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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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dürfe. Aber da gab es den Wilden in Wayne Turner, der ihn davor zurückhielt, weil jeder, einschließlich des Senators, besser dran sein würde, wenn die Beamtin der Mordkommission, Nancy Gordon, zum Todesengel wurde.
2
    Der Mikrowellenherd klingelte. Alan Page ging zurück in die Küche, ein Auge auf den Fernseher gerichtet. Der Nachrichtensprecher von CBS sprach über den Termin, an dem Raymond Colbys Anhörung angesetzt war. Colby würde dem Supreme Court zu einer soliden, konservativen Mehrheit verhelfen, und das war eine gute Nachricht für einen Staatsanwalt.
    Alan nahm sein Fertiggericht aus der Mikrowelle und zog die Folie ab, wobei er nur einen sehr kurzen Blick auf das Essen warf. Er war siebenunddreißig, hatte kurzgeschnittenes schwarzes Haar, und sein Gesicht trug immer noch die Spuren von Akne und einen Ausdruck, der die meisten Menschen nervös werden ließ. Sein gertenschlanker Körper hätte darauf schließen lassen, dass er am Langstreckenlauf interessiert war. Das war aber nicht der Fall. In Wirklichkeit machte er sich nichts aus Essen und nahm nur das absolute Existenzminimum zu sich. Seit seiner Scheidung war es noch schlimmer geworden. An einem guten Tag bestand sein Frühstück aus Pulverkaffee, zu Mittag aß er ein Sandwich und trank wieder schwarzen Kaffee, und abends nahm er eine Pizza zu sich.
    Ein Reporter interviewte jemanden, der Colby aus der Zeit kannte, als er für Marlin Steel gearbeitet hatte. Alan stellte mit der Fernsteuerung den Ton lauter. Nach dem, was er hörte, stand der Berufung Colbys zum Höchsten Richter des Supreme Court nichts im Wege. Die Türklingel läutete gerade, als der Bericht über Colby zu Ende war. Alan hoffte, dass es nichts Dienstliches war, denn um neun Uhr gab es einen Bogart-Klassiker, auf den er sich schon den ganzen Tag gefreut hatte.
    Die Frau vor der Tür hielt eine Aktenmappe über den Kopf, um sich vor dem Regen zu schützen. Ein kleiner brauner Koffer stand neben ihr. Ein Taxi wartete am Bordstein, die Scheibenwischer bewegten sich hin und her, und die Scheinwerfer schnitten durch die Regenschauer.
    »Alan Page?«
    Er nickte. Die Frau klappte ein Lederetui, das sie in ihrer freien Hand hielt, auf und zeigte Alan ihre Marke.
    »Nancy Gordon. Ich bin Detective bei der Mordkommission in Hunters Point, im Staat New York. Kann ich reinkommen?«
    »Natürlich«, antwortete Alan und trat zurück. Nancy Gordon gab dem Taxifahrer ein Zeichen und trat ein. Sie hielt die Aktenmappe auf Armeslänge von sich, schüttelte das Wasser auf dem Fußabtreter ab und zog dann den Koffer herein.
    »Ich nehme Ihnen den Mantel ab«, bot sich Alan an. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Eine Tasse Kaffee, bitte«, antwortete Nancy Gordon und gab ihm ihren Regenmantel.
    »Was treibt eine Polizeibeamtin von New York nach Portland?« wollte Alan wissen, während er ihren Mantel in den Flurschrank hängte.
    »Sagt Ihnen der Satz AUF EWIG UNVERGESSEN irgendwas, Mr. Page?“
    Alan verharrte einen Moment lang völlig bewegungslos, dann drehte er sich um. »Diese Information ist noch nicht an die Öffentlichkeit gegeben worden. Woher haben Sie sie?«
    »Ich weiß mehr über AUF EWIG UNVERGESSEN, als Sie sich vorstellen können, Mr. Page. Ich weiß, was die Nachricht bedeutet. Ich weiß von der schwarzen Rose. Ich weiß auch, wer die vermissten Frauen entführt hat.«
    »Setzen Sie sich bitte, ich mache Ihnen einen Kaffee«, sagte Alan. Er brauchte einfach Zeit, um nachzudenken.
    Die Wohnung war klein; Küche und Wohnzimmer waren ein Raum, der durch eine Theke geteilt war. Nancy Gordon setzte sich in einen Lehnsessel neben dem Fernseher und wartete geduldig, während Alan aus einem Kessel heißes Wasser auf Pulverkaffee goss. Er reichte ihr die Tasse, stellte den Fernsehapparat ab und setzte sich dann ihr gegenüber auf die Couch. Nancy Gordon war groß und hatte einen durchtrainierten Körper. Alan schätzte sie auf Mitte dreißig. Sie war attraktiv, ohne viel dafür zu tun. Das Beeindruckendste an ihr war ihre alles bestimmende Ernsthaftigkeit. Ihre Kleidung war streng, die Augen kalt, ihr Mund zu einer dünnen Linie zusammengepresst und ihr Körper angespannt wie bei einem Tier, das bereit ist, sich zu verteidigen.
    Nancy Gordon beugte sich leicht nach vorn. »Denken Sie an die schlimmsten Verbrecher, Mr. Page! Denken Sie an Bundy, Manson, Dahmer! Der Mann, der diese Zettel zurückgelassen hat, ist viel gefährlicher als einer von denen, denn die sind inzwischen

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