Auf gluehenden Kohlen
betrat, lag der Hörer auf der Kante eines alten Rollpults. Peter hatte danach gegriffen, dann innegehalten, kurz bevor seine Finger den Kunststoff berührten. Was sollte er Richard sagen? So weit hatte er nicht vorausgedacht. Sollte er seinem Vater sagen, dass er ihn liebte? Sollte er sagen, wie leid es ihm tat, dass er ihn so oft enttäuschte? Sollte er dafür um Verzeihung bitten, dass er so weit hinter den Erwartungen seines Vaters zurückgeblieben war? Schließlich war alles, was er herausbrachte: »Dad?«, mit einer Stimme, erstickt von Gefühlen, denen er noch keinen Ausdruck zu verleihen vermochte.
»Arnos hat nur dein Problem in groben Zügen geschildert, aber ich hätte es gerne, wenn du mir alles von Anfang an erzählen würdest«, hatte Richard erwidert. Es war, als hätte es einen Fall Elliot oder die dazwischenliegenden Monate der Verbannung nie gegeben. Zum einen war Peter erleichtert, dass ihm so ein emotionales Gespräch, mit dem er gerechnet hatte, erspart blieb und sie gleich Garys Fall erörtern konnten, zum anderen aber sehnte er sich nach einer tränenreichen Versöhnung, bei der er seine Sünden und Unzulänglichkeiten beichten und Richard ihm vergeben würde. Als er während der Autofahrt darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass sein Vater wohl nicht imstande war, seinen Sohn in einer warmen und verzeihenden Umarmung an sich zu drücken. Peter wusste, dass er an den Wangen seines Vaters niemals Tr änen sehen würde. Richard Haie war einfach nicht der Typ Mann, der seine Gefühle ausdrücken konnte. Seine Hilfe in der Stunde von Peters größter Not war möglicherweise alles, was sein Vater zu geben in der Lage war.
Das B üro der Bundesanwaltschaft für Oregon lag im Zentrum von Portland, ein paar Querstraßen von der Kanzlei Haie, Greaves entfernt. Es war kurz nach fünf, als Peter im Glas des Eingangs zu dem Bürogebäude sein Spiegelbild musterte. Er hatte zu dem Treffen einen anthrazitgrauen Nadelstreifenanzug, eine Hermes-Krawatte und sein bestes Seidenhemd angezogen. Die Sonne spiegelte sich im Glanz seiner schwarzen Halbschuhe. Als Peter das Foyer betrat, stand Richard ein wenig seitlich da. Er hatte zugenommen seit dem Tag, als er Peter in die Verbannung geschickt hatte, aber er war noch immer schmaler als das Vaterbild, das Peter vor seinem inneren Auge sah. »Wie war die Fahrt?« fragte Richard. »Lang und ermüdend.« Richard lächelte.
»Danke, dass du das für mich tust«, sagte Peter. »Du bist mein Sohn«, antwortete Richard schlicht. Dann wandte er sich den Aufzügen zu.
»Ich weiß nicht, was wir zu erwarten haben, Peter. Garantien gibt es nicht. Katherine weiß möglicherweise nichts von den Dingen, die in Whitaker vorgehen. Bestenfalls arbeitet einer der stellvertretenden Bundesanwälte mit dem DEA-Agenten zusammen, der mit dem Fall befasst ist. Vielleicht weiß Price nicht einmal so sehr viel von dem Vorgang, oder wenn, haben seine Leute vielleicht nichts mit dieser Vertuschung zu tun. Das könnte das Werk der Staatsanwaltschaft in Whitaker und deines Freundes Mancini sein.« »Das weiß ich. Ich möchte nur herausfinden, ob Whiley für die DEA gearbeitet hat und ob die O'Shay das wusste. Und ich möchte Kopien von allen Berichten, die beweisen, dass O'Shay von der Beziehung zwischen Mammon und der Whiley gewusst hat.«
Die Fahrstuhlt üren öffneten sich auf einen Empfangsbereich. Richard teilte ihre Anwesenheit einer Empfangsdame mit, die hinter einem Fenster aus kugelsicherem Glas saß. Minuten später öffnete sich eine Tür, und eine hochgewachsene, gut geklei dete Frau mit Brille und kurzem, schwarzem Haar kam in den Warteraum heraus.
Katherine Hickox verdankte ihre Ernennung zur Richterin am Oberlandesgericht Richard Haie und anderen bei Haie, Greaves, und Richard Haie war es auch gewesen, an den sie sich gewandt hatte, als sie beschloss , sich um die Position eines Bundesanwalts zu bewerben. Richard hatte sie unter der Hand den Senatoren von Oregon empfohlen und mit einem hochgestellten Beamten im Justizministerium ein Telefongespräch geführt, mit dem zusammen er in einem Ausschuss der amerikanischen Anwaltsvereinigung gesessen hatte. Es war also keine Überraschung, dass Mrs. Hickox einwilligte, sich um halb sechs mit Peters Vater zu treffen und zu gewährleisten, dass auch Guy Price an dem Treffen teilnahm. »Richard«, sagte sie und streckte ihm die Hand hin. Richard ergriff sie, dann winkte er Peter heran. »Das ist mein Sohn Peter. Er ist
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