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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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äußersten Gewalttätigkeit gegen sie geraten, habt Ihr nicht gehetzt und angestiftet, was das Zeug hielt, habt Ihr Euch nicht alles dessen laut gerühmt?
    Bürgerin Böhmer. Das taten wir alles und mußten's tun, wenn wir die feigen unentschlossenen, kleinmütigen Seelen dieser großen Pfaffenstadt , wie sie Forster so treffend in seinen unsterblichen Zeitschriften nennt, zu einem Entschlusse bringen wollten, der ihnen die ewige Glückseligkeit zusichert, der ihre Stadt zur ersten Handelsstadt Deutschlands macht, der Frankfurt, diese Mördergrube der edlen Franken zernichtet, der die Fesseln bricht, unter denen Mainz schon so lange seufzt.
    Bürgerin Forkel. Sie sind zwar dieser großen Wohlthaten unwürdig, die Mainzer, und belohnen sie mit Undank; wahre Demokraten stören sich hieran nicht und sind großmütig genug, auch Undankbare wider ihren Willen glücklich zu machen.
    Bürgerin Wedekind. Das alles ist mir zu erhaben; seufzen habe ich wohl in Mainz gehört, aber nur über fränkische Fesseln.
    Bürgerin Böhmer (halb laut zur Bürgerin Forkel): Mit dem alten Weibe muß man Nachsicht und viel Geduld haben, sonst hält man's nicht aus. Wir wollen von was anderem reden. Auf den hölzernen Stühlen da sitzt sich's nicht so gut als auf Forsters Canapé.
    Bürgerin Forkel. Von der Zeit, als seine Frau hinweg ist, mußt Du hinzusetzen, denn zuvor war dieses Pläzgen nur für die Forsterin und Hubern vorbehalten.
    Bürgerin Böhmer. Wenn das Canapé sprechen könnte, was meinst Du wohl? –
    Bürgerin Forkel. Daß es von Dir nicht viel weniger, als von der Forsterin erzählen würde.
    Bürgerin Böhmer. Noch lange nicht so viel, als Forsters Schreibzimmer von Dir, wenn Du ganze Stunden da zubrachtest, um Deine englischen Übersetzungen von ihm durchgehen zu lassen. Du hattest es hierin noch besser als ich, denn dies Handwerk triebst Du, wie die Forsterin noch da war, und zwar ohne je im mindesten von ihr gestört zu werden, weil sie indes mit Hubern desto ungestörter das ihrige treiben konnte.
    Bürgerin Forkel . Daß Du Dich meisterhaft auf's Verleumden verstehst, hast Du nach der Abreise der Forsterin hinreichend bewiesen.
    Bürgerin Böhmer. Kannst Du etwa leugnen, daß Dich Forster, wenn er Dich so allein auf seinem Zimmer bei sich hatte, ganz unberührt gelassen? –
    Bürgerin Forkel. Forster liebte seine Frau viel zu sehr, als daß ihm, so lange sie anwesend war, das mindeste von der Art eingefallen wäre.
    Bürgerin Böhmer . (So lange sie anwesend war!) wohl gemerkt! In ihrer Abwesenheit aber? –
    Bürgerin Forkel (errötet). Du fragst mich aus, als müßte ich Dir vor Gericht stehen.
    Bürgerin Böhmer. Du errötest; das ist mir schon genug, ich glaubte dazu, Du könntest nicht mehr rot werden.
    Bürgerin Forkel. Wenn ich es so weit gebracht hätte als Du, obschon ich Dir nachsagen muß, daß Du noch die Farbe verändern kannst, denn als uns die Preußen arretierten, wardst Du totblaß. Gelte ich etwas bei Forster, so hab ich mich doch des Weges nie bedient, den Du Dir erlaubtest.
    Bürgerin Böhmer. Ich erlaubte mir keinen andern, als daß ich ihm die Augen über die wahren Ursachen, die seine Frau zu einer so plötzlichen Abreise bewogen, öffnete, und dies – war ich ihm, als Freundin schuldig.
    Bürgerin Forkel. Als Freundin warst Du schuldig, die Fehler seiner Frau, ihre Verirrungen und Schwachheiten um so mehr mit dem Mantel der Liebe zu bedecken, in das mildeste Licht zu stellen und zu entschuldigen, als Du beinahe die Hälfte Deines Aufenthaltes in Mainz bei der Forsterin zubrachtest und alle Wohltaten genossest, die man in einem täglichen vertrautenUmgange mit einer im Grunde sehr guten Frau genießt. Dies, meine schöne Moralistin, warst Du schuldig.
    Bürgerin Böhmer. Du siehst alles, was ich dabei tat, aus dem schiefsten Gesichtspunkte. Du erinnerst Dich, daß alle Abende anstatt des Nachtessens bei Forstern in großer Versammlung Tee getrunken, Zeitungen gelesen, und mit dem höchsten Grade von Aufklärung und Menschenliebe darüber raisonniert ward. In diesen Versammlungen führte die Forster, als Präsidentin, das Wort, so oft Huber nicht da war; demokratisierte, revoltierte, insultierte, bouleversierte alle sogenannten großen Herren mit einem Mute, mit einer Beredsamkeit, die nur Nachahmung und Wetteifer entzünden konnte. War aber Huber da, so caressierte sie ; und da demokratisieren und caressieren bei den Weibern aus der nämlichen Quelle kömmt, so daß, wenn sie aus Alter

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