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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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»Reicht das für eine Rallye und für Paris?«, wollte er wissen.
    »Für R-r-rallye und für P-p-paris ...«
    »Und für den Urwald?«
    Edek nickte schwach.
    »Gut«, sagte Wilfried, »dann machen wir eine Rallye und fahren nach Paris und in den Urwald.« Er gluckste freudig. Dann legte sich seine Stirn in Falten. »Aber erst muss Wilfried arbeiten!« Er drehte sich um und wollte gehen.
    »Wilfried, warte«, sagte Mirja kopfschüttelnd. »Du ... du kannst doch nicht einfach das ganze Geld hier so auf dem Boden liegen lassen! Du muss es wieder einpacken, du musst zur Bank gehen, du musst ... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll?«
    »Ja, zur Bank gehen ...«, sagte Wilfried.
    Er nahm die Tasche, packte die Decke, die Mineralwasserflasche und die anderen Sachen hinein, ging dann auf die Knie und begann, das Geld einzusammeln. Aber es wollte irgendwie nicht in die Tasche passen und manche der Bündel lösten sich unter seinen immer hektischer greifenden Riesenhänden auf und fielen wieder zu Boden.
    Plötzlich hörte Wilfried auf. Sein Gesicht war rot geworden und er schnaufte heftig.
    »Was ist denn, Wilfried?«, fragte Mirja besorgt.
    Wilfried stand auf. Die Tasche kippte um und die Geldbündel, die sich schon in ihr befanden, glitten zurück auf den Boden.
    »Wilfried will nicht zur Bank gehen«, sagte er. Es klang wütend, aber auch ziemlich verzweifelt. »Wilfried will kein Geld. Nein. Wilfried will hierbleiben. Bei Mirja und Edek. Alle sind tot. Wilfried hat keinen mehr. Wilfried will hierbleiben für immer!«
    »Mensch, Wilfried!« Mirja stieg über das Geld und nahm seine Hände, die zitterten. »So hab ich das doch gar nicht gemeint! Ist doch klar, dass du bei uns bleibst! Für immer! Wo sollst du denn sonst hin? Und das Geld lass mal liegen. Das machen wir schon für dich. Da passen wir schon auf!«
    »Ja, Mirja und Edek passen auf«, sagte Wilfried immer noch ziemlich erregt. »Und jetzt muss Wilfried endlich arbeiten!« Er drehte sich entschlossen um und verließ den Wohnwagen so heftig, dass die Gläser in den Schränken aufklirrten.
    Mirja schaute ihm nach, wie er staksend und weit mit den Armen ausholend zur Geisterbahn lief. Dann gingen ihre Blicke wieder zu dem Geld.
    »Drei Millionen Euro«, sagte sie, »es ist kaum zu fassen ... Wie kommt Wilfried auf einmal zu so viel Geld?«
    »Ist von seine tote Onkel Ludwig«, erklärte Edek schnell und setzte sich, weil seine Knie immer weicher wurden und er ein dummes Gefühl im Bauch bekam.
    »So einfach?«, meinte Mirja.
    »Ganz einfach. Ich hab dir doch schon erzählt, was Kommissar an Telefon gesagt hat.«
    »Du meinst, es ist das Geld, das die Jagenberg dem Onkel Ludwig geschuldet hat?«
    »Genau. Und jetzt hat Wilfried ganzes Geld bekommen. Müssen wir gleich zählen, wie viel äh ...« – er zögerte – »wie viel ist genau, ob wirklich sind drei Millionen, oder vielleicht nicht fünf, äh ...« Er sprach nicht weiter.
    Mirja schaute ihn erstaunt an. Dann fiel ihr etwas ein. »Du ...?«, fragte sie, indem sie die Arme vor der Brust verschränkte und Edek geradeaus in die Augen sah. »Woher hast du eigentlich gleich gewusst, dass es drei Millionen sind? Du träumst von drei Millionen, dein toter Onkel in Texas vererbt dir angeblich drei Millionen, Wilfried bringt drei Millionen? Was ist hier eigentlich los?«
    »Ja, äh, was ist los ...« Edek räusperte sich. Sein Hals war trocken wie die ausgedorrte Erde auf den texanischen Feldern. Aber das nutzte ihm jetzt wenig. Er musste wohl endgültig mit der ganzen Wahrheit rausrücken.
    »Äh, also ...«, sagte er, »ich muss dir noch erzählen Geschichte, ganz verrückte Geschichte ...«
    »Das glaub ich auch!«
    »Äh, Geschichte ist, wie soll ich sagen, ist einfach die, dass tote Onkel in Texas ist nicht tot.«
    »Ist nicht tot?«
    »Nein, ist nicht tot und ist nicht reich. Weil ich hab zuerst gedacht, Onkel in Texas ist reich. Hat schöne Auto, hat schöne Haus, hat auch immer so geschrieben nach Polen ... Und er hat auch schöne Auto und schöne Haus, ist aber nicht reich, nur einfache Vorarbeiter auf Ranch. Aber ich hab mich geschämt zu erzählen. Egal, ganz egal ... Damals in Nacht« – Edek schaute zu Boden – »damals in Nacht hab ich nicht gesagt Wahrheit. War nur große Lüge. Aber ich wollte nicht lügen, wirklich, du musst glauben ... Ich hab nur große Angst gehabt, dass du, na, dass du mich dann nicht mehr liebst ...«
    »Nicht mehr liebe?«
    »Ja. Weil Wahrheit ist

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