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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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drei Meilen hinter dem WELCOME TO WHITAKER-Schild ist auf der rechten Seite eine Schotterstraße. Fahren Sie die Straße runter, bis Sie zu einer Scheune kommen. Dort erwarte ich Sie. Wenn Sie bis halb elf nicht da sind, bin ich weg. Und kommen Sie alleine, oder ich lasse mich nicht blicken.«
    Das Tiefland war ein ödes Gebiet aus rissiger brauner Erde, das ein paar Meilen östlich der Stadtgrenze von Whitaker begann. Niemand wohnte im Tiefland. Es war eine Gegend, durch die man hindurch fuhr, aber keine, der man mitten in der Nacht einen Besuch abstattete. Kaum verblasste die Helligkeit der Stadtbeleuchtung, hatte Peter das Gefühl, durch ein Meer aus Tinte zu fahren. Es schien kein Mond, und die einzige Lichtquelle waren seine Scheinwerfer und die Sterne, die sich hinter einer dicken Wolkendecke versteckten. Der Highway bestand aus je einer Spur nach Osten und Westen. Der einzige Rest Farbe war die durchbrochene wei ße Linie zwischen den Fahrbahnen. Zur rechten und zur linken Seite waren hier und da eine Steppenhexe oder ein Fleckchen mit Beifuß die einzige Abwechslung.
    Peter stellte seinen Meilenz ähler ein, als er an dem WELCOME TO WHITAKER-Schild vorbeikam. Als er acht Komma eins anzeigte, drosselte er das Tempo und starrte angestrengt auf die rechte Seite des Highway. Die Abzweigung war mehr ein Feldweg als eine Straße, und er hätte sie beinahe verpasst. Der Wagen holperte, als er in den schmalen, ausgefahrenen Weg einbog. Peter blickte nervös um sich. Er war vollkommen allein. Nicht einmal mehr die durchbrochene weiße Linie war da, um die eintönig öde und kahle Landschaft aufzulockern, die im Scheinwerferlicht undeutlich sichtbar wurde, dann wieder verschwand, wenn er vorbei war. Nach einer Weile richteten sich Peters Scheinwerfer auf eine Silhouette in der Ferne. Als er näher kam, erkannte er die verbrannten und vermoderten Balken einer verlassenen Scheune. Peter fragte sich, warum jemand auf die Idee gekommen war, in dieser Wüste könne man eine Landwirtschaft aufbauen, aber der Gedanke war flüchtig und wich einer unbestimmten Angst, als er bemerkte, dass keine anderen Wagen zu sehen waren.
    Peter lie ß die Scheinwerfer brennen und den Motor laufen. Er hatte eine Taschenlampe im Handschuhfach, die er nahm, bevor er ausstieg. Es war sehr merkwürdig, nachts draußen an einem Ort zu sein, an dem es kein Kunstlicht gab. Ohne die Scheinwerfer hätte Peter in absoluter Dunkelheit gestanden.
    Ein Windsto ß fegte über den flachen, trockenen Boden und fuhr schneidend durch Peter hindurch. Mit der freien Hand zog er den Reißverschluss seines Anoraks bis zum Hals hoch. Dann ging er ein paar Schritte von seinem Wagen weg und richtete den Blick fest auf die Scheune. Keine Gestalten tauchten auf, keine Lichter flackerten in ihren dunklen Winkern.
    Peter drehte sich langsam im Kreis. Er lauerte auf irgendeinen Laut, aber er h örte nur das tiefe Brummen des Windes. Vor Anspannung krampfte sich Peters Magen zusammen. Vielleicht wäre es das beste, wenn sich niemand blicken ließe. Er begann ernstlich zu bezweifeln, ob es klug gewesen war, in der dunkelsten aller Nächte in dieses Ödland zu kommen. Ihm fielen die Autopsiefotos von Sandra Whiley und die Beschreibungen ein, wie die anderen Opfer zu Tode gekommen waren. Sicher kein schneller Tod. Er stellte sich vor, wie sich die Klinge ins Fleisch bohrte, den Schmerz, die schreckliche Angst.
    »War's schwierig, die Stelle zu finden?«
    Peters Herz machte einen Satz. Er fuhr in Richtung der Stimme herum, wobei er unwillk ürlich die Taschenlampe wie eine Waffe hob, aber es war niemand da, den er hätte schlagen können. Um ihn herum war alles schwarz und leer.
    Peter blickte nach rechts und links und versuchte, den Atem anzuhalten. Pl ötzlich war eine Lücke in dem dunklen Vorhang, der ihn umgab. Ein verschwommener Fleck wurde zu einer vagen Form, und Christopher Mammon trat aus der Dunkelheit. Peter wich einen Schritt zurück. Mammon beobachtete ihn. Konnte er in den Wagen zurück und die Türen verriegeln, bevor Mammon ihn erreichte? Konnte er davonrennen und Mammon in der stygischen Finsternis dieses Wüstenjagdreviers abhängen?
    »Ich habe gehört, Sie erzählen herum, ich hätte Sandra Whiley umgebracht.«
    Peter versuchte zu sprechen, konnte es aber nicht. »Nicht klug. Alle andern denken, Gary Harmon hat die Whiley ermordet. Falls ich sie ermordet habe, wären Sie der einzige, der den Verdacht hat. Es würde in meinem höchsten Interesse Hegen, Sie

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