Auf gluehenden Kohlen
nervös und streckte dem Mann eine von Arnos Gearys Geschäftskarten hin. Die Karte verschwand in Mammons Hand. Er besah sie sich, dann besah er sich Peter.
»Wenn Sie mein Anwalt sind, warum steht dann nicht Ihr Name auf dieser Karte?« fragte Mammon mit einer Stimme, die samtweich und sehr furchterregend war. Es war ein Schnurren, das ein hungriger Leopard von sich geben könnte, während er überlegte, welchen Teil einer angepflockten Ziege er zuerst fressen sollte. »Nun ja, eigentlich hat das Gericht Arnos Geary bestellt. Er wird Sie bei der Verhandlung verteidigen. Ich arbeite mit ihm zusammen. Das hei ßt, ich habe gerade angefangen. Meine Karten sind bestellt«, plapperte Peter, während ihm ein winziges Lächeln gelang. Er hoffte, es würde dem Mann seine absolute Harmlosigkeit zeigen und ihm zu verstehen geben, dass er ihn als Freund und nicht als Fressen betrachten sollte.
»Verstehe.« Mammon beantwortete Peters Lächeln mit einem drohenden Blick.
»Mr. Geary ist heute Nachmittag in Blaine County. Er wollte, dass ich die erste Befragung durchführe. Aber setzen Sie sich doch, dann können wir sofort anfangen.«
Peter setzte sich auf seinen Klappstuhl und nahm einen Kugelschreiber und einen Block aus seinem Aktenkoffer. Mammon blieb stehen. Clara hatte links in die Akte ein Befragungsformular geklemmt. Peter überflog rasch einige der Fragen auf dem Formular, dann sagte er, ohne den Blick zu heben: »Ich werde ein paar Hintergrundinformationen benötigen. Würden Sie mir Ihr Geburtsdatum nennen?«
Mammon neigte den Kopf zur Seite und las das Befragungsformular verkehrt herum.
»Darf ich das mal sehen?« fragte er und zeigte auf das Formular. Peter zögerte, dann nahm er das Formular aus der Akte und reichte es Mammon. Der besah es sich einen Augenblick lang, dann riss er es langsam in kleine Fetzen.
»Wenn Geary mein Anwalt ist, rede ich mit Geary und nicht mit irgendeinem Kuli.«
Als Mammon die Schnipsel des Formulars wie einen Mini-Schneesturm aus den Fingern flattern lie ß, wurde Peter plötzlich bewusst, dass er in dem Befragungsraum eingeschlossen war und nur ein dürftiger Holztisch ihn von einem sehr gefährlichen wilden Tier trennte.
»Ja, nun ja, aber ich bin ein erfahrener Anwalt, und alles, was Sie mir sagen, ist vertraulich. Ich werde über unser Gespräch nur mit Mr. Geary reden«, erwiderte Peter, um seinen Mandanten aus der Welt ultragewalttätiger Kung-Fu-Filme und drastischer Mord- und Totschlag-Streifen herauszulocken.
»Wie erfahren sind Sie 'n eigentlich, Peter?« fragte Mammon.
»Ich bin seit vier Jahren Anwalt.“
»Und wie viele Kriminalfalle haben Sie schon abgewickelt?«
»Nun ja, keinen, aber, ahm, ich habe viele komplizierte juristische Dinge vor Gericht vertreten, und ich...«
Mammon streckte eine Hand nach oben, und Peter verstummte.
Dann legte Mammon die H ände auf den Tisch, der sofort auf eine Seite kippte. Er beugte sich über den Tisch, bis sein Gesicht nur Zentimeter von Peters entfernt war.
»Du hast mich gerade angelogen, stimmt's, Peter?«
Peter wurde blass . Ihm blieb die Stimme im Halse stecken, und er brachte nichts weiter heraus als: »Ich... ich...«
Mammon fixierte ihn einen Moment lang mit den Augen. Dann ging er zur T ür und hämmerte dagegen. Die Riegel schnappten auf, und Mammon ging aus dem Zimmer. Es dauerte eine Weile, bis Peter bewusst wurde, dass er noch lebte.
2
Seinen einzigen Besuch in Whitaker vor Jahren hatte Peter damit zugebracht, einen hiesigen Anwalt und seinen Klienten zu dem ütigen und einzuschüchtern. Nach der Aussage hatte Peter im Stallion gefeiert, einer Bar, die bei den Studenten des Whitaker State beliebt war und in der er eine Krankenschwester namens Rhonda Soundso kennengelernt und mit der Schilderung von der vernichtenden Niederlage seines Gegners fasziniert hatte. Am nächsten Morgen hatte Rhonda ihren Namen und ihre Telefonnummer auf ein Blatt Motel-Briefpapier geschrieben, ehe sie sich auf den Weg zum Krankenhaus machte. Da das Stallion die einzige schöne Erinnerung war, die Peter an Whitaker hatte, lief er sofort dorthin, als er dem Gefängnis entronnen war.
»Was soll ich tun?« fragte sich Peter, als er mit seinem zweiten Jack Daniel's begann. Noch eine Begegnung mit einem Menschen wie Mammon würde er nicht ertragen. Das stand außer Frage. Aber was war die Alternative? Anwaltsarbeit war das einzige, was Peter konnte, und nach dem Elliot-Fiasko würde ihm niemand außer Arnos Geary einen Job
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