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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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in den Ozeanen.“ - „Das Neuronengeflecht wäre endlich“, unterbricht Paul. „Möglicherweise hat man die menschlichen Neuronen mit Pilzeigenschaften versehen, sodass sie als Myzel den gesamten Regenwald der Erde umspannten. Um damit zu schließen, entwickelten sich die intelligenten, bewussten Supercomputer, die noch intelligenter waren als die Hirne in den Würfeln oder das Myzel im Boden.“ - „Glaubst du das wirklich?“ Sandra wirkt ungläubig. „Mir erscheint das glaubwürdiger, als alles was unsere Priester ihren Messdienerinnen erzählt haben.“ - „Robert kann seinen Hang zu provozieren, nicht unterdrücken.“ Sandra ist das schon wieder zu doof, während Vanessa sich outet, was zu einer nicht unerheblichen Beflügelung von Roberts Phantasie führen wird. „Ich war übrigens ein Jahr Messdienerin.“ Sandra ist peinlich berührt, ein vermeintliches Geheimnis zwischen ihr und Vanessa hat sie verloren und Vanessa steht so dar, als ob sie Tempelhure gewesen wäre. Robert ist nun völlig klar, warum er auf Vanessa steht. Warum ist ihm das nicht früher aufgefallen? Er fährt fort: „Die Kunst hat meines Erachtens zwei Wurzeln, einerseits das Bedürfnis des Menschen etwas praktisch darstellen zu wollen, andererseits ein Sinn für die Schönheit der Natur, insbesondere die Schönheit des weiblichen Geschlechts, die mögliche Schönheit einer jungen Frau.“ Sandra will platzen. „Der Sinn für Schönheit hat etwas mit einem Sinn für Symmetrien zu tun. So steht der weibliche Akt im Zusammenhang mit der Entwicklung der Geometrie.“ Sandra wirkt weiterhin völlig skeptisch. „Wollen wir uns den Quatsch weiter anhören, Vanessa?“, aber die antwortet nicht. „Der weibliche Akt, also die Darstellung des weiblichen nackten Körpers war eine Jahrtausende alte Tradition auf der Erde. Nur zu deiner Information, Sandra. Schöne Jünglinge wurden auch nackt abgebildet. Dieser Sinn für Schönheit und Kunst muss den Würfelmenschen verloren gehen. Für sie gibt es nur mathematische Gleichungen, und sie müssen ungemein aufpassen, dass sie nicht aussterben, weil sie nichts mehr antreibt. Kunst und Kultur entstehen aus Gegensätzen, Schönheit und Verfall, Arm und Reich, gut und böse.“ Mit seiner Rede hat sich Robert nun selbst übertroffen.
     
     
     
     
                                         - 7 -
     
    Wir trieben uns weiter in den Kneipen rum. Die Tage und der Sommer vergingen, ohne dass sich für mich eine konkrete Zukunft abzeichnete, von der ich hätte sagen können: So stelle ich mir mein Leben in diesem von Gott gelenktem New Avignon vor. Meine Ersparnisse neigten sich dem Ende entgegen, was mich nicht davon abhielt, das Geld in den Kneipen für Alkohol und für Frauen auszugeben. Es waren wenige, pikante und recht rauschhafte Erlebnisse, an denen auch Peter und Paul teilhatten. Viel zu wenige Erlebnisse dieser Art, um genau zusein drei. Wir hatten Katharina und Margarete. Letztere kostete uns ein Sümmchen, bei dem ich den Hauptanteil aufbrachte. Erlebnisse mit Cannabis wiederholten sich, bei denen ich in ähnlicher Weise wie beim ersten Mal paranoid und schizoid reagierte, Erlebnisse mit Katharina, die wieder zur Hexe, zur Agentin und Hure des Bischofs mutierte, die aber ohne weitere kommerzielles Interesse zu haben, als ihren Stoff zu verkaufen, sich unserem Trio hemmungslos hingab. Ich nahm jedwede Paranoia für diesen Rausch in Kauf. Dann war sie verschwunden und Margarete, äußerst reizvoll und neckisch war für uns eigentlich unbezahlbar, sodass unser Aufeinandertreffen einmalig blieb. Wir hatten es gewagt, etwas, was uns zusammenschweißen würde. In der Kneipe trafen wir natürlich weiterhin auf Margarete, sie war zu uns sehr freundlich und keinerlei Peinlichkeit kam auf. Unsere Beziehung hatte eine neue Qualität, ohne dass sich Orgiastisches wiederholte, was durchaus möglich gewesen wäre, wenn wir nur tief genug in die Tasche gegriffen hätten. Es war zu befürchten, dass die anderen verkappten Huren in den Kneipen ähnlich viel Kleingeld kosteten. Paul und ich brauchten unbedingt einen Job. Paul hatte eine Vorliebe für Cannabis entwickelt. Er behauptete, es beflügele sein Go. Ich beschäftigte mich mit der Relativität des Wahnsinns. Schlimmer als beim Stich der Avignonwespe konnte es eigentlich nicht kommen, dachte ich. Die Deformation meiner Persönlichkeit und auch meiner Gefühle durch Cannabis hatte durchaus auch etwas Bedrohliches und

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