssen sich auch um eine Bleibe kümmern. Clay hat zwar nicht vor, lange zu bleiben. Doch einige Zeit wird es schon dauern. Als alle Formalitäten erledigt sind, begeben sie sich auf Besichtigungstour. Clay will erst einmal in die Polizeistation. Er möchte etwas über seinen Bruder erfahren. Wenn überhaupt, gibt es hier die besten Informationen, wie er meint. Kid macht sich unterdessen alleine auf den Weg. Sie wollen sich in ein paar Stunden wieder bei ihrer Ausrüstung am Fluss treffen.
In der Station der North West Mounted Police, am Rande der Stadt herrscht reger Betrieb. Drei Mounties sind damit beschäftigt, den Anwesenden ihre Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen. Als Clay endlich an der Reihe ist und sich nach seinem Bruder erkundigt, kratzt sich der Sergeant nachdenklich am Kopf. „Hmmm. Morgan ... Morgan. Den Namen habe ich hier noch nicht gehört.“ Dann holt er ein dickes Buch hervor und blättert darin. Nach einer Weile schüttelt er den Kopf. „Nein, Mister Morgan. Hier in der Liste ist er auch nicht aufgeführt. Wenn
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