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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Glück! Mazl und bruche ! Gelobt sei sein Name«, sagte Scha’ulit. »Sag nur, wann es so weit ist, und wir werden da sein!« Sie blickte auf ihre Uhr und stand überstürzt auf, um Zebuli zu holen.
    Auch Gabi erhob sich und sagte zu Neta: »Viel Glück, gepriesen sei sein Name.«
    Auf dem Heimweg verspürte er eine Mischung aus Erleichterung, Staunen und Aufregung sowie bereits eine aufkeimende gewisse kleine Sehnsucht nach Scha’ulit, nach ihrem rötlichen Haar, ihren verständnisvollen Augen und nach ihrer überragenden Begabung zuzuhören. Er fragte sich auch, ob sie nur ihre Familie gemeint hatte, als sie sagte: »Wir werden da sein«, oder auch ihn mit eingeschlossen hatte.
    Die Pause
    Die Dunkelheit stahl sich von unten herauf. Zwischen Dornen und Felsspalten, aus den Tiefen des Ostens, vom Grunde des Salzmeers, aus den Abgründen von Nachal Chermesch kroch sie heran und schnappte nach dem armen, ratternden, holpernden Generator. Der grüne, rechteckige Kasten, dem Licht, Wärme und Kälte entsprangen, der zugleich die Seele der Computer, Telefone, Öfen und Fernsehgeräte war, der aus China stammte und jahrelange Katastrophen, Vernachlässigung, Verschmutzung und Treibstoffsorten überlebt hatte, die kein Diesel waren, da es ausgegangen war, der Hitzewellen und Schnee widerstanden und sogar ein paar Steine abgekriegt hatte – diesmal, wie soll man es anders sagen, dieses Mal ging er kaputt.
    Ma’aleh Chermesch 3 versank in schwarzer Finsternis. Die meisten Einwohner schliefen. Gavriel Nechuschtan hörte die Stille, das Ende des Ratterns, mit geschlossenen Augen während seines Mitternachtsgebets vor dem Heiligen, gelobt sei er, und schlug die Augen auf. Er sah nichts, und über dem Nichts ein paar Sterne, die Mondsichel und das Lichterfunkeln von Jeschua jenseits von Nachal Chermesch. Er ging hinunter zu dem alten Generator und drückte den Schalter, überprüfte alles, wartete, füllte Diesel nach und drückte noch einmal. Trotz seiner Wut auf ihn ging er zu Joni und klopfte an die Tür, und der Soldat schlüpfte in seine Montur, mit klappernden Zähnen, aber ohne Murren, und kam, gegen den Wind eingewickelt, mit zu dem Generator, drückte den Schalter, überprüfte, wartete, füllte Diesel nach und drückte noch einmal. Dann sagte er: »Vielleicht ist er endgültig hinüber.«
    Frostigkeit sickerte ganz langsam zwischen die Decken, die Kühlschränke waren verstummt, die Leuchtspiralen der niedlichen Nachtlämpchen in den Kinderzimmern erloschen, und hier und dort hörte man das Greinen von Babys, erschrockene Rufe, beruhigende Worte und das Pfeifen des Windes. Zusätzliche Decken wurden ausgebreitet, Umarmungen ausgeteilt, und die kommenden Generationen krochen in die Betten ihrer Altvorderen. Einige Männer tasteten im Dunkeln herum, schnappten sich Socken und Schuhe aus den Zimmerecken und Jacken von Garderobenhaken und brachen auf in die große Finsternis, erstolperten sich ihren Weg zum Generator, während sie in ihren Schnurrbart knurrten, das sei unmöglich, wie viele Jahre sollte man denn noch auf einen Stromanschluss warten, wie konnte es sein, dass noch keine Leitungen von der Muttersiedlung hierhergespannt worden waren und die Irren von der Stromversorgungstruppe in der Zivilverwaltung es nicht genehmigten, und die Armee, diese Schufte, und der Wind, dieser Satansbraten … Sie drückten den Schalter und überprüften und warteten, füllten noch mehr Diesel nach und drückten wieder. Dann sagten sie: »Vielleicht ist er diesmal endgültig hinüber.« Sie kehrten zurück, zogen sich aus, schlüpften ins Bett, drückten und schmiegten sich hinein, streichelten, schlossen die Augen.
    Roni erfror beinahe. Klar, dass er nicht unter seiner Steppdecke herauskroch. Es war zu kalt, außerdem gab es sicher genügend Freiwillige. Was verstand er von Generatoren. Was mache ich hier, grübelte er. Im letzten Jahr war ihm diese Frage Tausende Male durch den Kopf gegangen und noch viel öfter, seit er aus Tel Aviv zurück war. Alles in allem hatte er dort auf Kindermatratzen in einem geschlossenen Kindergarten geschlafen, in ungenügend warme Decken gewickelt, war dort herumgelaufen, hatte jemand Nettes getroffen, fast hübsch, nur eine Kindergärtnerin. Keine Höhepunkte seines Lebens, doch er hatte sich zu Hause gefühlt. War zu sich selbst zurückgekehrt. Tel Aviv hatte in ihm die Fähigkeit ausgelöst, für einen Moment von außen zu betrachten, was er am Hügel machte: Er lungerte untätig herum,

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