Auf ewig und einen Tag - Roman
beobachten dich.«
Zwei Jungs aus der achten Klasse glotzten uns an, und es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte ihnen die Zunge herausgehangen. Es war widerlich. Ich schlang die Arme um die Brust. »Ich fass es nicht, dass du mich dazu überredet hast.«
»Hast du je einen Typen keuchen sehen? Leck dir über die Lippen, und pass auf, was passiert.«
Ich musste kichern. Eve wackelte mit dem Hintern. »Die Macht der Weiblichkeit.«
»Die Macht der Titten!«, kreischte ich zwischen meinem Gekicher, so laut, dass sich mehrere Köpfe umdrehten.
Einschließlich Justins.
Er stand am Eingang und wurde puterrot. Mit gerunzelter Stirn ging er auf uns zu.
Ich wirbelte einmal im Kreis herum und blieb mit ausgebreiteten Armen stehen. »Ta-da!« Innerlich jedoch bebte ich.
»Das ist die neue Kerry Barnard«, sagte Eve. »Gib’s zu. Sie sieht scharf aus.«
»Mein Gott, Eve.« Er sah mich nicht an. »Was zum Teufel soll das?«
Ich trat neben sie. »Wieso hat das unbedingt was mit Eve zu tun? Kann ich nicht anziehen, was ich will?«
Er sah sie einen Moment an und reckte dann das Kinn. »Das ist wegen letzter Woche, nicht? Irgendeine Art kranker Retourkutsche.«
Eve wurde blass. Sie schüttelte leicht den Kopf.
»Was meinst du mit letzter Woche?«, fragte ich. »Was ist letzte Woche passiert?«
Seine Lippen spannten sich an.
»Meinst du, ich hätte noch einen Gedanken darauf verschwendet?«, antwortete Eve langsam. »Du hältst dich wohl für einen ganz tollen Hecht, was?«
Ich sah den Blick, der zwischen ihnen ausgetauscht wurde, und glaubte darin erkennen zu können, was passiert war: Eve, in etwa der gleichen Aufmachung wie ich jetzt, war zu Justin gegangen, hatte versucht, ihn zu verführen, und er hatte sie abgewiesen. Und nun stellten Justin und ich die gleiche Szene nach. Hatte sie erwartet, dass Justin bei mir genauso reagieren würde?
Ein Schweißtropfen lief mir zwischen den Brüsten hinab. »Was zum Teufel ist bloß los mit dir?«
»Justin ist derjenige, mit dem was nicht stimmt, Kerry, ich dachte, das hättest du inzwischen kapiert.« Ihr Gesicht war bleich, fast verängstigt, aber sie sah Justin mit zusammengekniffenen Augen an und legte den Arm um meine Schultern. »Willst du die Jungfrau, oder willst du Sex, Justin - entscheide dich. Obwohl du dich wahrscheinlich getäuscht hast, sieht es aus, als könnte dir Kerry beides bieten.«
»Du Miststück!« Ich stieß sie weg und lief hinaus, an der Menge der Leute vorbei, die mir auf den Ausschnitt und die Beine starrten und verwundert tuschelten. Meine Brüste hüpften
unter dem halterlosen Bodysuit, als ich zu rennen begann, und ich knickte auf den hohen Absätzen um. Schließlich warf ich die Schuhe in die Büsche, und meine bloßen Füße brannten bei jedem Schritt auf dem rauen Straßenbelag.
Zu Hause stürmte ich ins Schlafzimmer hinauf, ging immer wieder zwischen Fenster und Tür hin und her und war genauso wütend auf mich wie auf sie. Ich war nicht so naiv. Ich wusste, dass Eve immer Hintergedanken hatte, also warum hatte ich nicht besser aufgepasst? Es war, als vertraute man darauf, ein Hai würde einen nicht fressen, weil er so aussah, als würde er lächeln, und weil man Haie eben mochte.
Ich stellte mir Eve und Justin in dem kleinen abgedunkelten Kino vor, wie sie sich bei den romantischen Szenen ansahen und bei den gruseligen an den Händen hielten. Ich sah, wie Eve sich ihm zuwandte und den Kopf schüttelte. »Was zum Teufel ist bloß in sie gefahren?«, würde sie fragen. Und Justin würde die Achseln zucken und dann lächelnd ihre Hand nehmen. »Ganz ehrlich«, würde er sagen, »ich halt’s nicht mehr aus.« Und dann würden sie sich küssen.
Ich riss den Rock herunter, schwarze Knöpfe fielen klappernd zu Boden. Ich ging in Daddys Schlafzimmer, holte seinen Frottee-Bademantel aus dem Schrank und wickelte mich darin ein. Ich hüllte mich in seinen Duft nach Irish Spring, in seiner Tasche steckte noch immer sein Flachmann mit dem schwappenden Scotch.
Es war noch dunkel, als ich auf Daddys Bett aufwachte. Im Licht, das aus dem Gang einfiel, sah ich die Umrisse von Eves Gestalt. »Es tut mir leid«, flüsterte sie heiser und strich mit der Hand über den Bettüberwurf.
Ich schlug ihre Hand weg. »Was ist los mit dir?«
Sie zog die Schultern hoch. »Ich weiß nicht.«
»Du weißt es nicht? Na prima, das erklärt ja alles.«
»Es gehen bestimmte Dinge vor sich, Dinge, die ich dir nicht erklären kann, und ich wollte nur …«
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