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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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der Erde hinzugeben!“ Konnte es sein, das wir beide schizophren waren und in den Hügeln von New Avignon herumirrten. Aber waren die Drachen eine Halluzination, dann konnte sie auch eine Halluzination sein. Möglicherweise war ich eine Halluzination, die einer Fliege auf der Erde, die sich auf eine vergammelte halluzinogene Pflanze gesetzt hatte und eingeschlafen war. Gemeinhin nahm man in so einer Situation an, dass man träumte, aber irgendetwas sagte mir, dass etwas anderes im Gange war. Womöglich war ich in der Hand von Außerirdischen. Ich versuchte am Himmel die St. John zu entdecken, aber sie war nirgends zu sehen. Wo waren Paul und die anderen? Mir fiel auf, dass Gloria Ramona ähnelte, ich sprach sie aber nicht darauf an. „Wir müssen in diese Stadt, Gloria.“ Sie wich nicht von meiner Seite. Der Abstieg war nicht schwierig, allerdings veränderte sich die Umgebung. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, festen Boden unter den Füßen zu haben. Gottes Tochter neben mir warf neue theologische Fragen auf. War nun in Zukunft von der Vierfaltigkeit die Rede? War das mit dem angeblichen Sohn ein Irrtum gewesen? Ich hatte die Absicht in der Stadt ein Zimmer zu nehmen, mit ihr zusammen, erinnerte mich aber daran, dass dies in New Avignon gar nicht möglich war. Zudem musste Gottes Tochter ein Kopftuch tragen. Obwohl ich nicht wollte, dass sie ihr Haar verbarg, fragte ich nach ihrem. Sie lachte und sagte, Gottes Tochter brauche kein Kopftuch tragen. Die Sonne wuchs weiterhin. Immer mehr Kreaturen entstiegen ihr. Temperatur und Luft waren angenehm. Die Stadt sollte ein Trugbild sein, hatte sie gesagt. Im Anfang war es mir so erschienen, dass es sich um eine alte Stadt handelte. New Avignon hatte wenig Kriege erlebt, sodass in vielen kleineren Städten in der Provinz die Bausubstanz mehrere Hundert Jahre alt war. Meine Augen schienen aber getäuscht zu werden. Die Kathedrale war ein postmodernes Konstrukt aus Stahl und Plastik und mochte ein Raumschiff sein. In dieser Stadt bestand nichts aus Stein. Die Sonne über mir wuchs weiter. Trotzdem einige Zeit seit der Liebe mit Gloria vergangen sein musste, stand sie, nur viel größer, immer noch an der gleichen Stelle. Dies war nicht die Sonne, dies war Helena.
     
     
     
    Wenn dies über mir Helena war, so waren wir auf Aurelia, in der Hand der Aurelianer oder was auch immer sich auf diesem Planeten verbergen sollte. Dass dies ein gewöhnlicher, lebhafter Traum war, schien mir immer unwahrscheinlicher. Ich erinnerte mich aber daran, dass ich mich einen Tag vor dem Encounter ein letztes Mal in meiner Kabine zum Schlafen zurückgezogen hatte. Alles mochte mit meinen Träumen begonnen haben, aber dann hatten sie uns übernommen. Es war nicht weiter verblüffend, dass ich meine Bordkleidung trug, genauso wenig, dass ich mich an mein ganzes verpfuschtes Leben erinnern konnte. Sich des Träumens bewusst zu sein, ist schon vergleichsweise selten. Sich an die jüngere Vergangenheit und auch ans ganze Leben erinnern zu können, hatte ich in einem Traum noch nicht erlebt. Ich wusste, dass die Aurelianer Macht auf unsere Psyche ausüben konnten; eine frühere Besatzung war praktisch wahnsinnig aus diesem System zurückgekehrt. Wie sie das geschafft hatten, wusste ich nicht. Vielleicht hatten die Raumfahrer etwas gesehen, was die Psyche nicht aushalten konnte, vielleicht waren sie mit Stoffen in Berührung gekommen, die wahnsinnig machten. Ich stellte es mir vor, dass es so ähnlich war wie mit den Aborigines. Dort hatte ich Dinge gesehen, die nicht real waren, allerdings hatte ich das Land der Aborigines betreten. Es mochte etwas Traumähnliches sein, dass mich in seinen Bann zog. Die Umgebung mochte völlig virtuell sein, in dem Sinne, dass ich mich immer noch auf der St. John befand, die nun womöglich kontrolliert von den Aurelianern, in einem Orbit um Aurelia kreiste. Die Sonne hatte nun eine bedrohliche Größe angenommen, die, die man von Helena an der Oberfläche von Aurelia erwarten konnte. Wenn ich mich auf der St. John befand, sah ich dann trotzdem Reales oder waren es Bilder, die der Phantasie eines Aurelianer entstammten oder sogar meiner eigenen durchgeknallten Fantasie. Ich hätte die Problematik gerne mit Paul diskutiert, der mit seiner speziellen Logik an das Problem herangegangen wäre. Gottes Tochter schien kein Interesse an diesen Fragen zu haben, womöglich war sie geistig zurückgeblieben; zumindest war sie recht einsilbig. Ich musste mir eingestehen, dass

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