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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Nachforschungen angestellt, seit wir angefangen haben, darüber zu reden. Von der Olivenboutique auf der Rothschild haben sie mich zu diversen Olivenpressen geschickt, der letzte Schrei. Was die hier machen mit Stöcken und Steinen und Eseln und Kanistern, die wer weiß wie lange herumgelegen haben – die Welt hat Fortschritte gemacht seitdem. Die Fertigungsstraßen von Italien, das ist eine andere Welt.«
    »Vergiss es. Es geht nichts über die alte Methode. Am natürlichsten. Am echtesten. Fertigungsstraße, das sind Tonnen von Öl pro Tag. Wir sind eine Boutique, direkt vom Erzeuger, Mann. Die Leute suchen das. Du sagst zu ihnen, biologisch. Erfahrung von Hunderten von Jahren, Handarbeit, konkurrenzlose Qualität, extra-extra Vergine.«
    »Ehrlich gesagt, es gibt in Italien Sorten mit einem Bild von Mahlsteinen auf den Etiketten, wenn das Öl aus einer solchen Presse kommt.«
    »Nu, genau. Siehst du? Wir zeichnen es auch aus!«
    »Ich weiß nicht«, kehrte Ariel zu seiner Ausgangsposition zurück. »Erscheint er dir nicht ein bisschen müde, Mussa meine ich? Mit Geräten ist es außerdem exakter, sauberer. Du hast den Spülvorgang …«
    »Zeitvergeudung. Platzverschwendung. Diese Araberinnen wissen Blätter und kaputte Oliven besser zu trennen als jede Maschine. Das ist der echte Geschmack, mit dem Staub, der Erde, dem Rauch der Zigaretten und irgendeinem Blatt hier und da.«
    »Es gibt automatische Zerkleinerer …«
    »Und hunderttausend übrige Dollars hast du auch? Hör auf, nichts geht über Mahlsteine. Eine Erfolgsstory von Jahrtausenden. Wie die Juden!«
    Sie erreichten die Ringstraße von Ma’aleh Chermesch 3. Ariel sagte: »Wie relativ alles im Leben ist. Als ich hier angekommen bin, war ich vor Angst fast ohnmächtig. Aber nachdem ich das palästinensische Dorf überlebt habe … jetzt bemühe ich mich bloß noch, nicht an die Rückfahrt zu denken.« Sein Blick blieb an ein paar Kindern hängen, die mit Bimba-Fahrzeugen neben einer Mutter fuhren, und ein Stich der Sehnsucht nach seinem Sohn und seiner Frau durchfuhr ihn. Dann glitt sein Blick weiter und blieb auf der zersprungenen Windschutzscheibe eines Autos haften – ein kleines Loch gähnte, wo der Stein aufgetroffen war, umgeben von strahlenförmigen Sprüngen. »Was ist das?« Er deutete mit dem Kopf darauf.
    »Ah. Terroristen. Aus einem der Dörfer in der Umgebung. Haben Steine auf meinen Mann geworfen, als er von Jerusalem zurückfuhr«, sagte die Mutter, Nechama Jisraeli. »Dem Herrn sei Dank, dass die Fenster Sicherheitsverglasung haben.«
    »Sicherheitsglas?«, fragte Ariel mit brüchiger Stimme.
    »Jetzt lass doch, Ariel, was ist mit unserer Angelegenheit?«, fragte Roni.
    Ariel wandte den Blick wieder Roni zu, sein Gesicht war käsig. Er sagte: »In einer modernen Ölpresse ist alles von einer zentralen Kontrolltafel gesteuert und kontrolliert …«
    »Das Gehirn von Mussa steckt jede Kontrolltafel in die Tasche. Das ist genauso wie die Tatsache, dass kein Computer Kasparow im Schach schlagen kann.«
    Ariel schüttelte den Kopf und lächelte, doch er schwieg.
    Roni blieb stehen. »Ariel, hör zu. In der Zeit, in der du Besichtigungen in perfektionierten Ölpressen gemacht hast, habe ich mich an die Daten gesetzt. Wenn es was gibt, das ich in Amerika gelernt habe, dann ist es, Daten zu analysieren, über Geschäftsmodellen zu sitzen und das Maximum an Dollars rauszuholen. Glaub mir, ich bin auf die Ebene von Gestehungskosten gegenüber dem Ertrag per einzelne Olive runtergegangen. Für eine perfektionierte Ölpresse brauchst du, Minimum, hunderttausend Dollar, und außerdem musst du einen Platz finden, renovieren, Miete zahlen. Und dann kaufst du die Oliven, lädst sie um, und wie vermarktest du sie? Und Flaschen? Etiketten? Noch mehr Fertigungsstraßen. Und dann die Olivenkommission, um ein Qualitätssiegel zu kriegen. Kaltpressung, Schmarrnpressung, Vergine da, Extra-Vergine blabla. Du brauchst einen irrsinnigen Kredit, und dann darfst du fünf bis zehn Jahre dahocken, bis du anfängst, was zu verdienen. Willst du das jetzt? Solche gibt es zu Dutzenden im ganzen Land, wo ist da dein Vorteil? In den Gebieten ist es doch der blanke Wahnsinn, Hunderttausende Dollar in ein Unternehmen zu stecken und fünf Jahre zu warten. Wer weiß, was hier in einem Jahr los sein wird?«
    Ariel schob die Sonnenbrille auf seinen Schädel, die Sonne versank. »Was schlägst du dann vor?«
    »Du weißt, was ich vorschlage. Mussa wird alles machen. Wir

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