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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Rafaels Kokain zu verwenden, ehe der Deal gelaufen war, denn Rafael würde den Stoff wiegen, falls Booth ihn zurückbrachte. Booth überlegte, ob er Mammons Angebot nicht lieber ablehnen sollte, aber sein Verlangen übermannte alle Einwände, und er beugte sich gierig vor, als das weiße Pulver auf den Spiegel fiel und dort ein kleines Häufchen bildete. Booth teilte das weiße Pulver in mehrere dünne Linien auf, dann rollt er einen Zehndollarschein dünn zusammen und steckte ihn sich ins Nasenloch. Als wäre der Geldschein ein Strohhalm, sog er damit das Koks ein, dann lehnte er sich zurück, um den Kick zu genießen. Mammon steckte das Rasiermesser und den Spiegel zur ück ins Kartenfach und knipste das Deckenlicht aus. Er wollte gerade die Augen schließen, als eine Stimme an seinem Ohr ertönte: »Keine Bewegung!« Er drehte sich leicht nach links und stellte fest, dass er in den Lauf einer Pistole blickte.

Viertes Kapitel
1
    Seinen zweiten Vormittag in Whitaker verbrachte Peter damit, sich eine Wohnung zu suchen. Nach dem Mittagessen ging er ins B üro. Kaum hatte er die Tür geöffnet, schob Clara Schoen ihm eine Fallakte hin.
    »Mr. Geary hat aus Blaine County angerufen. Er bleibt den ganzen Tag dort. Er möchte, dass Sie diesen Mann im Gefängnis befragen.« »Im Gefängnis? Wo ist das denn?« fragte Peter nervös, während Bilder von sabbernden Psychopathen und Perversen in seinem Kopf herumtanzten. Er hatte noch nie ein Gefängnis betreten. »Es ist eine Querstraße vom Gericht entfernt«, teilte ihm die Sekretärin kopfschüttelnd mit.
    Peter klappte die Akte auf. Auf der rechten Seite sah er eine Verf ügung, in der Arnos Geary dazu bestellt wurde, Christopher Eugene Mammon zu vertreten. Unter der Verfügung fand er eine vom Staatsanwalt eingereichte Klage, in der Mammon der Besitz einer verbotenen Substanz zur Last gelegt wurde: Kokain. Peter räusperte sich.
    »Ah, Mrs. Schoen, was genau soll ich mit Mr. Mammon tun?« »Woher soll ich wissen, was Sie tun sollen? Bin ich der Anwalt? Ich erledige hier bloß die Tipparbeit, Mr. Haie. Hat man Ihnen denn nicht auf der Uni beigebracht, was Sie tun sollen?«
    Der enge Betonraum im Gef ängnis von Whitaker, in dem Anwälte sich mit ihren Mandanten trafen, war ungefähr so lang wie ein überdachter Verbindungsgang und fungierte gleichzeitig als juristische Bibliothek des Gefängnisses. Er war kümmerlich beleuchtet, eiskalt im Winter und stickig heiß im Sommer. Die sogenannte Bibliothek bestand aus zwei selbstgebauten Holzregalen, in denen eine einbändige Ausgabe des Strafgesetzbuches von Oregon, eine einbändige Ausgabe des Zeugnisrechts und eine abgegriffene Reihe von Fällen aus dem Obersten Gerichtshof und dem Appellationsgerichtshof von Oregon standen. Ein hochgelegenes Fenster aus dickem, ausbruchsicherem Glas ließ etwas Licht in den Raum. Die übrige Beleuchtung bestand aus zwei Glühbirnen, die in Drahtkäfigen von der Decke herabhingen.
    Peter sa ß auf einem Metallklappstuhl vor einem wackeligen Holztisch mit dem Rücken zur Wand und wartete nervös darauf, seinem ersten kriminellen Klienten zu begegnen. Seine Finger trommelten ein Solo auf Mammons Akte, als die Tür zu dem Befragungszimmer aufging. Peter erhob sich. Ein Aufseher trat zur Seite, und alles Licht, das aus dem Gang hereinfiel, wurde durch den Mann verschluckt, der die Tür ausfüllte.
    »Klopfen Sie, wenn Sie mich brauchen«, sagte der Aufseher. Dann hörte Peter das Schloss der dicken Stahltür zuschnappen, und er saß im Innern dieses überheizten Sarges gefangen. Christopher Mammon trat unter eine der Glühbirnen im Käfig, und Peter atmete geräuschvoll aus. Er war stattliche Männer gewohnt. Sein Vater war stattlich, Arnos Geary war stattlich. Aber Christopher Mammon war bizarr. Lockige schwarze Haare hingen ihm in die flache Stirn und fielen ihm über die massigen Schultern. Haarbüschel ragten aus dem Kragen eines orangefarbenen, gefängniseigenen Overalls, der sich straff über seinen monströsen Brustkorb spannte. Der Overall hatte kurze Ärmel, und jedes Mal, wenn Mammon sich bewegte, sah Peter Schlangen- und Panthertätowierungen über Unterarme und Bizeps wogen. Das einzige an Mammon, das nicht auf groteske Weise riesig wirkte, waren die kalten, blauen Augen, schmal und zielgerichtet wie die eines Raubtiers, und die kleinen, zierlichen Ohren.
    »Guten Tag, Mr. Mammon. Ich bin Peter Haie, der Anwalt, den das Gericht zu Ihrer Verteidigung bestellt hat«, erklärte Peter

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