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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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haben?«
    »Nein, die grinsen immer blöd!«
    »Aber heute ganz besonders. Lass uns mal nachschauen!« Mirja wischte sich die Hände an einem Spültuch trocken, dann verließen beide den Wohnwagen.
    Im Mannschaftswagen war auf den ersten Blick alles wie immer. In dem Teil, in dem Berthold und Max schliefen, waren die Betten nicht gemacht und überall standen leere Bierdosen und volle Aschenbecher herum.
    Mirja schaute sich um. Dann fiel ihr Blick auf die Einbauschränke, die sich über den Betten der beiden befanden. Sie öffnete den ersten. Er war leer. Auch die anderen Schränke waren ausgeräumt.
    »Alles weg«, sagte Edek erstaunt.
    »Genau das hab ich mir gedacht. Berthold und Max sind abgehauen und ich kann mir schon denken, wer dahintersteckt!«
    »Jeschke, was?«
    »Das werden wir gleich sehen«, sagte Mirja entschlossen. »Komm mit, Edek, für den Fall des Falles.«
    »Soll ich ...«, wollte Edek fragen, biss sich aber auf die Zunge. Der Revolver lag auf dem Grund der Isar, das hätte er beinahe vergessen.
    »Was sollst du?«
    »Nichts, schon gut ...«
    Mirja und Edek gingen los. An dem Autoskooter-Geschäft vorbei, dann quer über den ganzen Kirmesplatz bis an das andere Ende, dort wo die Achterbahn stand.
    Sie wurde bereits abgebaut. Überall hörte man metallisches Hämmern und Schrauben. In der Mitte der Aufbauten legten gerade ein paar Leute mit einem kleinen Kran eines der Gestelle auf einen Tieflader. Auf seiner Ladefläche stand Berthold und half kräftig mit.
    Mirja schob sich zwischen den kreuz und quer verlaufenden Metallrohren hindurch.
    »Was soll das?«, rief sie nach oben.
    »Was soll was?«, fragte Berthold zurück und spuckte verächtlich durch seine Zahnlücke.
    »Was suchst du hier? Und wo ist Max?«
    »Max arbeitet jetzt beim Riesenrad und ich arbeite hier. Hier ist es besser. Jeschke zahlt mehr.«
    »Du hast einen Vertrag bei mir unterschrieben«, sagte Mirja.
    »Kann sein«, meinte Berthold.
    »Wenn du und Max nicht in einer Viertelstunde wieder zurück seid, dann ...«
    »Dann was?«, unterbrach sie Berthold grinsend.
    Mirja wollte erst darauf antworten, ließ es dann aber. Es hatte keinen Zweck, mit Berthold brauchte sie gar nicht weiter zu reden. Sie schaute sich um. Rechts neben der Achterbahn stand der Wohnwagen von Jeschke. »Der kriegt von mir was zu hören!«, sagte Mirja wütend zu Edek.
    Als Mirja und Edek den Wagen betraten, saß Jeschke zigarrerauchend hinter dem Tisch mit einem Handy am Ohr. Beim Anblick der beiden zuckte ein Lächeln um seinen Mund, dann erklärte er seinem Gesprächspartner, er habe überraschenden Besuch bekommen und würde gleich noch einmal zurückrufen.
    »Sehr erfreut, sehr erfreut«, sagte er, als er das Handy zusammengeklappt hatte. »Dachte nicht, dass wir uns so schnell wiedersehen!«
    »Das ist eine Unverschämtheit«, platzte Mirja ohne Umschweife heraus.
    »Was ist eine Unverschämtheit?«, fragte Jeschke mit einer unschuldigen Miene.
    »Sie wissen genau, was ich meine.«
    »Nein, ich weiß nicht, was du meinst, aber schön, dass du mich mal besuchst!«
    »Lassen Sie das!« Mirja wurde immer wütender. »Berthold und Max haben einen Vertrag mit uns. Nicht mit Ihnen. In einer Viertelstunde fangen die beiden wieder bei uns an.«
    »Ach, die«, sagte Jeschke. »An die hab ich gar nicht gedacht. Die beiden sind heute früh hier vorbeigekommen und haben nach Arbeit gefragt. Du weißt, dass ich ein gutes Herz habe. Ich konnte schlecht Nein sagen. Sind übrigens tüchtige Burschen, schade für euch. Ich hab ihnen gesagt, dass ...«
    »Sie haben einen Vertrag mit uns«, unterbrach ihn Mirja.
    »Ja, die Verträge. Eine verzwickte Sache, sagt mein Rechtsanwalt auch immer.«
    »Was Ihr Rechtsanwalt sagt, ist mir egal! Vertrag ist Vertrag.«
    »Hab ich auch gedacht, als ich so jung war wie du.« Jeschke warf einen vieldeutigen Blick auf Mirja, ohne sich um Edek zu scheren, der vor Wut rot im Gesicht anlief. »Aber Geschäft ist Geschäft ...«
    »Was heißt das?«
    »Nun«, Jeschke betrachtete die Spitze der Zigarre und streifte sie in einem schweren Kristallaschenbecher ab, »das heißt viel. Ihr könntet versuchen, meinen Vertrag anzufechten. Das wäre eine sehr gute Idee. Aber« – Jeschke hatte es nicht eilig und zog erst einmal genüsslich an der Zigarre – »aber so etwas dauert. Bis der Rechtsanwalt einen Brief geschrieben hat, bis der beim Gericht angekommen ist, bis dann mein Rechtsanwalt geantwortet hat. Ehe man sich umgesehen hat, ist

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