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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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zu, aber Du verfolgst mich, und ein Blick, ein Wort, eine Berührung durchschauert meinen ganzen Körper – ja, genau dann, wenn ich mich bemühe, an etwas anderes, nicht an einen anderen zu denken. Hinfort mit Dir, Eindringling! Obwohl ich ›lieber‹ hinzufügen muß – was ein Rückruf ist.
    Wenn Herz und Vernunft zusammenklingen, kann man wollüstigen Gefühlen nicht entkommen, stelle ich fest, was man als Frau auch tun mag – vermag ein Philosoph mehr?«
    »Wenn die Seligkeit der letzten Nacht die gleiche Wirkung auf Deine Gesundheit gehabt hat wie auf mein Aussehen, hast Du keinen Grund, darüber zu klagen, daß aus Deinen Vorsätzen nichts geworden ist: denn ich habe selten so viel lebendiges Feuer durch meine Züge laufen sehen wie an diesem Morgen, als Erinnerungen – sehr liebe Erinnerungen, mich vor Vergnügen erröten ließen, als ich meine Haare ordnete.«
    * * *
    Zwischen den Nächten lagen die Tage, an denen sie vor der Welt fremd miteinander tun mußten. »Zunächst heirateten wir nicht«, schreibt Godwin, um damit deutlich zu machen, daß sie ihre Beziehung aus Überzeugung nicht gesellschaftlich sanktionierten. Beide fanden, daß keine der »geltenden Gewohnheiten« so lächerlich und dem natürlichen Gefühl so entgegengesetzt sei »als diejenige, die zwingt, dem Überströmen des Herzens Einhalt zu gebieten bis nach dem Ablauf einer Zeremonie, und die fordert, daß gerade dann, wenn Dinge sich abspielen, die überall, wo man Zartgefühl und Illusion kennt, als ausschließlich private behandelt werden müßten, in die Trompete gestoßen und der Augenblick verkündet werde, in welchem der Vorgang seinen Höhepunkt erreicht«. Beide hatten aber auch noch andere Gründe, vor diesem Schritt zurückzuschrecken. Mary würde damit vor der Öffentlichkeit bekennen, daß sie mit Imlay nie verheiratet gewesen und Fanny ein uneheliches Kind war. Sie haßte die Vorstellung, der »Gegenstand vulgären Geredes« zu werden. Godwin wollte als erklärter Ehegegner seinen Grundsätzen treu bleiben und fürchtete den Spott seiner Freunde.
    Sie hielten ihre Beziehung geheim. Sie traten nicht als Paar auf, auch nicht bei gemeinsamen Bekannten, pflegten eigene Freundschaften, auch mit dem anderen Geschlecht. Der Maler John Opie, der dann Amelia Alderson heiratete, interessierte sichnicht nur platonisch für Mary, Godwin war oft und gern mit Mrs. Inchbald zusammen. Wenn er ins Theater ging, saß Mrs. Perfection neben ihm, wie Mary sie eifersüchtig nannte. Ihr fiel das Versteckspielen schwer. »Ach ich Arme! Was soll ich heute machen, ich sehe die undankbare Aufgabe vor mir, meine Zuneigung zu unterdrücken – und ich ströme von den freundlichsten Gefühlen über.« Sie wünschte so sehr, daß er sich öffentlich zu ihr bekannte – »in der Neigung, die man für jemanden verspürt, ist etwas Magisches – daß Du mir in Gesellschaft Deine Hände um meine Arme gelegt hast, hat mich mehr gefreut, als es die Bewunderung der ganzen Welt getan hätte«. Immerhin ließ er zu, daß ihr Dienstmädchen für ihn wusch. »Ich bin nicht sicher, ob es mir nicht Freude gemacht hat, auf diese Weise die Rolle einer Ehefrau zu spielen, obwohl Du sie wenig achtest.«
    Wie lange hätte sie, hätten sie dieses Doppelleben durchhalten können – wollen? Ende Dezember wußten sie, daß die Natur für sie entschieden hatte. Mary war schwanger. Sie und Godwin hatten versucht, eine Empfängnis zu verhüten, aber das System, das sie anwendeten, war dazu untauglich.
    »Kondome (die Boswell ›Rüstung‹ nannte und Casanova ›Englische Mäntel‹), die aus Schafsdärmen gefertigt und mit rosa Bändern befestigt wurden, waren in London praktisch unerschwinglich. Nur Adlige konnten sie sich leisten und nutzen diese Rüstung weniger für Empfängnisverhütung als zum Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Godwin hielt sich an das, was er das chance-medley system nannte, das auf Enthaltsamkeit während der, wie man glaubte, drei fruchtbaren Tage nach der Menstruation basierte und auf häufigem Geschlechtsverkehr zu anderen Zeiten, denn die Meinung war sehr weit verbreitet, daß das bei Prostituierten das Risiko einer Schwangerschaft verminderte. Ein Code in Godwins Tagebuch (ein Gedankenstrich für sexuellen Kontakt, ein Gedankenstrich gefolgt von einem Punkt für vollen Geschlechtsverkehr) zeigt, wie gewissenhaft er und Mary sich an dieses System hielten. Unglücklicherweise aber war es falsch. Godwin hätte besser daran getan, einen

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