Auf fremdem Land - Roman
Festes nach Hause kommen würde. Die dritte Sache, die Joni beschäftigte, war die Rührseligkeit seines Vorgesetzten, Omer, der immer wieder vor sich hin murmelte, dass er nicht glauben konnte, dass Joni fortging, was würde er nur ohne ihn machen, und warum verpflichtete er sich nicht, sogar nur für ein paar Monate, und am liebsten würde er heulen. Die vierte und im Moment letzte Sache, die dem jungen äthiopischen Soldaten Kopfzerbrechen bereitete, war das Unternehmen »Bigtan und Teresch«, über das ihn sein Kommandeur instruierte.
Hinter dem launigen Namen der beiden Türhüter des persischen Königs Ahasver – die, am Rande bemerkt, gehängt wurden –, zu Ehren Purims der Esterrolle entnommen, verbarg sich die Geheimoperation zur Räumung des Stützpunktes Ma’aleh Chermesch 3, und zwar sämtlicher Bewohner und Häuser. Der festgesetzte Termin war in zwei Tagen, an Jonis letztem Tag in der Armee. Tatsächlich war sie für den Tag danach geplant gewesen, doch der Befehlshaber des Zentralkommandos hatte die Vorziehung angeordnet, da es ein Missverständnis in der Koordination mit der Sondereinheit der Polizei gegeben hatte. Die Operation »Bigtan und Teresch«, so erläuterte Omer, würde einen Zusammenfluss massiver Kräfte grüner, blauer und schwarzer Uniformen mit Hummers und Panzerfahrzeugen beinhalten, eine Techniktruppe mit Planierraupen zur Zerstörung der Gebäude, ein Psychologenteam, zwei Armeeambulanzen und einen Helikopter, in dem der Befehlshaber des Zentralkommandos und der Sicherheitsminister kreisen würden. Im Gefolge der gelungenen Zerstörung des Zimmers war beschlossen worden, dem Unfug ein Ende zu setzen. Die scharfe Reaktion hatte sich bewiesen. Zackzack rein, zerstören, evakuieren, und raus. Ohne Verhandlungen, ohne Schwachsinn im Kopf. Man hatte genügend Jahre Schwachsinn verzapft, und alle hatten es satt: das Gericht, der Befehlshaber des Zentralkommandos, der Sicherheitsminister, der Präsident der Vereinigten Staaten. Der Stützpunkt war nicht aus den Schlagzeilen verschwunden und galt immer noch allen als Beweis für die Ohnmacht des Sicherheitsministers gegenüber der Armee, der Regierung gegenüber den Siedlern, der amerikanischen Regierung gegenüber der israelischen und so weiter und so fort. Genug. Allen reichte es.
Wenn Omer in Begeisterung geriet, röteten sich seine Wangen. Er erklärte Joni, weshalb er es satthatte: der Ort, die Menschen, die Lachnummer, die sie aus ihm machten. Früher mal, als er gerade erst in der Gegend eingetroffen war, hatte er gedacht, wenn er die Interessen der Siedler verteidigte und kooperierte, würde ihm das, eine Hand wäscht die andere und so, helfen, in der Armee voranzukommen, aber er sei sich nicht mehr sicher, ob das stimmte. Er hatte Offizier zu sein, kein Politiker. Er habe eine Aufgabe auszuführen: eine durchgreifende, erfolgreiche Evakuierung.
Joni verstand nicht, wieso ihm an seinem letzten Tag beim Militär eine komplizierte militärische Operation aufgehalst werden musste, warum man es nicht um einen Tag verschieben und ihn in Ruhe nach Hause gehen lassen konnte. Doch er blieb seiner Armee und seinem Kommandeur treu. Er versprach, die erforderlichen Vorbereitungen durchzuführen, es konnten jedoch nicht allzu viele sein, denn die Truppen würden überraschend eintreffen. »Na ja, vielleicht wird es keine Überraschung sein, denn sie haben die Zerstörungsbefehle für dieses Datum. Andererseits haben sie eine Menge solcher Befehle in der Vergangenheit gekriegt, also glauben sie garantiert nicht, dass es wirklich passieren wird.«
Während sie in Jonis Wohnwagen, auf dem Eisenbett sitzend, miteinander sprachen, waren draußen die Pieptöne eines großen Lastwagens im Rückwärtsgang zu hören. »Was ist das?«, fragte der Offizier. Feldwebel Joni zuckte die Achseln.
»Was wird das, Herzliko?«, wollte Omer eine Minute später von Herzl Weizmann wissen, der draußen stand und mit seinen Gipsarmen einen Lastwagen mit einem riesigen Kran darauf dirigierte. Auf der Seitenwand des Lasters stand »Die Stromgesellschaft Israels«. Omer erhielt keine Antwort und wiederholte: »Was soll das werden?«
Herzl drehte sich um. »Ah, der ehrenwerte Herr Offizier«, lächelte er. »Wie geht’s?«
Omer versuchte ein drittes Mal zu fragen, diesmal pantomimisch.
»Stromgesellschaft«, lautete Herzls Antwort, was natürlich offensichtlich war.
»Ist mir aufgefallen«, entgegnete Omer. »Aber was machen sie?«
»Mir scheint, sie hängen
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