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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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Onkel Ludwig und sage ihm, dass er noch ein bisschen bei mir bleiben darf. Du bist ein guter Freund, Edek. Danke!« Seine Stimme zitterte noch.
    »Ja, sag deine Onkel Bescheid.« Edek nickte zustimmend. »Und dann fang an mit Arbeit. Bring schon mal alle Wagen auf Tieflader, du weißt, wie.«
    »Immer vier Wagen mit der Nase nach vorne und ohne Rampe!«, sagte Wilfried, wobei ihm ein erleichterter Seufzer entfuhr. Dann putzte er sich noch mal das Gesicht und verließ den Wohnwagen mit so heftigen Schritten, dass dieser ins Schaukeln geriet wie ein kleines Boot auf dem Ozean.
     

Herr Eduardo Stermann
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

     

· 1 ·
     
    D ass Mirja heute zum ersten Mal beim Aufbauen nicht mithalf, hatte Edek schon zu spüren bekommen. Zwar arbeitete Wilfried wie immer für drei, aber die vielen Kleinigkeiten, die Mirja sonst erledigt hatte, musste Edek jetzt zusätzlich machen. Hinzu kam, dass er heute Nacht sehr schlecht geschlafen hatte. Ständig hatte er an den toten Onkel Ludwig denken müssen. Noch nicht einmal richtig küssen konnte er Mirja, weil er immer nur sein grinsendes Gesicht vor sich sah, wenn er die Augen schloss. Herausgeredet hatte er sich schließlich damit, dass er müde sei. Und dann wach gelegen. So lange, bis er es nicht mehr ausgehalten hatte. Aufgestanden war er gegen fünf Uhr und hatte den ersten Tieflader hierher nach Pforzheim gefahren. Dann mit dem Antriebswagen zurück und gleich nach dem Frühstück den zweiten Tieflader geholt. Der andere Antriebswagen und der Wohnwagen waren erst einmal in Augsburg geblieben. Wenn Mirja in zwei, drei Tagen nachkam, würde Edek mit dem Zug nach Augsburg fahren und den Rest holen. Alles ganz schön umständlich. Aber vorläufig war es so besser. Edek musste sich wenigstens keine Gedanken darum machen, was wäre, wenn Mirja den toten Onkel Ludwig im Sarg des »Toten Mannes« entdeckte.
    »Hey, Mann!«, rief jemand vom Autoskooter-Geschäft. »Kannst du den Tieflader mal ein Stück vorfahren? Wir kommen sonst nicht vorbei!«
    »Mach ich!«, rief Edek zurück. Er legte die Lichterkette, die er gerade anbringen wollte, auf den Boden und ging nach unten. Auf halbem Weg kam ihm der strahlende Wilfried entgegen. »Mach schneller, Wilfried, schlaf nicht!«, fuhr ihn Edek an. Wilfried nickte eifrig und ging schneller. Edek hätte ihn samt seinem Onkel auf den Mond schießen können, so wütend war er auf ihn. Doch es ging nicht. Der Verrückte machte mit ihm, was er wollte. Heute Mittag schon wieder. Da hatte Edek beim Einbau des Sarges gesagt, der Deckel bliebe zu, er habe den entsprechenden Mechanismus abgestellt. Daraufhin meinte Wilfried, der Deckel müsse offen bleiben, sonst könne er seinen Onkel nicht mehr sehen.
    »Bist du verrückt!«, hatte Edek losgeschimpft. »Willst du mit deine tote Onkel Leute erschrecken?«
    »Aber beim ›Toten Mann‹ hat sich auch keiner erschreckt, oder nur ein bisschen«, versuchte es Wilfried.
    »›Toter Mann‹ ist eine Puppe, aber deine Onkel ist richtige Mensch! Das ist nicht Spielzeug für Geisterbahn!«
    Wilfried überlegte. Dann meinte er: »Du hast recht, Edek. Ich nehme Onkel Ludwig besser mit in den Wohnwagen.«
    »In was???« Edek glaubte, er habe sich verhört.
    »In den Wohnwagen, ein Bett ist ja noch frei ...«
    Edek wurde rot im Gesicht. »Wilfried! Ich reiß dir gleich Kopf ab! Edek will nicht mit deine tote Onkel in Wohnwagen schlafen! Und wenn Mirja deine Onkel sieht, bist du selbst toter Mann!«
    »Ich kann meinen Onkel ja zudecken, und abends, wenn Mirja schläft, da kann ich ihn ja dann sehen.«
    Und da hatte Edek aufgegeben. Was blieb ihm anderes übrig? Wenn er Onkel Ludwig nicht im Sarg des »Toten Mannes« ließ, stellte Wilfried mit Sicherheit etwas Verrücktes an. Also hatte Edek den Mechanismus wieder eingerichtet und den grünen Scheinwerfer so eingestellt, dass er dem toten Onkel nicht direkt ins Gesicht leuchtete. Mehr konnte er nicht tun. Er konnte nur hoffen, dass keiner von den Fahrgästen auf die Idee kam, es mit einer richtigen Leiche zu tun zu haben.
    Edek hatte den Tieflader hinter die Geisterbahn gefahren und ging wieder zurück. Es war windig, die Plane an der Geisterbahn flatterte, und von dem Platz, wo das Autoskooter-Geschäft aufgebaut wurde, kam ihm eine halb zerfetzte Zeitung vor die Füße geflogen. Wütend wollte Edek dagegentreten. Da entdeckte er die riesige, fette Schlagzeile:
     
    »Augsburg: Leiche gestohlen –
    Tat eines

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