Auf Inseln (German Edition)
von einer organisierten Tat aus, sondern von einem gestörten Einzeltäter. Leiter der Arbeitsgruppe wird Julia Zoller.“ Er nennt noch zwei weitere Namen. Robert und Vanessa. Robert überkommt das Gefühl, das sein weiteres Leben hier an Bord ungemütlich werden könnte. Womöglich ist er von der Tat nicht schockiert, aber ihre Konsequenzen könnten ihm lästig werden. Peter Zoller war einer der Privilegierten hier an Bord, einer mit zwei Frauen. Robert wird die Gelegenheit haben, Julia Zoller kennenzulernen. Noch heult die Witwe von Peter Zoller, aber sie wird eine hartnäckige Untersuchung führen. Hugo Scheffener führt aus, dass psychologische Tests mit jedem durchgeführt werden. Von jedem solle ein Profil erstellt werden, um dem Psychopathen auf die Spur zu kommen. Auf die Rolle von Robert geht Hugo Scheffener nicht ein, aber eins ist klar: Er gehört nun zu einer Art Bordpolizei. Man hat ihn nicht gefragt, aber er kann nicht ablehnen. Reizvoll ist für ihn, mit Vanessa zusammenzuarbeiten, wenn auch ihre Rollen unklar sind. Peter Zoller war der leitende Ingenieur hier an Bord. Er war einer der Konstrukteure des Raumschiffs, war beteiligt am Bau des Watanabe-Antriebs. Man sagt, dass er jedes technische Detail in diesem Raumschiff kannte, was aber nicht möglich ist. Er führte ein luxuriöses Leben hier an Bord, mit zwei Frauen. Hugo Scheffener spekuliert noch über mögliche Motive der Tat, ihm fällt aber kein plausibles ein. Robert besitzt da ein bisschen mehr Einsicht. Vielleicht war es Neid auf die zwei Frauen, vielleicht war es ein Eifersuchtsdrama. Julia und Rita Zoller sind in Roberts Augen ausgesprochen attraktive Frauen. Die beiden gehören ab sofort zum freien Markt. Wäre es nicht konsequenter gewesen, Hugo Scheffener umzubringen, da dieser vier Frauen für sich beansprucht? Die Zusammenkunft dauert gut eine Stunde. Die Motive für den Mord liegen völlig im Unklaren. Ein sehr blutiger Mord. Warum hat der Mörder mit dem Küchenmesser mehr als zwanzig Mal auf das Opfer eingestochen?
Paul und Robert haben sich im Aufenthaltsraum C zurückgezogen. Es werden Zigaretten geraucht, sie greifen zu Schnäpsen, wirken beide verstört. Es ist weniger Betroffenheit als Ratlosigkeit, die Roberts Verfassung bestimmt. Paul ist offensichtlich entsetzt. Die Leiche im Kabinenkomplex der Zollers wurde recht schnell entdeckt. Florence Scheffener hat ihre Temperatur bestimmt. Zur Zeit der Messung hatte die Leiche praktisch noch Körpertemperatur. Jemand wie Peter Zoller war selten allein. „Hast du ein Alibi?“, fragt Robert Paul. Der verneint. „Damit gehörst du zu den Hauptverdächtigen!“ - „Und du?“ - „Ich habe auch keins“ - „Und mein Motiv?“ - „Neid, Peter Zoller war privilegiert. Vielleicht stehst du auf Rita und Julia“ - „Aber das ist doch pervers“ - „Das der Mörder in irgendeiner Weise pervers ist, konnte man an den Fotos wohl deutlich erkennen. Ich werde sie mir wohl auch öfters ansehen müssen. Es hat Spuren von einem Kampf gegeben. Aber warum hat man nichts gehört?“ - „Die Kabinen sind gut isoliert. Der Mörder muss auf eine passende Gelegenheit gewartet haben. Warum, glaubst du, hat Scheffener dich ins Ermittlungsteam gewählt?“ - „Einer muss es doch tun und im Übrigen habe ich nichts zu tun. Vielleicht bin ich aber auch wirklich so eine Art Hauptverdächtigter. Ich stehe unter Beobachtung, Julia wird mich testen, sie wird sehen, wie ich an die Untersuchung herangehe.“ - „Wieso solltest du ein Hauptverdächtigter sein. Der Mord kann auch von einer Gruppe ausgeheckt worden sein, deren Mitglieder sich gegenwärtig Alibis geben.“ Sie trinken weitere Schnäpse. „Ich hoffe meine Untersuchungsarbeit wird nicht dazu missbraucht, dass ich unsere Kollegen und Kolleginnen ab nun überwachen darf. Alles, damit sich ein verdächtiges Verhalten herauskristallisiert. In jeder Kabine werden Kameras installiert. Du weißt, ich bin ein großer Fan reizvoller Frauenkörper, aber das geht selbst mir zu weit.“ - „Es wird Regeln geben. Mit Sicherheit. Man wird dich in deiner Kabine in Ruhe lassen. Erst in einem Wiederholungsfall wird man vielleicht auf die Kabinenaufzeichnung zurückgreifen“ - „Bist du dir da sicher?“ Vielleicht ist der Mord nur ein Vorwand, um die Vorlieben eines perversen Voyeurs durchzusetzen.“ - „Glaubst du das im Ernst, Robert?“ - „In meinem neuen Job muss ich Phantasie zeigen. Dieser Job schmeckt mir gar nicht. Nein, ich habe
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