Auf fremdem Land - Roman
anschließend einziehen, mit Glück und Segen, und sie sollen mit mir wegen den fehlenden Teilen im Wohnwagen reden, wir sprechen dann mit der Siedlungssektion darüber.«
Diese unverschämte Bande, dachte Roni enttäuscht. Statt sich zu bedanken, dass ein normaler Mensch bereit war, in ihrem verlausten Drecksloch zu wohnen, machten sie sich über ihn lustig. Eine Bande von Irren, sollten sie sich ihren Wohnwagen doch in den Hintern schieben. Er kehrte zu seinem Bett, Gabis ehemaligem Sofa, zurück und legte sich deprimiert hin. Der Wohnraum war belastend für sie beide geworden. Roni fühlte sich unbehaglich und brachte es sogar fertig zu bemerken, dass das enge Zusammenleben auf Dauer auch seinem Bruder nicht leichtfiel. Gabi floss über vor Lächeln und Liebe wie immer, aus seiner Sicht kam alles vom Herrn – Prüfungen, Geschenke, wie immer er es auch nennen mochte. Doch Roni kannte seinen Bruder und wusste, dass hinter dem Lächeln sein Geduldsfaden bis zum Zerreißen gespannt war.
Die Planierraupen
Die Bulldozer kamen an einem glühend heißen Tag zu Anfang des Monats Ijar, sprich April, mit den Tagen der Unabhängigkeitsfeier und des Gedenkens. Eine Gruppe versammelte sich am Rande des Hügels und beobachtete mit besorgtem Blick die grauen Ungeheuer, die sich langsam ihren Weg bahnten, aus Charmischs Gassen ausbrachen wie kühne Küken aus ihrer Schale.
»Sind das Bagger?«, fragte Elazar Freud, den der Lärm vom Computer hochgetrieben hatte.
Chilik schnalzte verneinend. »Nein. Planierraupen. Bagger haben Räder, und sie sind kleiner. Die da, mit der Raupenkette, das sind die wirklich üblen Bestien.«
»Sie haben es nicht gewagt, hier durchzufahren, was?«, sagte Elazar.
»Nein«, mischte sich Otniel ein, »der Grund ist, dass sie auf ihrer Seite arbeiten müssen. Die Trasse für den Trennzaun verläuft auf diesem Olivenhain, dort.«
»Ja, der von Mussa«, nickte Roni. »Getilgt sei ihr Name.«
»Und sie wollen auch auf unser Gelände kommen, kapiert ihr, wie absurd das ist?«
Joni traf ein, die Waffe über der Schulter. »Okay, Freunde, die Demonstration ist aufgelöst.«
»Welche Demonstration?« Die sechs Einwohner, die konzentriert nach Süden gestarrt hatten, drehten sich zu ihm um.
Joni ließ seinen Blick hinter der Ray-Ban-Brille auf dem Schönheitspunkt neben Gittit Asis’ Ohr verweilen und schluckte seinen Speichel. »Na gut, in Ordnung. Ich habe Anweisung erhalten, euch zu beruhigen, falls es Probleme geben sollte«, sagte er dann.
»Pfff … Probleme«, schnaubte Otniel. »Gebe der Himmel, jemand würde hier Probleme machen.« Er ließ mit einem Daumenschnipsen sein zusammengeklapptes Mobiltelefon aufspringen und wählte die Nummer von Nathan Eliav, dem Gemeindesekretär von Ma’aleh Chermesch, anschließend des Vorsitzenden des Gemeinderats, Dov, und danach des Knessetabgeordneten Uriel Zur und so weiter und so fort – der übliche Rundumschlag. Alle versprachen Überprüfung und aktuelle Information. Otniel klappte das Gerät zusammen, es reagierte sofort mit einem Klingeln. »Ja, Dov«, sagte er zum Gemeinderatsvorsitzenden. »Ich verstehe … okay, und welche Position hat der Rat in der Sache? … Nein, nicht der Gemeinderat, sondern der Rat für die Gebiete, von Judäa-Samaria-Gaza.«
Otniel fiel auf, dass alle um ihn herum schwiegen und auf die Antwort warteten, also drückte er auf die Lautsprecherfunktion. Dovs Stimme war klar zu hören. »In diesem Stadium hat der Rat beschlossen, den Vorschlag nicht anzunehmen, keinen Standpunkt in der Sache einzunehmen«, sagte er. Otniel warf einen verwirrten Blick auf das Telefon.
»Und was heißt das?«
»Das heißt, dass wir schnellstens eine Entscheidung über unseren Standpunkt treffen werden. Ob man die Regierung für den Beschluss angreifen soll, hier den Zaun durchlaufen zu lassen, und anfangen soll, mit Hilfe von Parlamentariern und unserer Einflussmischpoke für seine Aufhebung zu agieren, oder ob man unterstützen soll, dass der Zaun durch den Olivenhain geführt wird bei gleichzeitiger Opposition gegen eine Gebietsverletzung des Stützpunkts, und dann die Linke daran hindern, ein Misstrauensvotum zu initiieren. Eine dritte Möglichkeit wäre, die Regierung auf jeden Fall zu stürzen und zu hoffen, dass die Verzögerungen bis zu den Wahlen und bis zur Bildung einer neuen Regierung und so weiter die Geschichte bei allen in Vergessenheit geraten lässt.«
Otniel warf Chilik einen verdutzten Blick zu und ließ ihn zu seinen
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