Auf gluehenden Kohlen
»Was hat er gesagt?«
»Er sagte zu uns, das Mädchen sei in der Mordnacht im Stallion gewesen.«
Peter wurde blass , als er Becky O'Shays nächste Frage und die Antwort ahnte, die Wilma Polk geben würde. »Wissen Sie noch, wann dieses Gespräch mit Gary Harmon stattfand?« »Oh, ja«, antwortete Wilma Polk und nickte heftig. »Wir sollten um zwei bei meiner Tochter sein. Mein Enkel, Kenny, feierte Geburtstag. Er ist drei.«
»Und die Uhrzeit?« drängte Miss O'Shay. »Es war halb zwei. Eric sagte, wir müssten uns beeilen, weil die Geburtstagsfeier um zwei war, und es war schon halb.« »Halb zwei«, wiederholte Becky. »Und Sie sind sich da sicher?« »Aber ja, weil ich auf meine Uhr gesehen habe. Eric sagte, es sei halb zwei, und das bestätigte auch meine Uhr.“
2
Donna war bis nach Mitternacht aufgeblieben und noch einmal die Ermittlungsberichte durchgegangen, nachdem Peter von der Harmon-Farm weggefahren war. Als erste Aufgabe hatte Peter sie gebeten, mit einer Stoppuhr alle Wege abzuschreiten, die Gary am Abend des Mordes m öglicherweise entlanggegangen war, so dass Peter einen Zeitplan von Garys Bewegungen aufstellen konnte. Als sie sich eine Liste von allen Strecken machte, die sie abgehen musste, stellte sie fest, dass sie in der Nähe des Hauses vorbeikommen würde, in dem Sandra Whiley mit Marjorie Dooling gewohnt hatte.
Die Pension war ein gelbes, einst öckiges viktorianisches Haus mit weißem Stuck. Der Rasen war gut gepflegt, aber die vordere Veranda brauchte einen Anstrich. Eine Frau mittleren Alters öffnete auf ihr Klingeln.
»Guten Tag«, sagte Donna nervös. »Ist Marjorie Dooling da?« »Ich glaube«, erwiderte die Frau freundlich. »Wen soll ich ihr melden?«
Donna z ögerte, ehe sie ihre Identität preisgab. Sie fragte sich, ob Miss Dooling ihren Familiennamen erkennen und sich weigern würde, mit ihr zu sprechen. Nach kurzer Überlegung beschloss sie, dass es das beste war, ehrlich zu sein.
Donna blickte sich in der Diele um, w ährend die Pensionswirtin nach oben ging. Wenig später hörte sie die Wirtin an eine Tür im ersten Stock klopfen und »Marge« rufen. Kurz darauf kam sie wieder herunter, gefolgt von einem Mädchen in einem Grateful-Dead-T-Shirt und abgeschnittenen Jeans. Ihr braunes Haar war kurzgeschnitten. Donna erkannte Marjorie Dooling wieder, denn sie hatte sie im Gericht bei ihrer Aussage gesehen. »Miss Dooling, ich bin Privatdetektivin im Dienst von Peter Haie.« Miss Dooling machte ein erstauntes Gesicht. »Sie sind Detektivin?« »Nur für diesen Fall«, erklärte Donna nervös. »Die meiste Zeit arbeite ich als Anwaltssekretärin.«
Pl ötzlich legte sich Miss Doolings Stirn in Falten. »Ist Haie nicht der Anwalt, der den... den Mörder von...« »Wir glauben nicht, dass er jemanden umgebracht hat.« »Ich habe schon mit der Polizei gesprochen. Die wei ß, dass Ihr Mandant Sandy umgebracht hat. Mir wurde dort gesagt, er habe gestanden.«
»Die Polizei kann Fehler machen. In diesem Fall macht sie einen Riesenfehler.« »Aha.«
»Hören Sie, ich möchte nichts weiter, als dass Sie mir ein paar Fragen über ihre Freundin beantworten. Wenn's nicht so wichtig wäre, würde ich Ihre Zeit nicht in Anspruch nehmen.« Miss Dooling kaute einen Moment auf ihrer Unterlippe. Dann sagte sie: »Na schön, aber können wir's schnell machen? Ich lerne nämlich für eine Prüfung.« »Ich verspreche, es dauert nicht lange.« »Kommen Sie doch mit rauf in mein Zimmer.« Miss Doolings Wohnung bestand aus einem großen Wohnzimmer, einem Bad und zwei Schlafzimmern. An den Wohnzimmerwänden hingen gerahmte Poster. Miss Dooling setzte sich auf eine alte Couch. Davor stand ein niedriger Sofatisch, der mit Lehrbüchern und einem aufgeklappten Schnellhefter vollgeladen war. Gegenüber von der Couch standen ein Fernsehapparat und ein CD-Player. Zwei alte Sessel bildeten die übrige Möblierung des Wohnzimmers. Donna setzte sich in einen der Sessel und klappte ihr Notizbuch auf. Sie bemerkte, dass die Tür zu einem der Schlafzimmer geschlossen war.
»War das Sandra Whileys Zimmer?« »Ja«, antwortete Marjorie Dooling ruhig. »Vermissen Sie sie?« fragte Donna. Über diese Frage dachte Miss Dooling lange nach.
»Wir standen uns nicht so supernahe, aber sie war nett. Ja, ich vermisse sie wohl.«
»Können Sie mir ein bisschen was von ihr erzählen?« »Sie war still. Sie war auch eine gute Zuhörerin. Ich konnte mit ihr reden, wenn ich ein Problem hatte.« »Ging sie aus?« »Hin
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