Auf Inseln (German Edition)
Nachbarinsel seit einigen Jahrzehnten Experimente mit dem Klonen gemacht wurden, ebenso wenig war Eugenik kein Tabu und man musste sich nicht wundern, in den Urlaubsorten auf ausgesucht schöne Prostituierte und Stricher zu treffen. Diese Schönheit hatte natürlich ihren Preis. Die Versuchung für die dort herrschenden Sozialisten war groß, Genmanipulationen zu erproben, ein Tabubruch. Dieses Tabu war die einzige ideologische Gemeinsamkeit zwischen den zwei so verschiedenen Inselgesellschaften, klammerte man aus, dass Freiheit in beiden Ideologien keinen Platz hatte. Eine kleine Chance tat sich auf, in diesem Herbst auf Paola zu treffen. Würden wir uns wieder das majestätische Band der Milchstraße, Hand in Hand, am Meer sitzend, anschauen, dem Meer zuhören, was es uns von der Welt und den Welten über uns zu erzählen hatte, St. Paul und St. Peter in Konjunktion. Paola und ich hatten andere Namen für die wenigen Sterne über uns. Unser Sonnensystem kannte fünf Planeten, neben New Earth vier nicht belebte Welten - aber sicher konnten wir uns da nicht sein - die nach den vier Evangelisten benannt waren. Saint Marcus war deutlich kleiner als New Earth, vergleichbar mit Mars, eine Steinwüste dessen sonnenbeschienene Seite höllischen Temperaturen ausgesetzt war. Saint John, Saint Matthew und Saint Lucas waren sogenannte Gasriesen, vergleichbar mit Neptun und Uranus im System unserer Vorfahren. Saint John war der hellste Planet, womöglich so hell, wie Jupiter auf der Erde erscheint. Alle fünf Jahre steht er in Opposition zur Sonne. Ein Stern der ganz besonderen Klasse ist natürlich Helena, die alles an Glanz übertrifft, um ein Vielfaches heller als die Venus der Erde, die dort auch Morgen- oder Abendstern genannt wurde. In ihrem strahlenden Glanz können wir sie erst im Herbst und Winter erleben, aber auch nun ist sie sichtbar, am Tageshimmel, obgleich nun ein unscheinbares Pünktchen und irgendwie unheimlich. Ich gehörte einer Generation an, die nicht das Glück hatte, Helena in den Frühlings- und Sommermonaten nachts zu sehen. Das Licht war fast so hell, dass man dabei lesen konnte und in klaren Nächten konnte die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet werden. Helena, obgleich Quelle vieler romantischer Inspirationen, galt heute vielen als Hort des Teufels, weil sie einen Planeten barg, von dem Angst ausging. Aurelia war natürlich mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Obwohl Aurelia ein Planet mit Leben war, war sie eine völlig andere Welt als New Earth. Es gab keinen Wechsel von Tag und Nacht auf Aurelia. Die Seite, die von Helena beschienen war, war immer die gleiche. Obgleich Helena eine sehr kleine Sonne ist, viel kleiner als unsere Sonne und gewissermaßen viel dunkler, stand sie wie ein riesiger Ball im Himmel von Aurelia. Sie stand immer an der gleichen Stelle im Himmel von Aurelia, da gab es nur kleine jahreszeitliche Schwankungen. Es gab Orte auf Aurelia, da stand Helena immer am Horizont, ein immerfort währender Sonnenaufgang oder, wenn man es anders sehen möchte, ein Sonnenuntergang ohne Ende. Helena würde ihren Planeten bescheinen, wenn unsere Sonne längst ausgebrannt war. Helena würde weit mehr als fünfzig Milliarden Jahre in der Form scheinen, wie sie es heute tat, während unsere Astronomen der Sonne keine fünf Milliarden Jahre mehr gaben. Ungemütlich wurde es hier schon viel früher. Dies waren aber Zeiträume, die für Menschen schlicht unvorstellbar waren und auch für Experten für Geschichte keinen Sinn machten. Geschichte betrachtete Zeiträume von bis zu einigen Tausenden Jahren. Unvorstellbar war es, dass es in Milliarden von Jahren noch Menschen gab, da konnte man sich wohl bemühen, wie man wollte. Es war nicht auszuschließen, dass in zwanzig Milliarden Jahre immer noch eine intelligente Spezies auf Aurelia lebte, vorausgesetzt die Bahn des Planeten um sein Gestirn war stabil, aber die Fortexistenz ein und derselben Kultur für so eine lange Zeit konnte ich mir nicht vorstellen. Die Ideologie eines jedweden Gesellschaftssystems schien immer auf die Ewigkeit ausgerichtet zu sein. Mit Gottes Hilfe war alles möglich. Gottes Reich war für die Ewigkeit gemacht; wir, hier unten, wurden auf die Ewigkeit vorbereitet, denn unsere menschliche Seele war unsterblich. Sie hatte einen Anfang, aber kein Ende. All dies glaubte ich nicht, aber als ich Arm in Arm mit der materialistisch erzogenen Paola der Brandung zuhörte, bekam ich die Sehnsucht den Moment in eine Ewigkeit zu wandeln. Ich
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