Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
Vom Netzwerk:
ich begab mich weiter zu den Quellen von Pilzschnitzeln, Koteletts und Gulasch, aber ohne für die mich typische Vorfreude. Die Welt der Schnitzel war eine Selbstverständlichkeit! Die Welt der Frauen, praktisch so unerreichbar wie eh und je, bereitete mir nicht so viel Kopfschmerzen. Es gab Selbstbefremdlichkeiten, ausgelöst durch den Cocktail, dessen Komponenten aber wiederum verhinderten, dass eine psychische Krise mit Panik und irrwitzigen Gedanken ausgelöst wurde. Das Zeug hatte wie gesagt auch seine guten Seiten. Ich konnte mich in Situationen wohlfühlen, die früher zumindest eine ambivalente Reaktion bei mir ausgelöst hätten. Ich schien, vielleicht für Außenstehende unmotiviert erscheinend, häufiger zu lächeln. Es war vermutlich so eine Art asiatisches Lächeln, das wenig über meinen Gemütszustand aussagte. Ich begab mich an die Stellen, wo es Schnitzel mit Pilzsauce und frittierte Kartoffel gab. Als Beilage schätzte ich einen gepflegten Salat. Paul kam mir vertraut und zugleich fremd vor. Vermutlich musste man sich an das Zeug gewöhnen, dann wäre die Transformation meines Ichs abgeschlossen. Wir diskutierten das, Peter hörte interessiert zu. Obwohl Paul weniger dazu neigte, sich selbst zu beobachten, war sein Log wesentlich ausführlicher. Er hatte unter anderem vermerkt, dass seine Fähigkeit Tod und Leben, Probleme im Go, zu lösen eingeschränkt war. Er brauchte für eine Lösung deutlich mehr Zeit. „Wir sind also dümmer geworden“, meinte er. „Vielleicht kannst du aber andere Sachen besser.“ Ich lächelte ihn an. Mir fiel übrigens nicht auf, dass er häufiger lächelte. „Du kannst vielleicht besser malen oder hast ein besseres Sprachverständnis“ - „Das bezweifele ich. Ich zittere hin und wieder und die Motorik scheint gestört.“ Da konnte ich ihm nur recht geben. Die Nebenwirkungen des Epsilon-Cocktails waren objektivierbarer. Vermutlich hatte mein Lächeln mit einer beginnenden Gesichtslähmung zu tun. „Na gut, Peter und der Rest der Welt ist uns nun geistig überlegen.“ Das bezweifele ich“, äußerte Peter kritisch und forderte Paul zu einem kleinen Go auf. Er wurde vernichtend geschlagen. „Die Fähigkeit Go zu spielen hat vergleichsweise wenig mit den allgemeinen Fähigkeiten unseres Intellekts zu tun. Es ist nur eine sehr spezielle Eigenschaft.“ Paul war da durchaus meiner Meinung. Wir hatten im Übrigen unser Speichel – Trockenheitsproblem. Mir lief das Wasser zusammen, als ich Margarete sah. Ich bestellte bei ihr das Übliche und lächelte sie an. Sie antwortete in dieser nicht ganz verständlichen Weise. Und machte einen Kussmund, wohl dokumentiert von den Kameras, die im Wirtshaus installiert waren. Sie trug ein buntes Kopftuch und trotzdem die Pracht ihrer Haare verborgen war, sah dieses Köpfchen bezaubernd aus. Das Kopftuch wirkte sexy, wie ein Dessous; im Grunde hatte es die gleiche Funktion. Die Art des Kopftuchs mochte signalisieren, um welchen Typ Frau es sich handelte. Der Klerikale am Monitor konnte dem Kopftuch weniger abgewinnen, da für ihn alles schwarz-weiß rüber kam. Sein Blick heftete sich wohl an Margaretes Hinterteil. Er freute sich über jeden Tanz, verfolgte jeden Flirt, jede Hand, die Kontakt zu Margarete suchte und insofern waren wir Seelenverwandte. Vermutlich zählte der Beobachter zu den Kunden von Margarete, obwohl ich mir keine Vorstellung machte, wie er es anstellen mochte, dabei unbemerkt zu bleiben. Er konnte sich ja schlecht an seinen freien Tagen hier unter die Leute in der Kneipe zu mischen. Möglicherweise steckte er mit seinen Kollegen unter einer Decke. Wurde Margarete erpresst? Womöglich war unser Beobachter der Zuhälter von Margarete, kassierte bei ihr ab und neben bei besprang er sie. Ich hatte keine Ahnung von der Welt der Klerikalen. Unser Beobachter mochte ein armer Wichser sein wie ich, ein kleiner Spanner, erfreut über jeden Einblick oder ihr Zuhälter, der im Prinzip nur an der Verfolgung der Kundenkontakte interessiert war. Die Zigaretten schmeckten etwas merkwürdig und die ersten Biere trank ich mit einiger Neugier. Drohten irgendwelche allergischen Reaktionen oder Schüttelkrämpfe, wenn unsere veränderten Gehirne mit Alkohol in Berührung kamen? Epileptische Anfälle, Fieberanfälle und heftiges Übergeben waren nicht ausgeschlossen. Man hatte uns gewarnt. Nichts desgleichen geschah, das Bier schmeckte nicht sonderlich anders als sonst. Im Gegenteil, es schienen sich gewünschte Wirkungen von

Weitere Kostenlose Bücher