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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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angenehmer Körpergeruch - was mich alles glauben ließ, was sie von sich gab. Neben dem Liebesrausch mit ihr, der keine Zweifel zuließ, verfiel ich immer mehr in Zustände, die man nicht mehr als schizoid bezeichnen konnte, da ich immer mehr gewiss war, dass unsere Liebe wirklich war. Die schizoiden Zweifel, das sowohl als auch, indem ich gleichzeitig annahm, ich hätte eine clevere Betrügerin vor mir, - nicht unangenehm von ihr umgarnt zu werden – und eine wahrhaftige, fast verzweifelte Verliebte, die mit mir nach Wegen suchte, unseren Bund für die Ewigkeit zu erhalten, verschwanden. Als scheinheiliges, leicht paranoides Mitglied der Gesellschaft von New Avignon hatte ich es gelernt, verschiedene Bewusstseinszustände nebeneinander, fast gleichzeitig auszuprägen. Diese Adaption gehörte zu meinem Überlebenskampf in New Avignon. Um es einfach zu sagen: Ich hatte schon immer ein Problem mit der Wahrheit und wollte auch nicht ausschließen, dass in manchen Momenten, in denen mein Blick auf einen Messdienerinnenausschnitt haftete, ich wirklich an Gott glaubte. Als Schauspieler musste ich mich sehr mit meinen Rollen identifizieren. Gleiches galt natürlich für Esmeralda beziehungsweise Paola. Das Schizoide wich stabilen Zuständen, in denen ich nur noch an unsere Liebe glaubte. Wir waren darin in unserer ersten Begegnung ein perfektes Team gewesen. Ich hatte vor sieben Jahren wesentliche Vorarbeit geleistet, die sich fast über zwei Wochen erstreckte. Esmeralda war natürlich geübter und vielleicht auch begabter als ich. Esmeralda bestand dann auch darauf, dass ich sie Paola nannte, brauchte weit weniger als die drei Tage, um sich in die Rolle perfekt einzufinden. Unsere Begegnung wurde zur emotionalen Achterbahn – solche zweifelhaften Vergnügungen existierten auf den Jahrmärkten von New Avignon immer noch – da neben der Liebesekstase, allen romantischen Gefühlen, eingebettet in einer idyllischen Landschaft am Meer im Liebeslicht von Helena eingetaucht, auch immer Verzweiflungsausbrüche unsererseits aufkamen. Es flossen dann beiderseits wirkliche Tränen. Esmeralda weinte tatsächlich. Die junge Frau war technisch gesehen, sehr begabt, sagte ich mir später. Es schien sich wirklich alles wiederholen zu wollen, was ich vor sieben Jahren hier in Frisco erlebt hatte. Auch damals waren Tränen geflossen. Esmeralda führte mich an die Plätze von damals, zeigte mir ihre Lieblingcafes und Lieblingsboutiquen. Ein Unterschied zu damals war, dass wir uns regelmäßig mit Paul und Pamela trafen und natürlich zum Schlaf das Zimmer teilten, zu einer Zeit, in der ich mich praktisch nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Der Alkohol half natürlich, den Realitätsverlust perfekt zu machen. Esmeralda hatte Verständnis dafür, dass ich trank und vertrug auch einiges, beschränkte sich tagsüber in den Cafés auf alkoholfreie Tees, während die Realität von mir verlangte, sie auf eine sichere, alkoholisierte Grundlage zu stellen. Bei den gemeinsamen Abendessen schien Paul etwas besorgt zu sein. Nicht wegen des Alkohols, sondern wegen meiner allgemeinen Verfassung, da Esmeralda und ich offen davon redeten, für immer zusammen sein zu wollen: Auch in gemeinsamer Runde hatte sie keine Skrupel unsere Show weiterzuspielen. Pamela verstand sofort. Es schien mir aber so, als ob der Funke der Liebe auch das andere Pärchen ergriffen hatte. Vermutlich waren sie aber nicht ganz so weit von der Realität weg. Einen ganzen Abend verbrachten wir zusammen, bei denen ich Pläne zur Flucht ausbreitete. Paola mahnte mich später zur Vorsicht, weil man nicht sicher sein könnte, ob man Pamela trauen könnte. Auch Agentinnen der Staatssicherheit träumen von der Liebe, dachte oder sagte ich. Es gab soviel zu bereden. Manchmal hatte ich einen klaren Moment, in dem ich wusste, dass wir keine realistische Chance hatten.                                                                    
     

Wir waren wieder allein, Paul und ich. Die Realität hatte sich mit harten Schnitten wieder in unser Leben gedrängt. Wir versuchten, ihre Unversöhnlichkeit mit Alkohol zu bekämpfen. Paul, selbst ziemlich fertig, hatte mich noch nie so jammern gesehen. Es kam, wie es kommen musste. Unsere Frauen hatten uns nach drei Tagen verlassen, nach herzzerreißenden Trennungsszenen. Für Paul war es ein orgiastischer Rausch gewesen, auch er hatte sich gewissermaßen verliebt und in den Tagen

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