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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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koffeinhaltiges Getränk, irgendeinen starken Tee, mit dessen Hilfe ich versuchen konnte, dem Tag zu begegnen. Ich konnte mich ab einer unbestimmten Zeit an nichts mehr erinnern, ich wusste zum Beispiel nicht, ob ich mit Esmeralda geschlafen hatte oder nicht, was in meiner Verfassung kaum möglich gewesen sein sollte. Wir begaben uns ins Restaurant des Hotels, welches in Buffetform Essen anbot. Sonderlich hungrig war ich nicht, bedurfte viel mehr irgendwelcher Wundermittel, um Schlaf beraubte, über Alkohol gestrauchelte wieder auf die Beine zu bringen, die die weit fortgeschrittene Pharmazie auf dieser Insel sicher hier zur Verfügung hatte. Dies musste es geben, irgendwelche Wachmacher, gleichsam Katerkiller, aber ich begnügte mich mit einem starken Tee, der bitter schmeckte, einer Spezialität, wie man mir augenzwinkernd mitteilte. Unsere Frauen unterhielten sich in dem Kauderwelsch der üblichen Landessprache, für die sich keiner in New Avignon genötigt sah, sie zu lernen. Womöglich wurde sie von einigen Mitgliedern des klerikalen Geheimdienstes gesprochen, für einen Touristen war es jedenfalls nicht nötig, dieses Derivat aus Englisch und Spanisch zu erlernen, da es einerseits verboten war, mit der gewöhnlichen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen und andererseits alle, die irgendwo erkennbar ein T an ihrer Kleidung trugen, hinreichend gut Englisch sprachen. Der Tee vollbrachte ein kleines Wunder, und ich bekam sogar Hunger auf die pikant gewürzten Hühnchenschenkel. Großzügigerweise, dem Sozialismus sei Dank, verlangte man für die Speisen unserer Begleiterinnen keinen Aufpreis. Wir aßen alle reichlich und rauchten dann unsere Zigaretten. Pamela erzählte, dass die Medizin, ihre Medizin irgendetwas gegen Lungenkrebs gefunden hatte. Ich machte mir über so was keine Gedanken. Ich versuchte passende Ideen zu finden, wie der gemeinsame Urlaub gestaltet werden konnte. Paul hatte einen Anspruch auf unser Hotelzimmer. Er turtelte mit Pamela herum und ich fürchtete, dass er bald das Bedürfnis haben würde, ihr Go beizubringen. Sie wirkten wie ein Paar, dass sich schon eine Ewigkeit kannte, während die Liebe zwischen mir und Paola erst noch entwickelt werden musste. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, sie müsse mich kennen, aber sie kannte mich nicht. Sie verhielt sich wie Paola, lachte wie sie und ich konnte mich nicht des Eindrucks entziehen, dass ihr Charakter, ihr Temperament, ihr Wissen so war wie bei Paola. Esmeralda hatte offensichtlich eine Idee davon, dass ich in diese Paola sehr verliebt gewesen war. Eine gute Begleiterin schaffte es fast immer, dass man sich, wenn auch vielleicht kurzfristig, in sie verliebte. Esmeralda ahnte, dass ihre Zwillingsschwester gute Arbeit geleistet hatte. Ich musste verstehen lernen, nicht die gleiche Person vor mir zu haben, für drei Tage. Das Zimmerproblem war damit nicht gelöst. Pamela machte klar, dass die Lösung der letzten Nacht einmalig war. Sie teilte ihr Quartier gewöhnlich mit anderen Prostituierten; nicht zahlungskräftige Touristen waren dort nicht gerne gesehen. Ich war ratlos und rauchte Zigaretten. „Vielleicht haben die im Hotel ja noch eine Liege, irgendein Zustellbett“, meinte Paul und machte sich auf zur Rezeption, um danach zu fragen. Zufrieden kam er zurück. „Sie haben ein Zusatzbett für uns. Ist gar nicht mal so teuer. Sie stellen es in unserem Zimmer auf!“ Dies war eine Notlösung für den Teil der Nacht, in der man nichts anderes mehr tat als schlafen. Es war schon seltsam, ich wollte keine Viereckbeziehung, obgleich es die passende Antwort auf die Verhältnisse in New Avignon gewesen wäre. Ich wollte mit diesem Abbild von Paola alleine sein und daher machte ich den fast merkwürdigen Vorschlag, dass ich zu ungeraden Uhrzeiten, Paul zu geraden Uhrzeiten das Zimmer als Rückzugsgelegenheit nutzen konnte. Ab einem Zeitpunkt tief in der Nacht sollte das Zimmer zum Schlafen dienen. Ich konnte mich nicht von der Vorstellung trennen, Arm in Arm mit diesem Abbild einzuschlafen. Es war offensichtlich klar, wer nicht auf dem Gästebett schlafen würde. Wir diskutierten das gar nicht. Ich für meinen Teil wollte für die nächsten drei Tage die komplette Illusion. Womöglich hatte ich es geschafft, dass Esmeralda eine Idee davon hatte, was ich wollte. Vermutlich hielt sie mich für geistesgestört, was ich nach halbwegs objektiven Kriterien betrachtet auch war. Wir verabredeten uns für zwanzig Uhr zum gemeinsamen Abendessen im Hotel. Jeder

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