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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Turners Sekretärin und versuchte erfolglos, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Sieht man das?«
    »Nur die, die wissen, wie perfekt Sie normalerweise aussehen.«
    Am Abend vorher war Turner, Senator Raymond Colbys Assistent, auf der Feier anlässlich der Nominierung des Senators für den Supreme Court total betrunken gewesen. Heute Morgen bekam er die Rechnung dafür präsentiert, aber es kümmerte ihn nicht. Er freute sich für den alten Knaben, der so viel für ihn getan hatte. Das einzige, was ihm nicht passte, war, dass Colby nicht für die Präsidentschaft kandidiert hatte. Er hätte einen guten Präsidenten abgegeben.
    Turner war Schwarzer, einssiebzig groß und schlank. Er hatte ein schmales Gesicht, hohe Wangenknochen, kurzgeschnittenes schwarzes Haar, das an den Schläfen grau wurde. Er wog immer noch so viel wie zu der Zeit, als er Colby zum ersten Mal getroffen hatte. Er hatte sein energisches Auftreten nicht verloren, doch das Stirnrunzeln, das ein Teil von ihm zu sein schien, hatte sich über die Jahre hinweg etwas verflüchtigt. Turner hängte sein Jackett an den Haken hinter der Tür, steckte sich die vierte Zigarette an diesem Tag an und ließ sich hinter seinem unaufgeräumten Schreibtisch nieder. In seinem Rücken befand sich, eingerahmt vom Fenster, die weiße Kuppel des Kapitals.
    Turner wühlte sich durch die Anfragen. Viele stammten von Reportern, die etwas über die Hintergründe von Colbys Nominierung wissen wollten. Einige kamen von Assistenten anderer Senatoren, die wahrscheinlich etwas über Colbys Vorleben in Erfahrung bringen wollten. Ein paar Anfragen von Teilhabern bekannter Washingtoner Anwaltskanzleien, die ihm versicherten, dass sich Turner keine Sorgen zu machen brauchte, wenn der Senator zum Obersten Richter ernannt worden war. Die Männer an den Schaltstellen der Macht in Washington waren immer an jemandem interessiert, der Zugang zu einem der Mächtigen hatte. Turner würde keine Schwierigkeiten mit seiner beruflichen Zukunft haben, aber er würde die Arbeit mit dem Senator vermissen.
    Die letzte Nachricht in dem Stapel erweckte Turners Interesse. Sie stammte von Nancy Gordon, eine von den Personen, bei der er sich hätte melden sollen, als er gestern Nachmittag wieder ins Büro gekommen war. Bestimmt hatte auch sie wegen der Nominierung angerufen. Auf dem Zettel stand eine Nummer in Hunters Point im Staat New York.
    »Ich bin's, Wayne«, meldete er sich, als er die bekannte Stimme am anderen Ende der Leitung vernahm. »Wie geht's?«
    »Er ist wieder aufgetaucht«, begann Nancy Gordon ohne Einleitung.
    Turner brauchte ein paar Sekunden, bevor er begriff, dann war es um seine Stimmung geschehen.
    »Wo?«
    »Portland, Oregon.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie sagte es ihm. Schließlich fragte Turner: »Was willst du unternehmen?«
    »In zwei Stunden geht ein Flug nach Portland.«
    »Was glaubst du, warum hat er wieder angefangen?«
    »Mich wundert, dass er so lange stillgehalten hat«, antwortete Nancy.
    »Wann hast du den Brief erhalten?«
    »Gestern, so gegen vier. Ich kam gerade von der Schicht.«
    »Du weißt das vom Senator?«
    »Hab' es in den Nachrichten gehört.«
    »Glaubst du, da besteht ein Zusammenhang? Ich meine, die zeitliche Übereinstimmung. Es ist merkwürdig, so kurz nachdem der Präsident die Nominierung bekanntgegeben hat.«
    »Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang. Ich weiß nicht. Ich möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    »Hast du Frank angerufen?« wollte Turner wissen.
    »Noch nicht.«
    »Mach das. Erzählst ihm!«
    »In Ordnung.«
    »Mist, das ist absolut der ungünstigste Zeitpunkt für so etwas.“
    »Du machst dir Sorgen um den Senator?«
    »Selbstverständlich.«
    »Was ist mit den Frauen?« fragte Nancy mit eisiger Stimme.
    »Komm mir nicht so, Nancy. Du weißt sehr gut, dass ich mir um die Frauen Sorgen mache, aber Colby ist mein bester Freund. Kannst du ihn da nicht heraushalten?«
    »Werde ich, wenn es möglich ist.«
    Turner schwitzte; der Telefonhörer lag unangenehm an seinem Ohr.
    »Was hast du vor, wenn du ihn gefunden hast?« fragte er nervös. Nancy Gordon antwortete nicht sofort. Turner konnte hören, wie sie tief durchatmete.
    »Nancy?«
    »Ich tue, was getan werden muss.«
    Turner wusste, was das bedeutete. Wenn Nancy Gordon den Mann fand, der ihr seit zehn Jahren Alpträume verursachte, wurde sie ihn töten. Der zivilisierte Mensch in Wayne Turner wollte Nancy sagen, dass sie das Gesetz nicht in die eigenen Hände nehmen

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